Cyrion
sprangen beiseite und fielen auf den geborstenen Steinen hinter der Zisterne aufs Gesicht. Der dritte schien unentschlossen, dann machte er sich davon und verschwand in einem engen Bogengang am Ende des Hofes. Zurück blieben die fluchenden und zerzausten Diener aus Heruzala.
Es war offensichtlich, daß es sich bei dem Mädchen mit den weißen Händen um die Herrin des Hauses handelte. Und es schien, das man sie respektierte; denn der eine der unbotmäßigen Diener war geflohen, und die beiden anderen lagen regungslos vor ihr am Boden. Als sie wieder sprach, klang ihre junge Stimme messerscharf.
»Schande über euch. Ihr verdient Prügel. Wäre mein Vater noch am Leben, würde er euch auspeitschen lassen. Steht auf! Geht zu dem Herrn und seinen Begleitern. Bittet um Verzeihung.«
Der Junge, der die Prügelei angefangen hatte, hob den Kopf und berührte ihr Kleid. Es war aus schimmernder Seide und hatte dieselbe Farbe wie ihr Haar.
»Einer hat mich geschlagen«, beteuerte der Junge.
Das Mädchen mit dem topasfarbenen Haar sagte nichts, sondern schaute ihn nur an. Langsam erhob sich der Junge, und sein Freund tat es ihm gleich. Sie drückten sich um die leere Zisterne herum und warfen sich jetzt vor dem rothaarigen Mann auf dem Maultier zu Boden.
»Vergebung, Herr!«
»Vergebt uns!«
Der Rotschopf war eindeutig verwirrt.
»Gewährt«, murmelte er. »Jetzt steht auf und verschwindet.«
»Das geht leider nicht«, rief das Mädchen. »Zimir ist davongelaufen, aber diese beiden müssen sich um Eure Tiere kümmern. Sie sind die einzigen Diener, die wir haben.«
Der dickliche junge Mann kletterte steif und unbeholfen von seinem Reittier und übergab es mit offensichtlicher Besorgnis den beiden dienstbaren Geistern. »Aber laßt das Gepäck hier. Meine beiden Diener werden sich darum kümmern.«
Während Roilants muskulöser Begleiter cfen zwei Burschen und drei Maultieren in Richtung des schmalen Bogenganges folgte, beschäftigte sich der andere damit, das Lasttier abzuladen. Ihr Herr wandte sich um und betrachtete das Mädchen, eine schlanke Narzisse vor dem Hintergrund sonnendurchglühten Verfalls. Er schien keine Worte zu finden, und sie war es, die auf ihn zutrat, wobei sie sich so anmutig und geschmeidig bewegte wie eine Tänzerin.
»Roilant«, sagte sie leise. »Bist du es wirklich?«
»O ja«, versicherte er überflüssigerweise.
Sie lächelte zu seinem runden Gesicht hinauf.
»Wie du gewachsen bist. Als ich dich das letzte Mal sah, warst du ein Knabe, und jetzt bist du ein Mann. Und ich, habe ich mich verändert?«
Er wurde rot und wußte immer noch nicht, was er sagen sollte, und schien jetzt erst die fadenscheinigen Stellen an ihrem Kleid zu bemerken, das aus der Entfernung neu und kostbar ausgesehen hatte. Die jährliche Geldsumme aus Heruzala schien also anderweitig verwendet worden zu sein.
»Du bist«, bemerkte er mit einiger Anstrengung, »so schön wie immer.«
Ihre Augen weiteten sich, vielleicht wegen seiner Ungeschicklichkeit, aber sie lächelte immer noch. »Wenn ich es bin«, sagte sie, »dann nur aus Freude darüber, dich zu sehen. Ich dachte, du hättest mich vergessen. Ich bin so froh, daß ich mich geirrt habe.«
Seine Augen waren so müde, verquollen und verwirrt. Bestimmt wäre es nicht besonders klug gewesen, zu antworten:>Aber du weißt doch, daß du nach mir geschickt hast, eine Aufforderung, der ich nicht widerstehen konnte. Überredung durch Schwarze Magie. »Verzeih mir. Ich werde jemanden schicken, um das Badehaus zu heizen - auf die Art der Remusaner, erinnerst du dich? Und erinnerst du dich auch an die Geschichte? Daß eine remusische Legion dort einen Schatz vergrub. Du und ich, wir haben danach gesucht. Aber leider fanden wir kein Gold.« Sie streckte eine ihrer weißen Hände aus, um ihn am Arm zu berühren, zog sie aber verschämt wieder zurück. Sie besaß keinen Schmuck, außer ihren Augen, dem Haar, den perlweißen Zähnen, der weißen, makellosen Haut. »Deine Gastgeberin fürchtet, daß sie zuviel schwatzt. Aber sie ist so froh - oh, Roilant, es ist so wunderbar, daß du gekommen bist. Bitte. Tritt ein. Und -«, sie senkte die goldenen Wimpern - »sieh über das Unabänderliche hinweg. Es ist nicht mehr so, wie zur Zeit von Fürst Gerris. Nicht einmal wie zur Zeit meines Onkels.«
»Wenn du mich heiratest, brauchst du dir darüber keine Sorgen mehr zu machen«, bemerkte er überaus zartfühlend.
»Nein«,
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