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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Pudding?«
    »Ich denke«, erwiderte der andere langsam, »daß ich kein völliger Narr bin.«
    »Aber ein fülliger Pudding. So eine Menge schönes saftiges Fleisch, sollte er jemals einem Raubtier zwischen die Tatzen geraten.«
    »Mevary!« ermahnte sie ihn in scharfem Ton. Aber er schaute ihr in die Augen und lächelte. Sie liebten sich, und er hatte keinen Grund, ihren übernatürlichen Zorn zu fürchten, wie es die drei Burschen zu tun schienen, nicht solange er sie befriedigte. Und offenbar befriedigte er sie. Sogar ohne daß sie es beabsichtigten, flossen ihre Körper aufeinander zu, wie Pflanzen unter Wasser.
    Dann hoben sich die gelben Augen und er sagte: »Ich nehme an, der Bursche da ist dein Diener.«
    Der Kopf mit der rötlichgelben Haarpracht fuhr herum. Roilants Diener stand tatsächlich neben einem der trockenen Springbrunnen und hatte das Gepäck vor sich auf dem Boden liegen.
    »Zwei Männer haben mich begleitet.«
    »Dann können sie gleich wieder verschwinden. Wir können sie hier nicht unterbringen. Sie sollen zusehen, daß sie im Dorf Platz finden, und du kannst das bezahlen, was sie verzehren. Glaubst du wirklich, daß wir es uns leisten können, dich und deine erbärmlichen Fächerschwinger durchzufüttern?«
    »Schon gut.« Roilant hatte Mevary angestarrt und dabei die Luft angehalten, bis sein Gesicht knallrot wurde. »Und wird man mir die Gnade eines Zimmers erweisen oder übernachte ich in der Zisterne?«
    »In der Zisterne logiert schon eine stattliche Anzahl von Eidechsen. Du kannst das Zimmer haben, in dem mein Vater gewohnt hat. Ich hoffe, es wird dir gefallen«, meinte Mevary zuckersüß. »Es wird behauptet, daß er nachts hier herumspukt.«
    Roilant genoß das Bad nach Art der Remusaner, wenn das Wasser auch nur noch lauwarm war. Es gab nur einen wirklich unangenehmen Zwischenfall. Von plötzlicher Sorge um das Wohlbefinden seines Cousins getrieben, nahte Mevary, so leise wie eben möglich. Aber wie es schien, hatte der ingwerhaarige Trottel zumindest ein gutes Gehör, denn er hatte sich bereits von Kopf bis Fuß in ein weites Gewand gehüllt, das erfolgreich alles verdeckte, was er nicht preisgeben wollte. Mevarys offensichtlicher Versuch, ihn in all seiner schwammigen Nacktheit zu überraschen, war fehlgeschlagen. Sich ermorden zu lassen war eine Sache, gedemütigt werden eine andere.
    »Jobel hätte kommen und dich abschaben sollen. Aber wahrscheinlich gab es ohnehin nicht genügend Dampf«, sagte Mevary. »Was für ein erbärmliches Haus dies ist. Wir essen bei Sonnenuntergang auf der Dachterrasse. Wie mir aufgefallen ist, hast du gar nichts von deinem Wein getrunken. Hast du Angst, daß wir dich vergiften wollen?«
    Der verhüllte Badbenutzer bedachte ihn mit einem düsteren Blick.
    »Ja.«
    »Oh. Dann sollst du einen Vorkoster haben. Dassin wird das übernehmen. Wenn du nicht aufpaßt, ißt er dir alles weg. Aber wirklich, geschätzter Cousin, es hätte auch Gift im Badewasser sein können. Oder in dem Gewand. Vielleicht wurde es auch auf die Delphine am Boden gesprüht und wartet nur darauf, daß du mit deinen formlosen, kleinen rosigen Füßchen darübertrippelst.«
    Besagte Füße, obwohl weder klein noch formlos oder rosig, verharrten unbeirrt auf den Delphinen aus verwaschenen grünen Mosaiksteinen.
    »Meine Verlobte«, sagte der Besitzer der Füße. »Warum hat sie ihre Apanage nicht darauf verwendet, das Haus instandzusetzen oder sich selbst ordentlich zu kleiden?«
    »Glaubst du wirklich, das rührende Sümmchen, das du ihr jedes Jahr zukommen läßt, würde so weit reichen?«
    »Es hat gereicht, um dich auszustaffieren.«
    »Schon. Aber sie mag mich.« Mevary glitt wie eine unheimliche Mischung aus Wolf und Katze um das Becken herum und umkreiste das verkrampfte Stoffbündel, das seinen Cousin beinhaltete. »Es ist schade, daß du immer noch vorhast, Cousine Eliset zu heiraten. Sonst hätte ich -« Mevary machte eine bedeutungsvolle Pause - »sie vielleicht genommen. Du weißt natürlich, daß du nach der Eheschließung mit ihr hier leben mußt? Hier, mit Eliset und mit mir, herzliebster Cousin Roilant.«
    Der herzliebste Cousin Roilant erklärte, daß er nichts dergleichen wisse.
    »Du würdest sie töten, wenn du sie mitnimmst. Ihr das Herz brechen. Gerris liegt hier begraben, ganz zu schweigen von meinem eigenen betrauerten Vater. Lebende Verwandte, tote Verwandte - wie könnte sie es über sich bringen, sich von uns allen zu trennen?«
    Ohne eine weitere Antwort

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