D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)
Mediator, und so oblagen ihm auch die notwendigen Berichtspflichten.
»Wir haben sie einigermaßen im Blick, Direktor.«
»Einigermaßen klingt nicht ganz so überzeugend, wie ich mir das vorgestellt habe.«
»Manche Maßnahmen funktionieren nicht, da ihre Implantate sie sofort warnen würden. Wir müssen daher konventionellere Methoden wählen.«
Olson hob die Augenbrauen. »Konventionell?«
»Richtige Agenten, die sie auf ganz, ganz altmodische Art und Weise beschatten. Jedenfalls ist die Überwachung nicht lückenlos und ich kann nicht behaupten, dass wir über den Inhalt eines jeden Gesprächs Bescheid wissen. Was wir wissen, ist, dass Thrax seiner Mannschaft freie Hand gegeben hat, ihr Schicksal selbst zu bestimmen.«
»Hm«, machte der Direktor. »Das ist doch eine gute Nachricht, oder?«
Manoldi wiegte den Kopf.
»Ja, eigentlich schon. Andererseits haben die Offiziere des Schiffes sehr zielgerichtete und wohlüberlegte Aktivitäten an den Tag gelegt. Thrax hockt seit Tagen in der Interceptor. Was er genau macht, wissen wir nicht. Wenn wir unsere Instrumente auf das Schiff richten würden, gäbe es sofort Alarm. Skepz hat ihre Verwandten besucht. Das Gespräch lief wie erwartet. Es war recht offen und unverblümt. Jedenfalls wird es ihre Begeisterung für ein Leben auf der Erde nicht erhöht haben.«
Olson verzog sein Gesicht.
»Ich muss zugeben, dass ich kein Problem damit hätte, wenn wir sie loswerden würden«, sagte er. »Ich bin nicht ihr größter Fan.«
Manoldi hielt es für richtig, auf diese Bemerkung nicht weiter einzugehen, sondern fuhr mit seinem Bericht fort.
»Lachweyler hat sich für die Hondhisten interessiert und einen ihrer Tempel besucht. Er war aber nicht lange drin. Auch er sitzt seitdem Tag und Nacht in der Interceptor und brütet irgendwas aus. Wir haben Hinweise in den alten Akten gefunden, dass Hondhismus in seiner Familie eine lange Tradition hat. Vielleicht hatte er spirituelle Fragen zu klären. Wenn ja, scheint es nicht so zu sein, als habe er die notwendigen Antworten gefunden. Zumindest ist das unser Eindruck.«
Olson schaute den Sicherheitsminister an und dieser nickte unmerklich. Der Chinese war kein Mann vieler Worte.
»Dann wäre da noch der Chefingenieur, dieser Spoon. Der war Einkaufen. Tatsächlich hat er so gut eingekauft, dass die Konten unserer vier Helden alle in den Kreditrahmen gerutscht sind, den wir freundlicherweise eingeräumt haben. Es gab aber keine Warenlieferung. Wir haben nachher herausfinden können, dass Spoon uralte Datennadeln gekauft hat, aus seiner Zeit, und der Händler konnte nicht sagen, was da eigentlich drauf war – außer, dass Spoon wohl starkes Interesse an ihnen zeigte, was den Preis offenbar hochgetrieben hat. Seitdem …«
»… sitzt auch der Ingenieur in der Interceptor und brütet etwas aus?«, vervollständigte Olson mit einem fragenden Unterton.
»Das ist zutreffend.«
»Gut. Was brüten sie aus?«
»Wir wissen es nicht.«
»Wie finden wir es heraus?«
»Ich weiß es nicht.«
Olson klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Das sind alles keine zufriedenstellenden Antworten, Mediator. Ich habe mir von Ihnen ein wenig mehr erwartet. Reden die mit Ihnen?«
»Oh ja. Die Termine werden eingehalten. Es sind nicht immer alle da, aber wir reden.«
»Und?«
Manoldi zuckte mit den Achseln.
»Die anderen Besatzungsmitglieder machen alles Mögliche, einige sind seit Tagen nur am Feiern. Sie wissen entweder nicht, was ihre Chefs tun oder es interessiert sie nicht. Ich glaube, einer oder zwei haben sich bereits innerlich von ihrem Dienst auf der Interceptor verabschiedet und nur den Absprung nicht geschafft.«
»Ermuntern Sie sie.«
»Das tue ich.«
Olson seufzte und stellte das Getrommel ein. Er sah Bi Rong auffordernd an, der einige Sekunden brauchte, um aus seiner wortkargen Starre zu erwachen.
»Ich schätze sie noch nicht als Sicherheitsrisiko ein. Sie sind ungewöhnlich und wir müssen sie im Auge behalten, aber ein Risiko …? Es sind intelligente Menschen, keine Psychopathen. Ihr Schiff ist unbewaffnet. Die meisten Menschen betrachten sie mit einem milden Interesse, mehr nicht. Eine lebende Kuriosität. Gut, um ein interessantes Gespräch zu führen. Spannend, sich damit zu brüsten, mit einem von ihnen gebumst zu haben. Originell für alle, die Direktor Olson nicht mögen und sich freuen, dass er in Verlegenheit gebracht wurde.«
Bi Rong sprach den letzten Satz mit einer Kälte aus, die jedes Quäntchen
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