Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
Energieleitungen – zumindest hielt Roarke sie dafür – verbanden es mit den Wänden. Er lauschte und vernahm ein sehr, sehr leises Summen. Das Gerät war vollständig verkleidet, fugenlos und von mattgrauer Farbe. Roarke hatte keine technische Ausbildung genossen, aber er war sich ziemlich sicher, so eine Anlage noch nie zuvor gesehen zu haben. Sein suchender Blick fand weder Kontrolltafel noch sonst irgendwelche Armaturen, keine Schirme oder Anzeigen, Betriebslichter, gar nichts. Das Ding, selbst gut acht Meter hoch und im Durchmesser reichlich drei Meter an der dicksten Stelle, stand einfach so da.
    Es war auch sonst niemand im Raum, Roarke war allein.
    Er wanderte die Galerie entlang, bis er an eine weitere Treppe stieß, die auf den Boden führte. Mit größerem Mut und weniger Vorsicht kletterte er hinab und stand schließlich vor dem Gerät, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete es von allen Seiten, ohne dass sich daraus für ihn neue Erkenntnisse ergaben.
    Er hatte es einmal umschritten, dann kam er zu dem Schluss, dass er auf diese Art und Weise keine weiteren Einsichten erlangen würde. Er tat das, was man ihm aufgetragen hatte, holte das Ei erneut hervor, fasste es mit beiden Händen an und drehte die eine Hälfte sanft gegen die andere. Es gab ein fast unhörbares Klicken, als sich die Hälften voneinander lösten. Er nahm die eine, suchte eine geeignete, im Schatten liegende Stelle unten am Fuß des Geräts, für den zufälligen Beobachter so gut wie nicht einsehbar, und drückte sie mit der flachen Seite gegen die Oberfläche. Er sah interessiert zu, dass das halbe Ei sofort die Farbe des Dings annahm, mattgrau, und nun mit bloßem Auge nur noch zu erkennen war, wenn man ganz genau wusste, dass es dort angebracht war.
    Die andere Hälfte steckte er wieder in die Tasche, wie ihm aufgetragen worden war.
    Sein Werk war vollbracht.
    Zeit zu gehen.
    Roarke ging zurück zur Treppe, stieg zur Galerie empor.
    Als er oben angekommen war, öffnete sich die Tür, die hoch zum Gebäude führte.
    Roarke blieb wie angewurzelt stehen. Er musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass es für ihn hier kein Versteck gab. Die Wand war fugenlos. Er war kein Superagent, der sich über das Geländer schwingen konnte – mal abgesehen davon, dass man ihn trotzdem gut sehen würde, wie er da albern in der Luft baumelte.
    Es war zu spät – und wäre zu laut – die Metalltreppe wieder herunterzurennen und sich hinter dem Ding zu verbergen.
    Also holte Roarke tief Luft und blieb einfach stehen.
    Aus der Tür trat ein Hondhist, angetan mit seiner Priestertunika. Er schien in Gedanken versunken zu sein, sodass er Roarke auf den ersten Blick gar nicht erkannte. Dann sah er auf, seine Augen weiteten sich vor Erstaunen und Unverständnis und er blieb unvermittelt stehen.
    Roarke tat nichts, um den Mann zu provozieren. Er hob lächelnd die Hände, zeigte, dass sie leer waren, er keine Waffe trug. Dann sagte er laut in die Luft:
    »Sie haben mich!«
    Er fühlte, wie das halbe Ei in seiner Tasche warm wurde und ein Zischen abgab. Diesmal wusste Roarke, was passiert war. Das Gerät verformte sich zu einem nutzlosen Klumpen Metall, der dabei die Gestalt eines kleinen Tiers annahm, wie ein Talisman oder ein Anhänger. Ein sinnloses Schmuckstück, das jemand aus alter Gewohnheit mit sich trug, vielleicht, weil ein Kind es ihm einst geschenkt hatte, das nunmehr von ihm erwartete, es jederzeit vorzeigen zu können. Was man eben so tat und nicht mehr unterließ.
    Roarke hatte das Risiko gekannt und war es sehenden Auges eingegangen.
    Der Priester hob einen Kommunikator an seinen Mund.
    »Hier ist Tulak. Wir haben einen Eindringling beim Generator. Verständigen Sie das Sicherheitsministerium.«
    Roarke vermeinte, eine knappe Bestätigung zu vernehmen. Er blieb abwartend stehen.
    Der Priester schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Er trug wohl auch keine Waffe, andererseits schien er nicht gewillt, Roarke einfach gehen zu lassen. Ehe dieser eine Entscheidung treffen konnte, wurden weitere Schritte hörbar.
    Drei Personen – ein Mann, zwei Frauen – traten auf die Galerie, zwei von ihnen trugen die Uniform eines Sicherheitsdienstes und hielten Schockstäbe in den Händen. Damit war die Sache erledigt.
    Roarke entspannte sich und hoffte, er würde nicht allzu viel ausplaudern, ehe die Besatzung der Interceptor die Daten des angeklebten Geräts auswerten konnte. Hoffentlich blieb auch genügend Zeit und Gelegenheit, mit dem

Weitere Kostenlose Bücher