Da gewöhnze dich dran
einem Versprechen zum Zug geschickt hat.
Auf der Wiese neben Mörtels Schrebergarten baut Bunke eine mit Wasser gefüllte Flasche auf und legt einen Ball dazu. Er pfeift durch die Zähne, alle gucken, alle rufen: «Super Idee!», «Yes!» und «Bin dabei!». Sie wissen sofort Bescheid, was das bedeutet – nur ich habe keine Ahnung, was jetzt passiert.
«Flunkyball», antwortet Alina auf meine Frage, steht auf, zieht Schnecke mit sich, die mit ihr auf der Hollywoodschaukel saß. Gemeinsam gehen wir durch das kleine, schmiedeeiserne Tor zur Wiese. In zehn Metern Entfernung von der Flasche stehen auf der einen Seite bereits Bunke, Mörtel, Katrin und Lucy, auf der anderen Seite Rosi, Kinga, Kerstin und der wieder aufgetauchte Willi, zwei Mannschaften à vier Leute, alle mit einer vollen Flasche Bier in der Hand. Es stellt sich schnell heraus, was die Regeln sind: Abwechselnd ist die eine und die andere Mannschaft dran, die Flasche in der Mitte des Spielfeldes umzuwerfen. Trifft Mannschaft A, kann Mannschaft A saufen, jeder von seinem Bier – so lange, bis B die Flasche wieder aufgestellt und den Ball geholt hat. Gewonnen hat das Team, dessen Mitglieder als Erste allesamt ihr Bier ausgetrunken haben.
Bunke, Mörtel und Lucy sind gut im Rennen, sie haben einen Zug wie zehn Russen, nur Katrin hat Probleme: Sie saugt wie ein Kleinkind an der Flasche, ihr Bier schäumt und kommt ihr fast aus der Nase wieder heraus. Sie schluckt und rülpst und hält sich mit spitzen Fingern die Nase zu. Jetzt nur nicht nachgeben, das Zeug muss runter. Auf der anderen Seite rennt Kinga zur Mitte und richtet die Flasche wieder auf, pflockt sie mit kräftigem Armschwung in den Rasen, als platziere sie einen Zaunpfahl; Rosi läuft derweil nach dem Ball, der günstig abgeprallt ist und in nur zehn Meter Entfernung zu Füßen des klatschenden Publikums liegt. Mit einer Hand greift sie ihn, rennt gebückt zurück zu ihrem Team und ruft: «Stopp!»
Auf der Gegenseite setzen die vier Trinker ab, Katrin hustet. Die Flaschen sind noch halb voll, aus Katrins quillt der Schaum. Es braucht eine nächste Runde, um den Sieger zu ermitteln, so schnell kann schließlich keiner trinken. Nun sind Rosi, Kinga, Kerstin und Willi dran. Kerstin holt aus und ballert mit gezieltem Wurf die Flasche um, die fliegt hoch in die Luft, der Ball driftet ab und verschwindet auf der anderen Seite der Wiese in einem Johannisbeerbusch. Sofort setzen die vier ihre Bierflaschen an. Sie haben einen guten Zug, der Ball ist im Nirwana, das sieht nach einem Start-Ziel-Sieg aus. Bunke sprintet zum Busch, Lucy nach der Flasche. Mit halbem Körper hängt er in den Beeren, ruft: «Wo ist denn dieser Scheißball?» Rosi, Kinga und Kerstin exen und exen, das sieht gut aus. Willi ist sogar schon fertig, er brauchte nur zwei Schluck. Spiel, Satz und Sieg Rosi, Kinga, Kerstin und Willi.
Mit zerkratzten Armen schält Bunke sich aus den Johannisbeeren. Den Ball hat er immerhin gefunden, nur genützt hat es ihm nichts. Ich sehe auf mein Handy. Immer noch keine SMS von Björn. Gestern habe ich ihn angerufen. Der erste Ruf ging durch, beim zweiten drückte er mich weg – vielleicht war auch der Akku leer, denn als ich es ein drittes Mal probierte, ging nur die Mailbox ran.
«Revanche!», ruft Mörtel, der zum Spiel bislang wenig beigetragen hat, außer herumzustehen und zu saufen. Doch die Frauen winken ab. Eine Flasche reicht ihnen erst mal, es hat ja noch nicht einmal etwas zu essen gegeben.
Bunke kommt zu mir und stupst mich mit der Faust an der Schulter. Er stupste auffällig häufig in den vergangenen Stunden. «Jetzt du», sagt er.
«Wir sind dabei», sagt Schnecke, die mit Alina hinter mir steht.
Bunke und Mörtel treten noch einmal an. Wir holen uns Iosif ins Team, die beiden Jungs ziehen Hegel und Kaleu an Land. Schnell wird klar: Hegel ist der Schwachpunkt des Teams. Er kann zwar Grills anzünden, aber er kann nicht trinken, er versteht die Spielregeln auch nicht recht. Die anderen haben immer schon angesetzt, da hat er erst begriffen, was Sache ist, dreht sich einmal um die eigene Achse und sucht seine Flasche. So wird das nichts.
Wir hingegen sind sofort eingespielt: Schnecke haut beim ersten Mal die Flasche weg, auch Alina trifft. Ich verwerfe, aber Iosif holt die Kohlen aus dem Feuer. Am Ende gewinnen wir mit vier Flaschenwürfen und ohne Aufstoßen. Dann gibt es Würstchen.
Mir ist leidlich schwindelig, als ich mich mit meinem Pappteller grazil in die Hollywoodschaukel
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