Da haben wir den Glueckssalat
Haustür zuschlagen. Julia, Madeleine und Coco sehen so erschüttert aus, wie ich mich fühle.
» Sie hat recht«, sage ich schließlich. » Sie hat völlig recht.«
Julia sieht mich an. » Du solltest…«
Ich nicke. » Ja, ich weiß.«
Als ich die Haustür öffne, steht Angie unten an der Treppe und zündet sich eine Zigarette an.
» Angie!«, rufe ich und flitze die Stufen hinunter. » Angie, du hast recht. Ich weiß, dass du recht hast. Ich werde es versuchen. Das verspreche ich.«
Angie nimmt einen Zug von ihrer Zigarette, ohne mich anzusehen. » Tut mir leid, dass ich gerade die Nerven verloren habe. Das sieht mir überhaupt nicht ähnlich.«
» Nein, das war genau das Richtige.«
Angie grinst ironisch. » Genau darum sieht es mir ja überhaupt nicht ähnlich.«
» Danke«, sage ich.
» Müssen wir uns jetzt umarmen oder so was Unangenehmes?«
» Ja«, sage ich. » Müssen wir.«
Angie verdreht die Augen, aber wir nehmen uns in den Arm und drücken uns fest. Angie ist viel zarter als ich. Dabei denke ich immer, sie ist größer und breiter aufgrund ihrer Persönlichkeit, aber tatsächlich ist sie so dünn, dass ich ihre Rippen und Schulterblätter spüren kann. Sofort ist mein Beschützerinstinkt geweckt.
» Können wir jetzt mal über dich reden? Kannst du mir sagen, was mit dir los ist?«
» Scheiße, nein«, erwidert sie. » Im Moment ist sowieso alles gut. Ich bin in einer halben Stunde mit Ali verabredet. Bis später.« Sie winkt mir zu und schlendert davon.
Ich gehe wieder die Treppe hoch, als ich eine Stimme hinter mir höre.
» Pia!«
Ich drehe mich rasch um. Es ist… Bianca?
Was will die denn hier?
» Du bist okay«, sagt sie erleichtert. » Als heute keine Twitter-Meldungen von dir kamen, dachte ich schon…«
Plötzlich sehe ich, dass sie völlig von der Rolle ist: bleich, verstört, die Augen mit Wimperntusche verschmiert. Sie sieht die Straße rauf und runter und läuft rasch die Treppe zu mir hoch. Dann schiebt sie mich ins Haus, wo sie die Tür hinter uns schließt.
» Cosmo«, sagt sie. » Soviel ich weiß, hat er dir auch Geld geliehen. Es tut mir schrecklich leid, dass ich dich auf ihn gebracht habe, Pia, wirklich…«
» Was?«
» Ich verschwinde«, sagt sie mit zitternder Stimme. » Ich habe mir von ihm über achtzigtausend geliehen als Startkapital für meinen Truck. Ursprünglich wollte ich nur selbst gemachte Kuchen anbieten, ich schwöre, aber dann hörte ich von deiner Idee mit der kohlenhydratarmen und proteinreichen Ernährung. Ich wusste, dass das funktioniert, also habe ich dich kopiert. Egal, jedenfalls bin ich bereits eine Rate im Rückstand, und ich kann nicht… ich kann Cosmo nicht mehr unter die Augen treten. Meine Umsätze sind nicht so hoch, wie ich erwartet habe, und Cosmo hat bereits die Zinsen erhöht, und dann hat er… Ich werde nie…« Sie schluckt nervös, unfähig, die Worte herauszubringen.
» Hat er dir was getan?«, sage ich schließlich. » Nicky? War es Nicky?«
» Nicky? Nicky ist der nette Junge«, entgegnet sie und nimmt mit zitternden Händen eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Umhängetasche.
Bianca ist nicht durcheinander, sie hat Angst, eine Riesenangst.
» Wo willst du hin?«, frage ich.
Sie schüttelt den Kopf. » Ich wollte dir nur sagen, dass du vorsichtig sein sollst. Jonah hat mir erzählt, dass du dir auch Geld von Cosmo geliehen hast. Verpass bloß keine Rate, nimm dich vor Cosmo in Acht, und lass ihn vor allem nicht in euer Haus. Okay?«
» Okay«, sage ich.
» Versprich es mir!«, sagt sie. » Cosmo ist nicht das, was er zu sein scheint. Gib einfach Nicky immer pünktlich das Geld und bring es schnell hinter dich, damit du ihn loswirst.«
» Ich verspreche es«, sage ich. » Sorry, aber warum erzählst du mir das eigentlich alles? Das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, warst du nicht gerade mein größter Fan.« Ich zögere kurz. » Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du in jener Nacht meinen Truck demoliert hast.«
Bianca seufzt. » Ich habe nicht so viele… Freundinnen. Das ist halt so. Und ja, das mit dem Truck war ich. Es tut mir auch nicht leid, das war die Rache für die Eunuchen. Aber dass ich verantwortlich dafür bin… so einen… so etwas in dein Leben zu bringen…« Sie fröstelt. » Ich musste dich einfach warnen.«
Und damit öffnet sie die Haustür, nimmt zwei Stufen auf einmal die Treppe hinunter und springt in ein wartendes Taxi.
Jetzt weiß ich, was ich zu tun habe.
Ich muss härter
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