Da haben wir den Glueckssalat
Agavensirup und einen fettfreien griechischen Joghurt.
» Danke, große Pia!«, ruft Gabe.
Lina und ich müssen lachen. » So nennen wir Sie bei uns zu Hause, damit es keine Verwechslung mit der kleinen Pia gibt«, erklärt Lina.
» Mich hat noch nie jemand als groß bezeichnet«, sage ich. » Das gefällt mir.«
Ich bin an diesem Morgen so sehr beschäftigt, dass ich kaum etwas von meiner Umgebung wahrnehme, obwohl ich schwören könnte– ich meine so richtig, bei meinem Leben–, dass ich irgendwann Aidan habe vorbeigehen sehen. Mein Herz schlug sofort bis zum Hals, aber einen Moment später war er schon wieder verschwunden. Das ist schon das fünfzigste Mal, dass mir das passiert ist, seit ich bei unserem Date ausgeflippt bin.
Ich schüttle den Kopf, um die Gedanken an Aidan zu vertreiben, bevor ich die nächste Kundin bediene, eine junge Frau ungefähr in meinem Alter, die in ihr Handy schreit.
» Scheiße, nein, ich ruf ihn nicht zurück! Das war das schlimmste Date aller Zeiten! Mein Leben ist im Moment schon schwierig genug, okay? Gut, Schatz, bis später, ciao.«
Sie legt auf und sieht zu mir hoch.
» Der Kerl, mit dem ich gestern Abend verabredet war, hat um zehn seine Mutter angerufen, um ihr Gute Nacht zu sagen. Er ist neunundzwanzig. Ich habe ihn gefragt, ob ich ihm die Windel wechseln soll. Er sagte, nein, er könne sich mittlerweile allein den Po abwischen. Und darauf war er auch noch stolz.«
Ich muss so sehr lachen, dass ich kaum imstande bin, ihre Bestellung auszuführen. Gott, ich liebe die Menschen. Und ja, ich weiß, dass das total abgedroschen klingt. Aber die meisten Leute sind einfach so lustig und nett. Ich würde in einem Job, in dem ich den ganzen Tag keinen persönlichen Kontakt zu anderen Menschen habe, zugrunde gehen. In einer Bürozelle arbeiten? Mit der Außenwelt nur über E-Mail kommunizieren? Vergesst es. Ich bin für diesen Job hier geboren!
» Lass mich rein!«, ruft eine Stimme. Es ist Jonah. Er steigt in den Truck und nimmt sofort seine unkomplizierte » Ich bin hier, um zu helfen«-Haltung an, für die ihn die Kunden einfach lieben.
» Kriegt man ihn zum Dessert dazu?«, fragt die Frau mit dem fürchterlichen Date.
» Klar doch«, erwidert Jonah und schenkt ihr sein bestes Lächeln. » Aber ich bin zuckersüß.«
» Oh, ich denke, das ist okay.« Sie miaut förmlich. Widerstrebend nimmt sie ihr Frühstück und geht.
» Superspruch, Jonah«, sage ich. » Okay, mehr arbeiten, weniger flirten.«
» Ja, Boss«, erwidert er. » Hallo, Sir! Wie kann ich Ihnen helfen?« Er wendet sich dem nächsten Kunden in der Schlange zu.
» Ich habe eigentlich gehofft, von ihr bedient zu werden«, sagt der Mann, einer meiner Stammkunden – ein pummeliger Buchhalter in einem billigen Anzug, leicht verschwitzt.
» Sie hat gerade zu tun, aber sie lässt Ihnen beste Grüße ausrichten«, erwidert Jonah schlagfertig.
Der Buchhalter ignoriert ihn. » Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich zehn Pfund abgenommen habe, seit ich vor drei Wochen angefangen habe, bei Ihnen zu kaufen!«, verkündet er triumphierend. Ich beuge mich hinaus und klatsche ihn ab.
» Hey, das ist unglaublich! Super! Danke für die Rückmeldung!«
» Nein, ich habe zu danken. Ich habe schon jede Diät ausprobiert, die es gibt!«
Lächelnd wende ich mich an die Kundin hinter ihm. Es ist die Grub Street Bloggerin Becca.
» Hi!«, sagt sie. » Können Sie mir ein kurzes Statement geben, wie Sie sich fühlen, nachdem Sie für den Vendy Award nominiert sind?«
» Wow! Ich bin was? Ich meine… Ich bin nominiert?«
Becca fängt an zu lachen. » Das ist eine ziemlich große Sache, wissen Sie. Das ist praktisch der Oscar in der Welt der mobilen Gastronomie. Okay, ich starte jetzt die Aufnahme… Sprechen Sie lauter, wegen des Verkehrslärms.«
» Oje, spontanes Denken ist nicht gerade meine Stärke«, sage ich. Aber bevor ich überhaupt Zeit habe, in Panik zu verfallen und einen übersäuerten Magen zu bekommen vor lauter Lampenfieber, leuchtet das kleine rote Lämpchen auf. Also beginne ich zu reden. » Ich bin Pia vom SchlankMobil, und ich fühle mich geehrt, dass ich für den Vendy Award nominiert bin. Das beweist, dass die New Yorker sich einen Food Truck wünschen, der genauso viel Wert auf ihren Poumfang wie auf ihre Geschmacksnerven legt! Vorwärts, SchlankMobil!«
Ich muss viel lauter gesprochen haben, als ich dachte, denn die ganze Schlange fängt plötzlich an zu jubeln und zu pfeifen. Ich werde rot. Ups.
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