Da haben wir den Glueckssalat
schuften, als je ein Mensch zuvor es getan hat.
24
Das ist es.
Mein letzter Arbeitstag im Schatten meiner Schulden.
Die beiden letzten Zahltage liefen reibungslos: Ich öffnete mit den Mädels zusammen die Tür, übergab Nicky den Umschlag, sah zu, wie er das Geld zählte und anschließend wieder ging. Ohne ein Wort zu sagen.
Ich habe jeden Tag zwölf Stunden gearbeitet, sieben Tage in der Woche, mit Jonah (meinem neuen Angestellten) an meiner Seite.
Und die Mädels haben mich auch unterstützt. Julia hilft mir abends, Toto sauberzumachen, Madeleine hilft mir bei den Vorbereitungen, Coco erfindet ständig neue unglaubliche, fettarme Backrezepte, und Angie benutzt heimlich die Kontakte ihrer Chefin, um jeder Feinschmeckerzeitschrift und -Homepage in New York Spezialangebote zu machen, was zu einer Sintflut an Reaktionen des Who’s Who in Manhattans Schlemmerszene führte, einem Bericht in der New York Times vergangenen Sonntag und im Page Six Magazine der New York Post am Mittwoch. Da klingelt die Kasse!
Und heute ist der letzte Freitag vor der großen Abschlusszahlung an Cosmo, und ich habe die zehntausend Dollar zusammen.
Die ganze Summe.
Bis auf den letzten Penny.
Da ich Schiss habe, jemand könnte in unser Haus einbrechen, und ich müsste dann aus dem Nichts zehntausend Dollar auftreiben, lege ich das Geld nachts immer unter mein Kopfkissen und trage es tagsüber ständig mit mir herum. Im Moment liegt es sicher verstaut unter Totos Beifahrersitz. Man sieht überhaupt nicht, dass es da ist.
Ansonsten läuft es auch super– na ja, größtenteils. Coco hat ihr Pille-danach-Eric-Trauma überwunden. Julia hatte ein Date mit Mason, dem Mann, den sie in der Karaoke-Bar kennengelernt hat, und ist so glücklich wie nie, seit wir nicht mehr auf dem College sind. Angie ist immer noch mit Ali zusammen, verbringt aber auch erstaunlich viele Abende zu Hause mit uns. Selbst Madeleine macht einen zufriedenen Eindruck. Ihr wisst schon, für Madeleine.
Im Moment bin ich mit Toto unterwegs nach Manhattan. Ich fahre über die Brooklyn Bridge, die Sonne spiegelt sich in den Wolkenkratzern und bringt Manhattan zum Funkeln. Es ist inzwischen mein Manhattan, mein Brooklyn, mein New York. Zum ersten Mal überhaupt habe ich das Gefühl dazuzugehören… als könnte ich in Zukunft, falls ich Glück habe, das Leben führen, das ich mir wünsche.
Plötzlich fällt mir ein Satz aus Das Beste von allem ein, jenem Buch, das ich mir vor einer Ewigkeit aus unserer Bibliothek (dem Bücherschrank im Wohnzimmer) geliehen habe.
Es war wie ein Traum, in dem man alles haben konnte, was man wollte, solange man sehr, sehr vorsichtig war.
Genau so fühle ich mich.
Zum ersten Mal seit Wochen– eigentlich zum ersten Mal überhaupt– fühle ich mich unbesiegbar. Als könnte mich nichts aufhalten.
Ich habe vor zwei Wochen mit meinen Eltern telefoniert und ihnen versichert, dass ich fleißig » in der Gastronomie« arbeiten und viel Geld verdienen würde. Natürlich haben sie mir nicht geglaubt. Am kommenden Dienstag landen sie in New York. Noch viermal schlafen, dann kann ich ihnen zeigen, wie hart ich geschuftet habe und dass ich endlich etwas aus meinem Leben mache.
Ich stehe heute wieder vor Linas Firma, nachdem sie mir gestern Abend eine SMS geschickt hat. Offenbar haben ihre Kollegen sie angefleht, mich zu bitten, dass ich wiederkomme. Ich bereite die Pfannkuchen vor– ich backe immer ein paar im Voraus, damit sie schnell, aber heiß aus der Pfanne kommen.
» Pfannkuchen! Frühstückspfannkuchen! Fettarme, glutenfreie Pfannkuchen!«
Die Frühstücksschlange reicht bald den ganzen Block entlang, und an der Spitze steht Lina, die ihren kleinen Sohn Gabe an der Hand hält.
» Gabe!«, sage ich und beuge mich aus dem Fenster, damit er mich sehen kann. » Du gehst in deinem Alter schon arbeiten? Das ist gut, kleiner Mann. Man kann nie früh genug damit anfangen, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
Gabe kichert. » Ich geh nicht arbeiten. Ich bin erst vier!«
» Unser Kindermädchen ist krank, deshalb kümmere ich mich um Gabe bis zum Mittag«, erklärt Lina. » Wir haben Sie hier wirklich vermisst, Pia. Ihr Food Truck ist mit Abstand der beliebteste.«
» Pfannkuchen!«, quiekt Gabe begeistert.
» Ehrlich? Dann muss es in Ihrer Firma außerordentlich viele Leute mit einem guten Geschmack und einer schlanken Taille geben«, erwidere ich.
Ich packe beiden jeweils einen Pfannkuchen gratis drauf sowie eine Extraportion
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