Da haben wir den Glueckssalat
nicht an, Pia.«
Ich schätze, die nachhaltige Slow-Flood-Bewegung nimmt keine Rücksicht auf einen nachhaltigen Po-Umfang.
Gegen sechzehn Uhr machen wir die Luke zu, bewaffnen uns mit eisgekühlten Getränkedosen, lehnen uns außen an den Truck und unterhalten uns über den Tag. Ich genieße das Gefühl, ein Teil des Teams zu sein, selbst wenn diese Oberzicke Bianca auch dazugehört. Sie hat zusammen mit Jonah am Nachmittag Flyer und Probierhäppchen verteilt.
Phil gibt mir einen Hunderter und ein Glas Kings County Honig.
» Wow, danke! Bist du sicher?«, sage ich. » Ich habe doch nur ein paar Stunden gearbeitet.«
» Schätzchen, du hast es dir verdient«, sagt Lara. » Steck das Geld ein und lauf.«
Jonah und Phil unterhalten sich über die Beschaffung von Birnen aus der nahen Umgebung, Lara und Bianca diskutieren über Baumwolle aus fairem Handel. Also klinke ich mich kurz aus. Die Arbeit heute hat mir großen Spaß gemacht, aber ich brauche einen richtigen Job. Ich bekomme Sodbrennen, wenn ich daran denke, wie klamm ich bin und dass ich nicht weiß, wovon ich die Miete für den nächsten Monat bezahlen soll, geschweige denn mich ernähren – finanzielles Sodbrennen.
Phil reißt mich aus meinen Gedanken, als er gegen den Truck schlägt, um seinem Standpunkt Nachdruck zu verleihen.
» Das wirklich Erstaunliche ist, dass die Food-Truck-Bewegung inzwischen alle Richtungen abdeckt, obwohl sie erst ein paar Jahre jung ist«, sagt er. » Es ist für jeden etwas dabei.«
Nein, das stimmt nicht, denke ich stirnrunzelnd.
» Ich vermute, dass ein paar ethnische Gruppen noch unterrepräsentiert sind«, grübelt Lara.
» Es müsste einen texanischen Food Truck geben«, sagt Jonah versonnen. » Eistee, paniertes Beefsteak, helle Soße, frittierte Muscheln…«
» Warum machst du keinen auf?«, fragt Phil.
» Klingt nach viel Arbeit.« Jonah lacht gutmütig über sich selbst.
» Ich denke, mit kunstvollen Kuchen könnte man noch was reißen«, sagt Bianca eindringlich.
Ich rolle mit den Augen und unterdrücke ein Prusten.
» Was meinst du, Pia?«, fragt Phil.
Ups. Ich habe nicht erwartet, dass jemand mir Aufmerksamkeit schenkt.
» Was weiß ich?«, antworte ich. » Ich bin kein Ernährungs…experte. Ich meine, kein Koch… äh… keine Köchin. Was auch immer.«
» Deine Meinung zählt genauso«, sagt Lara. » Manchmal braucht man einen Außenstehenden, um die Dinge klarer zu sehen.«
» Außerdem war dein Bacon-Sandwich mit Chili-Marmelade heute der Renner auf der Speisekarte«, fügt Phil hinzu.
» Komm schon, sei kein Schisser. Oder soll ich wieder den Schisserhut holen?«, fragt Jonah.
» Also gut.« Ich versuche, einen selbstsicheren Ton zu treffen. » Ich finde, diese Trucks bieten nichts an für Leute, die auf eine fett-, salz- und kohlenhydratarme Ernährung Wert legen. Wenn ich den ganzen Tag in einem Büro sitze, will ich mittags keinen mexinesischen Burrito süßsauer mit Käse und Sauerrahm oder einen Charter Pie, was zum Henker das auch immer ist…«
» Huhn und Porree in cremiger Estragonsoße mit Teigdeckel«, erklärt Phil.
» Genau! Sahne und Blätterteig? Ich bitte euch!«, sage ich. » Ich liebe gutes Essen, und ich liebe es überhaupt zu essen, aber ich will mir nicht solche Dickmacher reinziehen. Ich will kein Sandwich, das mich ins Kohlenhydratekoma befördert, oder schweres Knoblauchöl, von dem ich den ganzen Nachmittag aufstoßen muss. Andererseits will ich auch keinen welken, kraftlosen Salat aus der Imbissbude, weil der mich nur zwanzig Minuten lang satt macht, bevor ich wieder Hunger bekomme.«
» Frauen können rülpsen?«, sagt Jonah.
» Das ist mein Ernst! Ich möchte einen großen, frischen, knackigen Salat mit Proteinen, beispielsweise in Form von Thunfisch oder gedünstetem Hühnerfleisch oder hartgekochten Eiern, und ich wünsche mir viele Gewürze wie Ingwer und Knoblauch und … äh … Chili-Limetten-Marinade …« Ich gerate kurz ins Stocken – es ist gar nicht so einfach, über Ernährung fachzusimpeln, so wie die anderen den ganzen Nachmittag. » … und Endivie und Mandeln und Radieschen und Karotten und … äh … Avocado und fettreduzierten Käse und gerade so viel Öl im Dressing, dass es gut schmeckt …«
» Tja, viel Glück bei der Suche«, unterbricht mich Phil. » Probier es mal in einer Salatbar. Oder geh in ein Restaurant.«
» Die meisten Frauen in meinem Alter können es sich nicht leisten, jeden Tag ins Restaurant zu gehen, und es gibt
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