Da haben wir den Glueckssalat
Zunge tief in Jonahs Eis. Es ist eine derart offensichtliche und besitzergreifende Geste, dass ich mich beherrschen muss, um ihr nicht zu gratulieren. Von mir aus, Schwester. Er gehört ganz allein dir.
» Ich finde dieses Food-Truck-Konzept echt gut, weißt du?«, sagt Bianca, während wir zu Phil und Lara zurückgehen. Sie flankiert Jonah auf der anderen Seite und spricht absichtlich so leise, dass ich Mühe habe, sie zu verstehen. » Ist doch genial, einer breiten Bevölkerungsmasse den Wert von gesunder Ernährung zu vermitteln, die Körper und Seele stärkt… Ich würde liebend gern mein eigenes Geschäft eröffnen mit kreativer Backkunst.«
Breite Bevölkerungsmasse? Kreative Backkunst?
» Mensch, mach das doch!«, sagt Jonah.
» Ernsthaft, J… Vielleicht sind Food Trucks der Beginn von etwas ganz Großem, und die Spießer in Manhattan werden endlich aufhören, Mutter Erde zu vergiften, und erkennen, dass es unsere Aufgabe ist, die Welt zu einem besseren Ort zu machen für unsere Kindeskinder.«
Ich pruste innerlich los. Ist diese Tussi noch echt? Ich wechsle einen kurzen Blick mit Jonah– sorry, mit » J«–, aber sehe, dass er nickt.
» Ich verstehe, was du meinst«, sagt er. » Im Grunde geht es um Aufklärung, darum, den Leuten beizubringen, dass es einen großen Unterschied macht, was sie essen…«
» Genau das steckt hinter dem Food-Truck-Konzept!«, bekräftigt Bianca laut. » Wir müssen den Zeitgeist nutzen, die Populärkultur beeinflussen, Grassamen säen, aus denen Bäume wachsen können!«
» Ich dachte, Food Trucks wären dazu da, das Leben einfacher zu machen für Menschen, die weder das Geld noch die Zeit haben, mittags in ein verdammtes Restaurant zu gehen«, murmle ich, halb zu mir selbst. » Sie verkaufen auch nicht alle gesundes Essen. Und seit wann wachsen Bäume aus Grassamen?«
Es entsteht eine kleine Pause. » Sorry, was hast du gesagt?«, fragt Bianca.
Ich räuspere mich. » Meine Freundinnen, die in Manhattan arbeiten, sagen immer, dass sie mittags keine Zeit haben, um essen zu gehen… Ein Food Truck sollte ihnen das Leben erleichtern, oder? Mit schnellem, günstigem Essen.«
» Ja, das stimmt«, sagt Jonah.
» Ich wette, du hast viele Freundinnen in Manhattan «, sagt Bianca abfällig.
» Oh, allerdings.« Ich schenke ihr ein unechtes Lächeln. Wow. Sie ist ein richtig fieses Miststück.
Wir nähern uns Phils Wagen, und er streckt den Kopf aus dem Truck. » Wir brauchen dringend eure Hilfe! Unsere Vorräte sind fast alle!«, ruft er uns entgegen und stößt ein leicht hysterisches Lachen aus. » Dabei ist noch nicht mal Mittag!«
Lara kommt auf uns zugestürmt. » Jonah, kannst du mich bitte zur Bäckerei fahren, um Nachschub zu holen? Wir sind heute schlecht vorbereitet…«
» Sicher. Und ich rufe mal Ray an«, sagt Jonah mit einem hilfsbereiten Pfadfinderstirnrunzeln, das man immer bei netten Männern sieht– Eddie konnte auch so die Stirn runzeln. Verdammt, Pia, es reicht mit diesen Eddie-Erinnerungen! » Ray kann uns bestimmt aushelfen. Vielleicht mit Büffelmozzarella oder mit dieser fantastischen Hausmacherwurst…« Er holt sein Handy heraus.
» Ich komme mit«, sagt Bianca in eindringlichem Ton. Sie hakt sich bei Jonah ein, lächelt mich an und zieht ihn fort. » Arbeitest du heute Abend im Bartolo’s? Ein Kumpel von mir gibt ein Konzert in Red Hook. Das solltest du nicht verpassen…«
Jonah dreht sich von ihr weg. » Hey, Pia, kommst du?«
» Ich soll Phil in dem Schlamassel allein lassen? Wohl kaum!«, erwidere ich und rufe zu Phil hinüber: » Hey! Brauchst du Hilfe in der Küche?«
» Zum Teufel, und ob!«, antwortet er. » Steig ein!«
Vier Stunden später bin ich überzeugt, dass ich noch nie so viel Spaß hatte, ohne dass Alkohol und/oder ein Bett im Spiel waren. Ich liebe die Arbeit in einem Food Truck!
Sie bietet das, was mir an meinem Job im Bartolo’s am besten gefiel – den Kontakt mit Menschen, die man mit gutem Essen verwöhnt, ohne die ganzen lästigen Aspekte wie die Herumrennerei, das Hantieren mit Rechnungen oder das Abräumen von schmutzigem Geschirr.
» Warum bietest du eigentlich nicht ein Sandwich nur mit einer Brothälfte an?«, sage ich zu Phil, nachdem mir aufgefallen ist, dass viele Kunden, vor allem Frauen, die obere Brothälfte wegwerfen und die kalorienreichen Zutaten wie Dressing oder Röstzwiebeln abkratzen. » Oder einen Salat? Oder Kalorienbomben wie Sour Cream nur auf Wunsch?«
» Das kommt bei den Leuten
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