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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Burgess
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verriegelt, gehe ich in die Knie und beuge den Oberkörper vor.
    » Ich muss…«
    O Gott, ich sehe nur noch verschwommen, und ich atme wieder sehr unregelmäßig und flach, ich höre ein seltsames, pfeifendes Geräusch. O Gott, bloß keine Panikattacke, nicht schon wieder, nicht schon wieder…
    » Ich kann nicht… ich kann nicht… ich kann nicht…«
    Plötzlich wird mir eine braune Papiertüte in die Hand gedrückt, aber ich zittere so stark, dass ich sie fallen lasse, also hält Coco sie mir über Nase und Mund. Ich atme gefühlte Stunden in die Tüte ein und aus, man hört nur das Knistern. Es kommt mir vor, als würde ich mich selbst aus kurzer Entfernung beobachten: ein zitterndes, bebendes Häufchen Elend, mit unkontrollierbarem Herzrasen und einem Kurzschluss im Gehirn.
    Was habe ich in unser Haus gebracht?
    Mein Magen krampft sich zusammen, und ich rolle mich auf dem Läufer in der Diele zusammen, Coco kniet sich neben mich und streicht sanft über meine feuchtkalte Stirn. Es hat so was Tröstendes, fast Mütterliches. Ich habe ihr heute Morgen beigestanden, und jetzt steht sie mir bei. Wir sind wie eine Familie.
    » Tut mir so leid…« Meine Stimme klingt krächzend. » Das ist alles meine Schuld…«
    » Bist du okay? Soll ich einen Arzt rufen?«
    » Warum… was machst du hier?«
    » Mir war schlecht von der Pille, also ist Julia allein mit Dad essen gegangen. Mir geht es schon wieder besser, aber bist du auch wirklich okay?«
    » O Gott, das tut mir so leid! Daran bin ich auch schuld! Die Pille danach ist meine Schuld. Alles ist meine Schuld! Egal, was ich mache, ich baue immer nur Scheiße!«
    » Beruhige dich. Du hyperventilierst gerade. Und es ist nicht alles deine Schuld.«
    Eine Stunde später ist das Fenster mit Pappe und Klebeband notdürftig geflickt, und wir sitzen am Küchentisch. Ich habe mich inzwischen beruhigt und Coco die ganze Geschichte erzählt. Sie hat kein einziges Mal ein » O Mann, wie dämlich muss man eigentlich sein?«-Gesicht gemacht, was ich ihr wirklich hoch anrechne. Weil ich mir nämlich vorkomme wie ein absoluter Vollpfosten.
    » Es tut mir schrecklich leid, du kriegst das Geld von mir wieder, ich…«
    » Mach dir keine Gedanken deswegen«, sagt Coco. » Das Geld hatte ich für Notfälle zurückgelegt. Und das war eindeutig ein Notfall.«
    » Es ist so: Ich habe wirklich gedacht, ich schaffe das«, sage ich starr. » Die ersten zwei Wochen waren so easy. Aber die Lebensmittel sind richtig teuer, und dann die Stellplatzgebühr und das Gas und die Miete und die Rechnungen und die Reparatur von Toto. Und jetzt ist Biancas Darth Vader auch noch die Empfehlung des Monats, was ich sicher am Umsatz merken werde, weißt du?« Es sprudelt nun nur so aus mir heraus. » Und dann sind da noch die zehntausend Dollar für den Kredit, die schon in drei Wochen fällig sind, plus ein Tausender jeden Sonntag und die fünfhundertfünfzig, die ich dir schulde. Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie konnte ich nur so ein hohes Risiko eingehen?«
    » Ich kann das von der Logik her ein bisschen nachvollziehen…«, sagt Coco.
    Ich schüttle den Kopf. » Das war nicht logisch. Das war leichtsinnig und idiotisch… Ich habe echt Schiss. Ich glaube, dieser Nicky hat einen Heidenrespekt vor Cosmo. Wie schlimm muss Cosmo erst sein, wenn so ein Schläger vor ihm zittert? Im Ernst, was wird er mit mir machen, wenn ich nicht zahlen kann? Mich zusammenschlagen?«
    » Ich weiß es nicht. Aber ich glaube nicht, dass wir das rausfinden wollen.«
    » Außerdem kommen meine Eltern mich abholen, wenn ich ihnen nicht beweise, dass ich es allein schaffe. Was, wenn ich dazu nicht fähig bin? Ich werde meine Eltern bitten müssen, meine Schulden zu begleichen, und dann werden sie mich zwingen, mit ihnen zurück in die Schweiz zu ziehen!«
    » Ich mache dir jetzt eine heiße Schokolade«, sagt Coco. » Die hat meine Mutter immer für uns gekocht, wenn wir schlecht geträumt haben. Ich mache mir heute noch eine, wenn ich nachts nicht schlafen kann.«
    » Ich wünschte, das alles wäre nur ein schlechter Traum… Deine Mutter war bestimmt superlieb«, sage ich.
    » Das war sie«, bekräftigt Coco. » Sie war die Beste.«
    Ich denke kurz an meine Mutter. Ich würde nie auf die Idee kommen, sie als » die Beste« zu bezeichnen. Aber ich weiß, dass sie mich liebt. Das weiß ich. Sie meckert zwar ständig mit mir, aber ich weiß, dass sie im Grunde nur das Beste für mich will. Sie versteht mich halt nur nicht.
    In

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