Da haben wir den Glueckssalat
eine dämliche Kuh.«
Ich zucke zusammen. Aber sie hat recht.
» Es stimmt, ich bin eine dämliche Kuh. Aber ich schwöre, ich schwöre euch, dass ich mich voll ins Zeug legen werde. Ich werde die Kohle zusammenbekommen. Ich werde noch mehr schuften. Toto ist ab morgen früh wieder einsatzbereit. Ich werde die besten Salate der Welt verkaufen. Nichts kann mich aufhalten, nichts. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen.«
Madeleine zieht eine Augenbraue hoch.
» Ich glaube, du kannst es schaffen«, sagt Julia zuversichtlich. Ob es nun ernst gemeint ist oder nicht, ich weiß ihre Unterstützung zu schätzen und schenke ihr ein dankbares Lächeln.
Angie legt ihre Hand auf meine, eine Geste der Zuneigung, die so untypisch für sie ist, dass ich zusammenzucke. Sie ist mit Abstand am wenigsten von meiner Beichte schockiert. Es braucht schon einiges, um Angie zu schockieren.
» Und wenn nicht, helfen wir dir einfach. Ich kann meine Alten fragen…«, bietet sie an.
» Wir können unseren Vater auch fragen«, sagt Julia.
» Kommt nicht infrage«, widerspreche ich rasch. » Ich kann nicht sagen, wie oder warum es so weit gekommen ist, aber diese Schulden stehen stellvertretend für alles, was ich an mir und meinem Leben ändern muss. Und ich kann das nur selbst in Ordnung bringen, ohne die Hilfe meiner Eltern oder eurer Eltern«, sage ich energisch und sehe allen in die Augen. » Das ist wirklich wichtig für mich. Ich werde rund um die Uhr arbeiten und das Geld zusammenbekommen. Das ist meine einzige Möglichkeit. Ich bin zweiundzwanzig, Herrgott noch mal. Ich muss endlich lernen, meine Probleme allein zu lösen.«
» Okay«, sagt Julia sofort. » Ich verstehe.«
» Aber ich bin trotzdem da, falls du mich brauchst«, sagt Angie. » Ich meine«, fügt sie rasch hinzu, lässt den Blick über die Runde schweifen und lächelt zögernd. » Wir sind alle für dich da. Wir stehen das gemeinsam durch.«
» Immer«, sagt Coco.
» Absolut«, sagt Julia.
Madeleine äußert sich nicht positiv, aber auch nicht negativ.
Während ich in die Gesichter meiner besten Freundinnen blicke, wird mir bewusst, dass ich mich noch nie zuvor so sicher und behütet gefühlt habe. Meine Eltern, auch wenn ich weiß, dass sie mich lieben, haben mir scheinbar meine Fehler nie verzeihen können, ganz zu schweigen von vergessen. Aber das hier ist bedingungslose Liebe. Verständnis ohne Verurteilung. Ich weiß, das klingt melodramatisch, aber es verleiht mir das Gefühl, ich könnte mein Leben wirklich selbst bestimmen. Ich wäre unbesiegbar. So muss es sich anfühlen, aus einer perfekten Familie zu kommen.
Und Angie hat recht. Wir stehen das gemeinsam durch.
Dann sehe ich in die Runde und stelle fest, dass Madeleine gegangen ist. Okay, doch nicht ganz perfekt.
» Die Frau ist total verkrampft«, bemerkt Angie, die die Karten mischt wie ein Croupier in Vegas. » Hat sie eigentlich schon mal jemand in kurzen Ärmeln gesehen? Sie geht sogar in langen Ärmeln joggen, wenn draußen über zwanzig Grad sind. Ich glaube, sie hat falsche Arme.«
» So ein Quatsch«, sagt Julia.
Angie mischt weiter. » Wisst ihr, was die braucht? Einen anständigen Fick.«
» Hör auf«, entgegnet Julia gereizt. » Verdammt, gib endlich Ruhe. Pia, du solltest mit ihr reden. Unter vier Augen.«
Sie hat recht.
Ich stehe auf und gehe hinaus in die Diele, wo Madeleine die Post durchblättert.
Ich räuspere mich. » Madeleine?«
Sie weigert sich, mich anzusehen, aber sie geht nicht weg. Ich fasse das als Ermutigung auf.
» Madeleine… es tut mir wirklich leid, dass dieser Geldeintreiber hier war, und ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen… Und das mit Mike tut mir auch sehr leid. Ich dachte, er würde das ähnlich sehen wie ich.«
» Tja, er hat eben weitaus mehr Herz als du«, entgegnet sie. » Und ist nicht so ein Luder.«
Autsch.
» Tja, das ist wahr. Ich bin nicht stolz darauf, wie ich ihn behandelt habe. Ich werde ihn anrufen und mich bei ihm entschuldigen.« Ich überlege kurz. » Hör zu, ich kann mich nicht in ihn verlieben oder ihn heiraten und mit ihm Kinder bekommen. Ich kann es nicht ändern. Ich habe nicht die Gefühle… die man dafür haben sollte. Und ich kann auch nicht so tun, als wären sie da.«
Madeleine sieht mich endlich an, mit undurchdringlicher Miene.
» Ich weiß nicht, warum du mir das erzählst«, sagt sie. » Das interessiert mich einen Scheiß.«
Plötzlich fühle ich mich sehr matt.
» Madeleine, du wirst dich
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