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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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groß und mit Bücherregalen an beiden Seiten, in dem auch ein Schreibtisch und ein altes Sofa stehen. In dieses Zimmer wird man beim Abitur geschickt, um sich auf die Prüfung vorzubereiten. Außerhalb der Abizeiten haben Schüler hier nichts zu suchen, und es ist zweifellos ein Fehler, dass die Tür nicht verschlossen war. Die Straßenlaternen werfen ein schwaches Licht durch das Fenster. Die Neonröhre an der Decke einzuschalten ist jetzt wohl keine gute Idee, also schließe ich die Tür hinter mir und bleibe im Dunkeln stehen. Liv steht am Fenster und sieht hinaus. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass sie immer noch weint, aber sie gibt keinen Laut von sich.
    „Morgen überlegt er es sich bestimmt anders“, sage ich.
    Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Der Bruch vor zwei Minuten war endgültig.
    „Außerdem hast du was Besseres verdient“, fahre ich fort. „Jonathan ist ein Idiot.“
    „Ich dachte eigentlich, ihr wärt Freunde.“
    „Nicht mehr. Er war den Großteil des Sommers einfach nur unausstehlich.“
    „Also habe ich mich völlig in ihm getäuscht? So, wie er eben war, ist er auch in Wirklichkeit?“
    „Zumindest ist er so geworden.“
    „Wer, glaubst du, ist hinter ihm her?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Vielleicht diejenigen, die ihn auch zusammengeschlagen haben? Dann war es nämlich kein zufälliger Überfall. Und vielleicht sind das dieselben, die auch seinen Computer geklaut haben?“
    „Warum kann dir der Idiot nicht einfach egal sein?“
    Es ist an der Zeit, Jonathan aus unserem Leben zu streichen, denn das wollen wir doch alle am liebsten. Wir können nicht weiter versuchen, seine dunklen Geheimnisse zu erraten oder glauben, dass wir seine Probleme lösen könnten. Er hat unsere Fürsorge nicht länger verdient, und Livs Tränen schon gar nicht. Trotzdem weiß ich, dass ich zu weit gegangen bin.
    „Entschuldige. Ich weiß ja, dass du ihn magst“, bereinige ich halbherzig.
    „Kannst du nicht ein paar Bier holen?“
    „Äh, was?“
    Liv dreht sich um und sieht mich an: „Zwei Bier, Mateus? Für uns.“
    Er hat gerade mit ihr Schluss gemacht, und sie will Bier haben. Aber wie der Prinzessin beliebt ...
    „Wartest du dann hier?“
    Liv dreht sich zum Fenster: „Wo sollte ich denn sonst hin?“
    Der Weg zurück ins Klassenzimmer, die Treppe runter und zur Bar dauert ungefähr eine Minute. Trotzdem erscheint er mir wie eine Reise in eine andere Welt. Die Party hier unten hat nichts mehr mit mir zu tun. Er ist ein fremder und chaotischer Fortsatz von mir und Liv im ersten Stock und muss kurz und schmerzlos überstanden werden. Ich dränge mich zur Bar und bestelle zwei Bier.
    Natürlich taucht auch Kai aus der Kiste dort auf. „Was höre ich da?“
    „Nick, nicht jetzt ...“
    „Villads sagt, dass Jonathan hier war?“
    „Davon weiß ich nichts.“
    „Hast du ihn nicht gesehen?“
    Ich schüttle den Kopf.
    „Mette und ich ziehen noch weiter, wenn die Party vorbei ist. Kommst du mit?“
    „Nein, danke.“
    Als ob ich Lust hätte, das fünfte Rad am Wagen bei Nick und seinem Girl der Woche zu spielen.
    „Musst du noch arbeiten?“
    Stimmt! Muss ich tatsächlich. In einer Stunde warten schwere Zeitungen und endlose Treppenhäuser auf mich. Wenn ich noch einmal zu spät komme, werde ich garantiert gefeuert.
    „Ja, muss ich“, sage ich und reiche dem Barkeeper das Geld.
    „Dann vergiss doch endlich diesen Loserjob und mach mit uns einen drauf. Mette hat eine Freundin, die ...“
    „Nick?“
    „Ja?“
    „Hau einfach ab.“
    Ich nehme ein Bier in jede Hand und zwänge mich durch die Schlange. Der Barkeeper ruft mir etwas von Wechselgeld hinterher, aber ich drehe mich nicht um. Erst an der Treppe zum ersten Stock drehe ich mich um, aber Nick ist mir zum Glück nicht gefolgt. Ich warte, bis der Gang leer ist, bevor ich mich an den beiden Tischen vorbeiquetsche, die die Treppe versperren, und in die Dunkelheit hinauflaufe.
    Liv hat sich auf dem Sofa niedergelassen. Ich reiche ihr ein Bier und setze mich neben sie. Gezwungenermaßen sitzen wireng beieinander. Liv lehnt sich auf dem Sofa zurück und trinkt die Hälfte ihres Biers. Danach vergisst sie es anscheinend. Ihr Oberteil ist weiß und dünn. Darunter trägt sie irgendwas mit Spitze. Vor einer halben Stunde habe ich noch mit diesem Körper getanzt. Er war ganz dicht an meinem. Ich konnte ihr pochendes Herz und den Schweiß auf ihrer Haut spüren.
    „Bist du noch traurig?“
    Was für eine megadämliche Frage.

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