Dabei und doch nicht mittendrin
beinhaltet das Ausmaß der Kenntnisse, die eine Person über die Geschichte, Institutionen, Religion, Rituale, Interaktionsformen und Alltagspraktiken der Aufnahmekultur besitzt. Von einer kulturell kompetenten Person wird erwartet, dass diese gegenüber Grundüberzeugungen der Mehrheitskultur positiv eingestellt ist und diese »Weltsicht« auch verinnerlicht hat.
Positive Einstellungen gegenüber beiden Gruppen
: Bikulturalität sollte als eine wünschenswerte Form akzeptiert und anerkannt werden. Gleichzeitig sind aber auch kulturübergreifende Kontakte unerlässlich, um positive Einstellungen zu erwerben, denn dadurch werden zwei Netzwerke aufgebaut.
Bikulturelle Wirksamkeit
: Bereits die Überzeugung, in einen effektiven interpersonalen Dialog mit Partnern und Institutionen der Mehrheitsgesellschaft treten zu können, kann die Entwicklung bikultureller Kompetenzen fördern. Ist das Individuum von sich überzeugt, wird es eher eine Interaktion eingehen. Beständige Interaktionen wiederum können vorhandene Fähigkeiten ausbauen sowie zur Entwicklung neuer Kompetenzen führen, so etwa, wie man im Alltag Beziehungen stiftet, jemanden anspricht, Hilfe annimmt oder anbietet.
Kommunikationsfähigkeiten
: Sprachfertigkeiten stellen zweifelsohne eines der wichtigsten Schlüsselelemente bikultureller Kompetenz dar. Dabei umfassen Kommunikationsfähigkeiten sowohl die Fähigkeit, eigene Gefühle und Gedanken verbal mitzuteilen, als auch die geläufige non- und paraverbale Kommunikation der Aufnahmekultur verstehen und einsetzen zu können.
Gute Netzwerke in beiden Kulturen
, um unterschiedliche Bedürfnisse des täglichen Lebens abdecken zu können.
Anstelle weiterer politischer Lamentos, Deutschland sei kein Einwanderungsland und die Integration von Migranten sei gescheitert, schlägt Klaus J. Bade vor, eher von einem Scheitern der Integrationspolitik zu sprechen. Künftige Integrationspolitik sollte nach Bade auf drei Ebenen zugleich gestaltet werden:
1.
Präventive Integration
: Integrationsmaßnahmen sollen bereits
vor
einer Neuzuwanderung ansetzen, um durch eine stärkere Qualifizierung (wie etwa Sprachkursangebote in den Herkunftsländern) zukünftige Migranten vorzubereiten, beziehungsweise eine Art Passgenauigkeit zu erwirken, die Enttäuschungen und Desintegration vorgreifen kann. Psychologisch kann damit auch das internale Kontrollbewusstsein, das Gefühl, selber die eigene Umwelt beeinflussen zu können (und nicht ihr einfach ausgesetzt zu sein), gesteigert werden.
2.
Begleitende Integration
, die mit Sprachförderung, vorschulischer Erziehung und schulischen Fördermaßnahmen die Exklusion der Migranten von gesellschaftlicher Teilhabe zu vermeiden hilft.
3.
Eine nachholende Integration
, bei der es in erster Linie darauf ankommt, die Folgen bisheriger Versäumnisse unter anderem dadurch abzudämpfen, dass vorhandene Maßnahmen ausgebaut und effizienter gestaltet werden, wie etwa Ausbau der bisherigen Mittel für »Erstintegration«. 45
Zunächst sollten Förderungen sich auch tatsächlich »auszahlen«, das heißt zu besseren gesellschaftlichen Positionen führen. Die Motivation an Integrationsmaßnahmen teilzunehmen wird nicht groß sein, wenn dadurch kaum Verbesserungen der Lebenssituation eintreten, wie dies vielfach bei den unzähligen Berufsvorbereitungskursen für Migrantenjugendliche ohne Ausbildungsplatz geschieht, die letztlich hier wie dort »geparkt« werden.
Fördermaßnahmen müssten stärker die gesamte Familie in den Blick nehmen und nicht nur Kinder und Jugendliche; ihre Angebote müssten deutlich niedrigschwelliger sein. So ist das Ausmaß und Niveau der schriftlichen Kommunikation (Anträge ausfüllen, Bewerbungen schreiben) für viele Migranten enorm anspruchsvoll und wirkt daher abweisend.
Die Sprachförderung sollte auch an eine Förderung der Muttersprache gekoppelt werden, das heißt die potenzielle Zweisprachigkeit sowohl der jüngeren als auch der älteren Migranten auszubauen, so etwa durch anspruchsvolle Türkisch-Kurse in Wort und Schrift, um sie besser vermittelbar für den regulären Arbeitsmarkt sowie für den türkischsprachigen Markt, also etwa türkische Banken, Zeitungen und Redaktionen zu machen, aber auch für Unternehmen, die international agieren und eine große Anzahl türkischer Kunden haben (wie etwa große Versicherungen).
Integrationsmaßnahmen, die als Zwang erlebt werden, wie sie etwa für Sozialhilfeempfänger vorgesehen sind, bieten auspsychologischer
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