Daddy Uncool
Schleife.
»So«, sagte Mel, trat ein Stück zurück und betrachtete ihr Werk.
»Ist jetzt alles in Ordnung?«, fragte Caitlin.
»Es sieht großartig aus«, sagte Mel.
Caitlin errötete ein wenig, erfreut über das Kompliment, und strich die Schürze glatt.
»Gut, dann«, sagte Mel, »bist du bereit?« Sie strahlte Herzlichkeit aus. Es war klar, dass die Art, wie sie mit Caitlin umging, das Mädchen für sie einnahm. Caitlin lächelte und nickte.
»Komm her, meine Schöne«, sagte Mel und umarmte sie. »Gut, zuerst das Wichtigste: Ich lasse dich mir nur helfen, wenn du ein paar von diesen Umarmungen für mich aufsparst. Abgemacht?«
Caitlin nickte. Mel streckte ihre Hand in die Höhe, und die beiden klatschten ab.
»So, hier haben wir ein paar schmutzige, eklige Teile«, sagte Mel. Sie führte Caitlin zu der tiefen Edelstahlspüle, wo wir das schmutzige Geschirr abstellten, solange die Spülmaschine lief. »Einiges von dem Zeug werden wir brauchen, bevor die Maschine fertig ist.«
Caitlin rollte die Ärmel ihres Schulshirts hoch.
»Okay«, sagte Mel. »Und wie wäre es, wenn du diese hier benutzen würdest?« Sie gab Caitlin ein Paar gelbe Handschuhe, die sie anzog. Sie fuchtelte zum Spaß damit in der Luft herum.
»Gruselig«, sagte sie.
»Wenn du die trägst, kannst du richtig heißes Wasser zum Abwaschen nehmen«, sagte Mel.
Caitlin machte sich daran, die verschiedenen Geschirrteile und sonstigen Utensilien abzuwaschen. Während
ich am Tresen lehnte, beobachtete ich, wie sie jedes einzelne Stück gründlich schrubbte, bevor sie es abspülte. Sie war sehr konzentriert, inspizierte jeden Teelöffel ganz genau, um sicherzugehen, dass er keinen noch so kleinen Makel mehr hatte.
»Wenn du so weitermachst, werden wir dich an den Gebäcktresen befördern«, sagte ich.
»Uuups«, sagte Caitlin, die sich selbst mit Wasser aus dem Kaltwasserhahn bespritzt hatte, als sie eine Schale schräg hielt.
»Und wenn du etwas zerbrechen solltest, werden wir dich mit noch mehr kaltem Wasser bespritzen«, sagte ich. »Das ist die Strafe dafür.«
»Wir haben noch gar nicht über meine Bezahlung gesprochen«, sagte sie.
»Oh, deine Bezahlung«, sagte ich. War das ihr Ernst? »Was stellst du dir denn so vor?«
»Jemand in der Schule hat mir etwas über Mindestlohn erzählt und dass ich den von dir verlangen sollte.«
»Also, dein Schulkumpel weiß offensichtlich schwer Bescheid, weil es tatsächlich einen Mindestlohn gibt …«, erwiderte ich. »Aber leider nicht hier.«
»Oh, warum nicht?«, fragte Caitlin.
»Weil hier die Leute mit Schokocroissants, die wir während des Tages nicht verkaufen konnten, bezahlt werden.«
»Das hört sich nach einem verdammt schlechten Geschäft für mich an«, sagte Caitlin.
Ich ging hinüber zu der Gebäckvitrine, nahm ein Schokocroissant heraus, legte es auf einen Teller und
stellte diesen neben ihr auf den Tresen. »So, hier steht dein Lohn für deinen ersten Arbeitstag.«
Ich war nicht bereit, darüber zu diskutieren. Ich zahlte ihr schon dreißig Pfund Taschengeld die Woche, und sie hatte die Stirn, noch mehr zu verlangen. Caitlin beendete missmutig den Abwasch und setzte sich dann mit ihrem Croissant an einen Tisch. Ich konnte sehen, dass sie ein Buch aus ihrer Tasche nahm, es aufschlug und auf ihren Knien balancierte. Sie aß langsam, gefangen von dem, was sie las. Es war eine Erleichterung, einmal zu sehen, dass sie weder jemandem simste noch ihren iPod eingestöpselt hatte. Ich hätte gerne gewusst, wie sie über dieses Coffeeshop-Abenteuer dachte. Ob sie es für ganz normal oder für total verrückt hielt. Wahrscheinlich dachte sie aber gar nicht in solchen Begriffen. Es war, was es war.
Mel kam zu mir. Sie trocknete ihre Hände mit einem Geschirrtuch ab.
»So, möchtest du darüber sprechen?«, fragte sie.
Ich zuckte die Achseln, als wollte ich sagen, dass alles in Ordnung sei.
»Über Kenny, du weißt schon«, fuhr sie fort.
»Was ist mit ihm?«, fragte ich.
»Komm schon, Alex«, sagte Mel.
Warum verhielt ich mich wie ein Arsch ihr gegenüber?
»Tut mir leid«, sagte ich, den Kopf schüttelnd. Ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich grob zu ihr war.
»Wenn du deine Meinung änderst, sag mir Bescheid«, sagte Mel irritiert. »Du weißt, wo du mich finden kannst. Nur dass du es weißt, mir sind Kennys
Schwächen bewusst, aber im Inneren ist er ein guter Mensch.«
Ich nickte. Sie dachte wirklich, dass Kenny ein guter Mensch sei. Ich hatte mich immer für
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