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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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das Wohnzimmer in einem viktorianischen Haus wirkte. An einer der Wände hing eine Digitalanzeige; sie zeigte die Namen der Patienten an, wenn einer der Ärzte so weit war, sie zu sehen. Sobald ein neuer Name auf der Anzeige erschien, ertönte ein lauter Summton, der mich an einen Scherzartikel erinnerte, den ich als Kind benutzte, um ahnungslosen Verwandten Elektroschocks zu verpassen. Ich hielt ihn in der Handfläche verborgen und überraschte damit die lieben Verwandten bei unseren Familienfeiern.
    Caitlin beklagte sich darüber, dass sie ihr Buch vergessen hatte; sie saß da und starrte die Wand an. Sie trug ihre Schuluniform, die sie inzwischen nach ihrem Geschmack verändert hatte - die Krawatte war sehr kurz, und der Pullover hatte nicht das vorgeschriebene Rot.
    »Warum liest du nicht eine von denen?«, fragte ich und deutete auf den Stapel zerlesener Magazine, der auf einem Tisch neben dem Regal mit Informationsbroschüren lag. Du und Herpes sah spannend aus.
    Caitlin ging hinüber, sichtete den Stapel, setzte sich wieder und las, bis der Summer ertönte. Ich stand auf, faltete meine Zeitung zusammen und wollte in Richtung des Untersuchungszimmers gehen. Caitlin
saß auf ihrem Stuhl und nahm nichts um sich herum wahr. Sie war vollkommen gefesselt von dem, was sie las.
    »Kommst du?«, fragte ich.
    »Okay«, sagte Caitlin, ihre Augen immer noch auf die Zeitschrift geheftet.
    »Lass Dr. Locker nicht warten.« Ich merkte, dass einige Patienten beobachteten, wie sich die Situation wohl entwickeln würde: Hatte dieser Mann wirklich überhaupt keine Autorität seinem Kind gegenüber?
    Endlich stand Caitlin auf, hielt aber weiterhin das Magazin vor ihr Gesicht und las weiter, während sie neben mir herging. Ich lächelte eine Frau an, die uns beobachtete. Sie starrte missbilligend zurück. Von dieser Miesmacherin konnte ich keinen Blick des Verstehens erhoffen.
    »Caitlin, du musst das Magazin wieder weglegen, bitte«, sagte ich.
    »Okay«, sagte Caitlin. Es war kein Unmut in ihrer Stimme zu hören. Ich ging entschlossen aus dem Wartezimmer und hoffte, meine Bewegung würde Caitlin in Aktion setzen. Als ich ihre Schritte nicht hinter mir hörte, drehte ich mich um und sah, dass sie die Zeitschrift aufgeschlagen auf den Tisch zurücklegte, als wollte sie nachher weiterlesen.
    »Entschuldige bitte«, sagte sie. Während wir den Korridor entlanggingen, hörte ich einen Hüpfer zwischen ihren Schritten.
    »Schon okay«, sagte ich. »Ich wollte nur den Arzt nicht warten lassen. Du weißt, wie beschäftigt die immer sind.«

    Caitlin sagte nichts. Natürlich hatte sie überhaupt keine Ahnung davon, wie beschäftigt Ärzte immer sind.
    Dr. Locker war mir als eine Ärztin empfohlen worden, die gut mit Kindern umgehen konnte. Es stellte sich heraus, dass sie eine ältere Frau mit weißen Haaren und einer Lass es uns anpacken -Art war, die gut zu meiner Lass es uns schnell hinter uns bringen -Art passte.
    Ich wurde gebeten, hinter der Abschirmung zu bleiben, während Dr. Locker verschiedene Untersuchungen vornahm. Sie überprüfte Caitlins Blutdruck, hörte mit dem Stethoskop ihre Brust und ihren Rücken ab, und zu Caitlins Verlegenheit bat sie sie, zur Toilette zu gehen und einen Becher mit Urin zu füllen.
    Nachdem dies alles erledigt war, sagte sie zu Caitlin: »Würdest du einen Augenblick draußen warten, meine Liebe? Ich muss kurz mit deinem Vater allein sprechen. Nur damit du Bescheid weißt, mit dir ist alles in Ordnung. Du bist ein gesundes, starkes junges Ding, so solltest du bleiben.«
    Caitlin nickte verlegen und schloss die Tür hinter sich.
    »Also, es ist alles bestens«, sagte Dr. Locker. Sie machte sich einige Notizen. »Herz, Blutdruck, Lungenkapazität, Entwicklung, alles ist, wie es sein sollte. Wir schicken die Proben ins Labor, aber ich bin mir sicher, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Wir werden Ihnen Bescheid geben. Nur eine Sache noch.« Sie schlug ihre Beine übereinander und lehnte sich vor. »Wann war ihre erste Menstruation?«

    »Äh …«, ich konnte nicht glauben, dass ich es tat, aber ich errötete. Eigentlich wurde ich sogar blutrot. Dies war Dad-Kryptonit: Schon der leichteste Kontakt würde mich umbringen.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher«, sagte ich.
    »Sie ist körperlich weit entwickelt für ihr Alter«, sagte Dr. Locker, »und wir müssen feststellen, dass Mädchen heute viel eher zu menstruieren beginnen als früher. Keiner weiß genau, warum das so ist, aber wahrscheinlich ist es

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