Dämenkind 2 - Kind der Götter
sie ihm, und wenn nur aus Rechthaberei, wirklich noch die Augen auskratzte.
Er nahm Adrinas Hand und zog sie näher zu sich heran, dann schob er die Finger unter den Halsschmuck. Lernen hatte ihm nur einmal gezeigt, wie man den Verschluss betätigte, und Damin war sich keineswegs sicher, ob er ihn überhaupt fand. Der Geschmeidemacher, der diese Stücke angefertigt hatte, war ein ungemein fähiger Handwerksmann gewesen. Man verlieh derlei
Halsbändern eine so ausgeklügelte Beschaffenheit, dass selbst die gerissensten Sklaven keine Möglichkeit entdeckten, um das Zeichen ihrer Unfreiheit abzustreifen.
Adrina hielt, statt Damin anzublicken, die Lider geschlossen. Es lenkte ihn gehörig ab, die Prinzessin dermaßen dicht vor sich zu haben. Er spürte im Gesicht ihren warmen Atem, roch den leichten Duft der Blüten, mit denen sie das Haar wusch.
Schließlich ertastete er den Verschluss und hörte, dass er sich mit leisem Klicken öffnete. Auch Adrina hörte das Geräusch. Sie schlug die Augen auf, und anscheinend verdutzte es sie ein wenig, Damin so nah zu sein. Sie hob den Blick und sah ihm in die Augen.
Später hätte Damin nicht beschwören können, wer zuerst handelte. Eben schaute sie ihn noch aus ihren beeindruckend grünen Augen an. Dann küsste er sie, und sie erwiderte den Kuss. Das Halsband war vergessen und fiel zu Boden. Fast hätte man meinen können, sie wolle ihn verschlingen. Bei sich verfluchte er, während Adrina die Schnürung an seinem Wams aufzerrte, die vielen Lagen Winterkleidung, die sie beide trugen. Dahin war es mit dem Verstand, jedem klaren Gedanken.
»Das ist Irrsinn«, keuchte Adrina zwischen den Küssen, riss an seinem Leibgurt, »denn es ist ja so, dass ich Euch hasse.«
Der Gurt fiel auf den Teppich. »Auch ich hasse Euch.«
»Wir sollten besser damit aufhören«, rief Adrina, indem sie ihm das Hemd über den Kopf streifte.
»Darüber sprechen wir später«, vertröstete Damin sie, gerade als er ihr die Bluse auszog und ihre herrlichen,
weißen Brüste entblößte. Gemeinsam sanken sie, die Prinzessin auf ihn, neben dem Kohlenbecken auf die Kissen. Ihr Haar hatte sich vollends gelöst und umwallte ihr Gesicht wie ein ebenholzschwarzer Vorhang, sodass er nicht mehr das Zelt, sondern allein noch sie sah. Und ohnehin legte er nur darauf Wert, Adrina zu sehen.
»Damin?« Er umschlang sie und küsste sie abermals, aber plötzlich hielt sie inne. »Damin!«
»Ihr wollt mich doch wohl nicht anflehen, zärtlich zu Euch zu sein, oder?«
Schelmisch lächelte Adrina. »Nein. Ich wünsche mir von Euch nur eines, Fürst.«
»Sagt es mir, Durchlaucht.«
Ihr Lächeln wich einer Miene unvermuteter Wildheit. »Sorgt dafür, dass ich Cratyn vergesse.«
Ihr Anliegen verblüffte ihn weit geringer als ihre Heftigkeit. Aber er verstand beides. »Sagt bitte.«
»Euch soll der Henker holen!«
Gedämpft lachte Damin und umfing sie erneut mit den Armen. Es dauerte nicht lang, und sie entsannen sich kaum noch an den eigenen Namen, geschweige denn den Namen von Adrinas Gemahl.
49
»Du HAST WAS ?« Tarjanian traute seinen Ohren nicht. Er blickte Damin ins Gesicht und hatte sogleich das beklemmende Gefühl, doch richtig gehört zu haben.
Sie waren zu Pferd, um wieder einmal die Stellungen in Augenschein zu nehmen, aber jetzt begriff Tarjanian, dass der Besichtigungsritt Damin nur als Vorwand diente: Er hatte sich ihm außerhalb fremder Hörweite anvertrauen wollen. Anbeträchtlich all dessen, was während der letzten Tage im Heerlager an Misslichkeiten vorgefallen war, wirkte der Hythrier ohnedies recht betreten, aber was er da erzählte, war eine Verstrickung, auf die man ohne weiteres hätte verzichten können.
»Ich hab's dir doch gesagt.«
»Aber Damin, sie ist die Gattin des karischen Kronprinzen!«
»Das ist mir bekannt.«
»Ich dachte, du fändest sie abscheulich.«
»Das tue ich auch. Hör her, es ist … nicht ganz so einfach. Es ist schwierig zu erklären.«
»Nun, dann rate ich dir, hecke eine überzeugende Erklärung aus«, warnte Tarjanian den Kriegsherrn. »Falls sie sich beklagt, von dir geschändet worden zu sein, dürfte Jenga von dir eine umfassende Rechtfertigung fordern.«
»Nie und nimmer habe ich sie geschändet!«, entgeg nete Damin aufgebracht. Schon die bloße Erwägung verursachte bei ihm sichtliche Verärgerung. »Ich versichere dir, dass Ihre Durchlaucht überaus willig mitgewirkt hat.«
Voller Bedenken schüttelte Tarjanian den Kopf. »Dennoch kann es dahin
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