Dämenkind 2 - Kind der Götter
nicht erfüllt.«
Dieser Hinweis minderte Tarjanians Besorgnis kaum. Die Versicherung, dass R'shiel vermutlich lebte, nur um später den Endkampf gegen einen Gott bestehen zu sollen, spendete ihm wenig Trost.
»Ich wünschte, es gäbe einen Weg, um Gewissheit zu erlangen.«
»Frage Dacendaran. Er müsste Bescheid wissen.«
»Ich erinnere mich, einmal mit dir über ihn gesprochen zu haben. Du hast gesagt, er würde auf meinen Ruf nicht hören.«
»Wahrscheinlich nicht«, bekräftigte Damin seine Aussage. »Aber es erübrigt sich, ihn zu rufen, denn er hält sich ganz in der Nähe auf. Erst gestern habe ich ihn mit diesem karischen Burschen herumlungern sehen.«
»Was will er hier?«, fragte Tarjanian argwöhnisch. Er misstraute den Wesen, die die Heiden »Götter« nannten.
»Aufgrund seiner ureigensten Natur hat der Gott der Diebe niemals Gutes vor, was indessen nicht zwangsläufig heißt, dass er ernsthaftes Unheil anrichtet.« Damin musste lachen. »Wie es wohl diesem verblendeten Kind des allerhöchstem schmeckt, dass sein neuer Freund ein Heidengott ist?« Wider Willen schmunzelte Tarjanian. »Lass mich einen Vorschlag machen, Tarjanian. Wir reiten zurück ins Lager, du machst deinen kleinen karischen Freund ausfindig und erkundigst dich
nach Dacendarans Aufenthalt, und ich rede unterdessen mit Adrina. Ich gebe dir mein Wort, dass sie mich nur begleitet, wenn es ihr Wunsch ist. Ohnedies fehlt es mir an der Zeit, um sie mit Gewalt bis nach Hythrien mitzuschleifen. Anschließend besprechen wir uns mit Jenga. Wer weiß, wenn du ihm melden kannst, dass R'shiel am Leben ist, billigt er vielleicht dein heldenmütiges Eingreifen zu ihrer Errettung. Bestimmt wüsste auch er zu gern, was sich auf dem Konzil zugetragen hat, und es mag sein, dass er die Entscheidung, ob er aufgibt oder nicht, noch für ein Weilchen vertagt.«
»Achte darauf, dass dein Wiedersehen mit Adrina sich tatsächlich aufs Reden beschränkt.«
»Du erweist mir einen bestürzenden Mangel an Vertrauen, teurer Hauptmann.« Damin zog, allerdings nur zum Schein, eine recht glaubhafte Miene der Betroffenheit, als er sein Pferd in die Richtung des Heerlagers lenkte.
Tarjanian schüttelte den Kopf und schloss sich an. »Wollten wir nicht die Stellungen besichtigen?«
»Ich erachte sie als stark genug. Und sollte Jenga sich zum Aufgeben entschließen, was macht es dann noch, in welchem Zustand sie sich befinden?«
Diesen Gedankengängen des Hythriers wusste Tarjanian nichts entgegenzuhalten. Zudem drängte es ihn viel mehr, Dacendaran zu suchen und ihn nach R'shiels Schicksal zu befragen, als nach dem Durchführen einer Besichtigung. Zutiefst nachdenklich spähte er hinüber zur Grenze, dann trieb er das Pferd zum Handgalopp an und ritt gemeinsam mit dem hythrischen Kriegsherrn zurück zum Heerlager.
50
MIT WACHSENDER ERBITTERUNG beobachtete Brakandaran, was zwischen Frohinia und R'shiel geschah.
Um so bald wieder auf die Probe gestellt zu werden, hatte sich R'shiel noch lange nicht genügend davon erholt, was Frohinia-Loclon ihr zugemutet hatte. Beinahe konnte er ihre Furcht auf der Zunge schmecken. Loclon in der Gestalt ihrer Ziehmutter wiederzubegegnen, musste ihre Seele bis an die Grenze des Verwindbaren belasten. Brakandaran fürchtete, dass ihr Verstand zerrüttet werden könnte.
Doch seine fruchtlosen Versuche, zu ihr durchzudringen, mit ihr in Verbindung zu treten, ihr mitzuteilen, dass er ihr noch zur Seite stand, erzeugten im ohnehin strengen Gesicht des Kriegsgottes einen Ausdruck der Ungnade.
»Ich habe dich doch darüber aufgeklärt, Brakandaran, dass sie dich weder sehen noch hören kann.«
»Ich muss zu ihr.«
»Beizeiten wird es dir möglich sein«, versprach Zegarnald.
Ungeduldig wandte sich Brakandaran dem Gott zu. »Warum tust du das? Sie werden sie töten.«
Zunächst gab Zegarnald keine Antwort. Er wartete, bis die Erste Schwester das Zimmer verlassen hatte und Herzog Terbolt der Gefangenen Aufschluss über seine
weitere Vorgehensweise gab; dann erst nickte er gemächlich.
»Der Karier spricht die Wahrheit, Brakandaran. Xaphista will das Dämonenkind für sich haben. Ihre Befähigung, einen Gott zu vertilgen, steht vollauf außer Zweifel. Mich könnte sie ebenso leicht vernichten wie Xaphista.«
»Ach, jetzt verstehe ich dich«, äußerte Brakandaran voller Hohn. »Ein vortrefflicher Plan: Du lieferst die Einzige, die dich vernichten kann, deinen Feinden aus. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?«
»Deine
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