Dämenkind 2 - Kind der Götter
als Sünde , und in Karien ist Sünde eine unerhört ernste Angelegenheit.«
»Ich bin nicht ihr Liebhaber.«
»Wenn du sie nicht mit Gewalt genommen hast, wie anders willst du dich dann nennen? Die Karier, da kenne ich keinen Zweifel, werden es so sehen. In ihrer Denkungsart gibt es nur Schwarz und Weiß.«
»Ein Grund mehr, um sie nicht zurück nach Karien zu schicken. Sollten die Karier Verdacht schöpfen, würde sie dort gesteinigt.«
»Noch vor ein paar Wochen hätte diese Aussicht dir keinerlei Kopfzerbrechen bereitet.«
Daran erinnert zu werden war Damin anscheinend peinlich. »Also ja, ich gestehe es, ich habe … von ihr … einen günstigeren Eindruck gewonnen.«
»Einen günstigeren Eindruck? Alle Wetter, das ist mir ja eine nette Betrachtungsweise.«
»Einerlei, ich schicke sie keinesfalls zurück, Tarjanian. Selbst wenn alle deine Ausführungen der Wahrheit entsprechen sollten, so kennen wir die Tatsache , dass der ›Allerhöchste‹ einen karischen Erben des fardohnjischen Throns anstrebt. Alles andere ist und bleibt reine Mutmaßung. Ich stelle mich der schon erkannten Bedrohung; mit dem Übrigen befasse ich mich, wenn es denn wirklich dazu kommt.«
»Jenga dürfte daran wenig Gefallen finden.«
»Ich denke nicht daran, ihn um Erlaubnis anzugehen.
Ich bin kein Untergebener, sondern ein Bundesgenosse.«
»Hast du es wenigstens schon Adrina gesagt?«
»Noch nicht.«
»Und sollte sie Einwände äußern? Es könnte sein, sie zieht es doch lieber vor, nach Karien zurückzukehren.«
»Bevor sie nach Karien umkehrt, sucht sie den Freitod.«
»Ich halte sie nicht für ein zur Selbsttötung neigendes Geschöpf.«
»Dann frag sie gelegentlich nach Kronprinz Cratyn.«
Tarjanian streckte den Arm und tätschelte den Hals seiner Stute. Blitz war unruhig, sie spürte mit Sicherheit seine innere Anspannung. »Wann willst du aufbrechen?«
»Je eher ich es tue, umso besser wird es sein. Jenga kann den Befehl zur Aufgabe unmöglich allzu lange missachten, gleich wozu er sich entschließt. Erweist er Gehorsam, wimmelt es in der hiesigen Ebene in Kürze von Kariern, verweigert er die Gefolgschaft, müsst ihr euch auf der einen Seite der Karier, auf der anderen Seite der eigenen Kameraden erwehren. Da möchte ich ungern mittendrin stehen.« Damin furchte die Stirn. »Und überdies genossen wir, als wir nach Medalon ritten, die Unterstützung Brakandarans. Umkehren müssen wir nun auf eigene Faust. Brechen wir nicht unverzüglich auf, könnte Hablet früher als ich in Krakandar sein.« Bei Brakandarans Erwähnung trübte von neuem düstere Sorge Tarjanians Sinn. Brakandaran hatte die Aufgabe, R'shiel Beistand zu gewähren. Aber die Schwesternschaft war ihnen in den Rücken gefallen.
Dazu hätte es R'shiel, wäre sie es abzuwenden imstande gewesen, niemals kommen lassen. »Wenn du dich so um R'shiel sorgst«, fügte Damin unversehens hinzu, da er Tarjanians Gefühle wohl erriet, »dann schreite zur Tat.«
»Zu diesem Zweck müsste ich ein zweites Mal Fahnenflucht begehen.«
»Da du es schon einmal getan hast«, antwortete der Kriegsherr ohne Rücksicht auf Tarjanians Empfindungen, »wird es dir das zweite Mal sicherlich leichter fallen. Und was glaubst du eigentlich, mein Freund, wie lange du den Kopf, falls Jenga sich ergibt, noch auf den Schultern behältst? Vergisst du, dass du die Verantwortung für den Tod des karischen Gesandten trägst? Ich wette jede beliebige Summe, dass deine Übergabe zu den Forderungen zählt, die Karien an Medalon richtet, wenn es die Waffen streckt.«
»Das verleiht mir kein Recht, den Hochmeister beim ersten Anzeichen irgendwelcher Schwierigkeiten im Stich zu lassen.«
»Stell dir vor, du kannst dadurch die Welt retten, Tarjanian«, empfahl Damin. »Einzig das Dämonenkind ist dazu fähig, Xaphista zu vernichten. R'shiel aus der Gefahr zu befreien ist daher allererstes und höchstes Gebot.«
»Sie könnte längst tot sein.«
Es schmerzte Tarjanian, diese Möglichkeit einzuräumen. Mit Brakandaran zum Gehilfen und den MagieKräften, die ihr zur Verfügung standen, konnte R'shiel auf Erden gleichsam alles erreichen. Sie war so stark zum Sieg entschlossen gewesen, dass Tarjanian sich
nicht ausmalen konnte, etwas Geringeres als der Tod könnte ihr Vorhaben vereitelt haben.
»Daran hege ich Zweifel. Die Götter haben bislang ungemein hohen Aufwand betrieben. Ich glaube nicht, dass sie, drohte ihr der Untergang, tatenlos zuschauen würden. Noch hat sie ihre Bestimmung
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