Dämliche Dämonen - Demonkeeper
lebendig wie der irgendeiner Giftschlange in den Dschungeln Indiens. Hastig peitschte Nate mit dem Seil durch die Luft. Da richtete es sich aus und erstarrte zu Dhaliwahls Stab.
Nate entfuhr ein erleichterter Stoßseufzer, weil die Schlange ihn nicht auf der Stelle getötet hatte. Nachdem er sich einen Moment lang vergewissert hatte, dass sie ihre Stabform beibehielt, hob er sie sich vors Gesicht und betrachtete sie wie einen Billardstock.
Dann deutete Nate mit dem Schlangenstab auf den zerrissenen Teppich. »Steckt noch Leben in dir?« Der Teppich rollte sich flach aus, und der Riss schloss sich. Als Nächstes zeigte Nate auf die große runde Uhr an der Wand. »Es wird Zeit, dass du mit mir zusammenarbeitest. Also, wie spät ist es?« Die Uhrzeiger schnellten herum und landeten auf Punkt Mitternacht. Nate nickte beifällig. Dann wandte er sich um und richtete den Stab mit dramatischer Geste auf die Holzlampe, die für das flackernde Licht im Raum verantwortlich war. »Und du, unsteter Lichtspender, wirst du deinem Hüter jetzt den Weg bescheinen?« Die Lampe hörte auf zu flackern und warf einen gleißenden Lichtkegel auf Nate, als wäre er ein Rockstar.
Nate stieß die Faust in die Luft. »Ja!« Sie gehorchten ihm. Ermutigt hielt er den Stab wie ein Schamane in die Höhe und sprach mit tiefer Stimme: »Hört mir zu, Geschöpfe dieses Hauses, ich bin Nathan Grimlock, Hüter der...!«
Er wollte gerade »Dämonen« sagen, als der Stab unversehens erschlaffte. Das Licht begann wieder zu flackern, die Uhr blieb stehen. Nate trat einen Schritt zurück und stolperte dabei über eine Falte im Teppich. Mit einem Plumps landete er auf dem Hosenboden.
25. Kapitel
Im Schaufenster
D er Dürre Mann stand in Neebors Garten und starrte auf einen großen Prankenabdruck in der Erde. Seine Gehilfen blickten aus der Manteltasche und von seiner Schulter herab.
»Das Ungeheuer ist ausgebrochen«, sagte er grinsend.
Er sah zu einem der Fenster von Nates Haus. Im Erdgeschoss brannte eine einzelne Lampe und umriss Nates Silhouette mit dem in die Luft gereckten Arm.
»Ah, und da ist Dhaliwahls neuer Lehrling. Wie idyllisch.«
Er beobachtete den Jungen und versengte dabei, ohne es zu merken, mit Zunder, der an seiner Fingerspitze hing, Neebors Blumen. »Ich könnte ihn mir jetzt auf der Stelle vom Hals schaffen.« Er neigte den ausgemergelten Kopf zur Seite und lächelte bei dem Gedanken. »Aber vielleicht weiß er ja, wo das Biest steckt. Also werden wir ihm erst einmal folgen. Wenn er ein fähiger Hüter ist, wird er uns direkt zu dem Scheusal führen.«
Da flackerte die Lampe im Haus plötzlich, und Nates Silhouette fiel hintenüber.
Plumps!
26. Kapitel
Gefährliches Pflaster
R ichie fuhr durch eine finstere Gasse. Jeder Schatten schien ihm zuzuwinken und nach ihm zu greifen. Sein Blick schoss hin und her, während das Skateboard über den rissigen Asphalt holperte.
Normalerweise waren Seattles düstere Seitenstraßen seine Welt, aber jetzt fühlte er sich dort gar nicht wohl. Weit und breit keine Freunde, nicht einmal ein paar Bullen. Ja, dieses eine Mal im Leben wäre er tatsächlich froh gewesen, eine Polizeistreife zu sehen. Und sein bester Kumpel war gerade... Er durfte gar nicht daran denken.
Als er plötzlich ein Geräusch hörte, schrak Richie zusammen und stellte das Skateboard senkrecht. Es war nichts Verdächtiges zu sehen, aber genau das war das Problem. Irgendwoher musste das Geräusch ja gekommen sein, und doch sah man nichts. Er ging zu Fuß weiter. In einem Tierbuch hatte er einmal gelesen, dass Raubtiere ihrer Beute so lange nachschlichen, bis diese die Gefahr spürte, und sich erst dann auf sie stürzten. Richie verfiel unwillkürlich in eine Art Dauerlauf. Und ehe er sich’s versah, jagte er, so schnell ihn seine Beine trugen, die Gasse entlang, bis er eine breite Straße erreichte.
Kurz darauf fiel ein riesiger geduckter Schatten in die Gasse, die Nase dicht über dem Asphalt, auf dem Richie eben noch davongelaufen war.
27. Kapitel
Eine Verbündete wider Willen
S andy saß an der Buchausgabe. Hinter ihr fielen die ersten Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne durch das Ostfenster. Am Sonntagmorgen war die Bücherei immer menschenleer. Sandy genoss diese Zeit, denn so konnte sie in Ruhe ihre Hausaufgaben machen oder einfach nur dasitzen und lesen oder nachdenken. Es war so friedlich.
Liz hasste es. Sie fand es sonntagmorgens sterbenslangweilig.
»Du bist also tatsächlich mit diesem komischen
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