Dämliche Dämonen - Demonkeeper
Kauz essen gegangen?« Liz lachte. »Du meine Güte, Sandra Nertz, ich hab doch nur Spaß gemacht, als ich meinte, ihr beide würdet ein schönes Paar abgeben.«
Sandy sortierte Bücher und ließ ungerührt den Spott über sich ergehen. Es geschah ihr ganz recht, dachte sie. Die Verabredung mit Nate war ein totaler Reinfall gewesen.
Liz fuhr fort: »Ich meine, komm schon, der Kerl interessiert sich für Einbalsamierungen.«
»Für Heimkrematorien«, verbesserte Sandy sie.
»Das ist natürlich ganz was anderes«, sagte Liz.
»Ich fand ihn eben interessant. Ich dachte, mit ihm auszugehen wäre...« - versonnen blickte Sandy in die Ferne - »... ein Abenteuer.«
»Ein Abenteuer?« Liz gab sich Mühe, nicht gleich wieder loszuprusten.
»Aber da hab ich mich wohl getäuscht.« Sandy seufzte.
In dem Moment stürmte jemand durch die Eingangstür. Die beiden Mädchen schauten auf und sahen Nate in die Vorhalle stolpern. Sein Haar war zerzaust, die Augen blutunterlaufen.
»Na so was«, sagte Liz. »Wenn man vom Teufel spricht...«
Nate lief eilig auf sie zu. »Ich brauche eure Hilfe!«
»Was immer es ist, ich bin sicher, wir haben es nicht«, sagte Liz. »Nicht mal in unserer Abteilung für Hobby-Grufties.« Sie stellte sich schützend vor Sandy und verschränkte die Arme.
»Bitte, stellt euch nicht so an«, flehte Nate. »Ich muss unbedingt diesen Jungen finden, einen der beiden Skateboardfahrer, die manchmal herkommen.«
Sandy blickte hinter Liz hervor. »Du willst gar kein Buch?«
»Nein. Na ja, doch, eigentlich schon. Aber erst muss ich den Jungen finden.«
»Den mit den grünen Haaren?«
Nates Magen krampfte sich zusammen, als er an den grünhaarigen Jungen dachte, dessen Blut er zu Hause aufgewischt hatte. »Nein, den anderen«, erwiderte er.
»Das ist Richie. Warum suchst du ihn denn?«
Nate überlegte; er war sich nicht sicher, wie viel er ihnen sagen sollte. »Er hat bei mir eingebrochen«, erklärte er schließlich.
Sandy riss die Augen auf. »Im Ernst?«
Liz grinste. »Das sieht ihm ähnlich.«
Nate griff in seine Tragetasche und zog Richies Rucksack heraus.
Sandy erkannte ihn. »O nein!«, rief sie. »Dafür kommt er ins Jugendgefängnis.«
»Richtig so«, sagte Liz und verschwand.
»Nathan, Richie liest gern«, sagte Sandy. »Er ist klug. Er kriegt bestimmt noch die Kurve. Ich wette, dieser kleine Blödmann Gus hat ihn da reingezogen.«
»Hör zu, ich will Richie nicht in Schwierigkeiten bringen. Aber er hat etwas, das sehr wichtig für mich ist. Wenn du mir hilfst, ihn zu finden, bin ich bereit, die Polizei aus der Sache rauszuhalten.«
»Wahrscheinlich hängt er irgendwo am Pike Place Market oder am Pioneer Square rum.«
»Würdest du mich dort hinbringen und mir suchen helfen?«, fragte Nate.
»Warum ich?«
»Weil mir gerade klar wird, dass du etwas Wichtiges besitzt, was ich nicht habe.«
»Was denn?«
»Ein Auto.«
Kurz darauf kehrte Liz zurück und sah Nate aus der Bücherei laufen. Neugierig kam sie an den Tresen. »Du hast den kleinen Spinner in die Wüste geschickt. Gut gemacht. Ehrlich, ich bin stolz auf dich.«
Sandy schloss ihre Handtasche, nahm den Wagenschlüssel in die Hand und ging um den Tresen herum. »Kannst du mich eine Weile vertreten?«
»Klar, ich - Moment mal, wo willst du denn hin?«
»Ich muss einen Jungen vor dem Gefängnis bewahren.« Sie lief zum Ausgang.
Liz starrte ihr kopfschüttelnd nach. »Was ist denn in die gefahren?«, murmelte sie, während sie die U Go Girl! vom Boden aufhob und ins Regal zurücklegte.
Nate hatte das Gefühl, der alte Volvo passe perfekt zu Sandy. Das Auto war genau wie sie: sicher, praktisch und sperrig. Er versuchte die Beifahrertür zu öffnen, aber sie war verriegelt.
Nicht weit von ihm entfernt hielt sich ein Mann in einem langen schwarzen Mantel eine Zeitung vors Gesicht. Während Nate am Wagenschlag herumhantierte, brannte sich ein kleines Loch in die Sportseite. Das schwarze Auge des Dürren Mannes beobachtete den Jungen.
Sandy kam zum Auto. »Was hat er denn gestohlen?«, fragte sie.
Einen Moment lang überlegte Nate, ob er es ihr sagen sollte. »Ein Buch«, antwortete er schließlich.
»Ein Buch?« Sandy öffnete auf ihrer Seite die Tür, ließ Nates Seite aber verschlossen.
»Ja, ein altes Lehrbuch.« Nate zog an der Beifahrertür. »Eine Antiquität, die von, äh, einer Person zur anderen weitergegeben wird, und zwar seit« - er unterbrach sich - »ziemlich langer Zeit.«
Sandys Neugier war
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