Daemmerung der Leidenschaft
fühlte sich ständig zwischen beiden hin- und hergerissen.
Letzte Nacht war er am Balkon gestanden und hatte sie durchs Fenster beobachtet, wie sie las. Einsam hockte sie da im Schein ihrer Lampe in diesem riesigen Sessel, die Beine angewinkelt. Ihr kastanienbraunes Haar hatte in dem gedämpften Lichtschein rötlich gefunkelt. Ihr hochgeschlossenes Nachthemd bedeckte sie vom Hals bis zu den Zehen; doch er hatte durch den dünnen Stoff die Kreise ihrer Brustwarzen und die dunkle Stelle zwischen ihren Schenkeln erkennen können. Da wußte er, daß sie darunter nichts anhatte.
Sicherlich hätte er in ihr Zimmer gehen, vor dem Sessel hinknien und die Hände unter ihr Nachthemd schieben können, um ihren Po zu umfassen und sie nach vorn zu ziehen; sie hätte nicht protestiert. Bei dem Gedanken war er eisenhart geworden. Er hatte sich vorgestellt, wie es sich anfühlte, wenn sie auf seine Erektion niederglitt.
Plötzlich blickte sie auf, als ob sie die Intensität seiner Gedanken gespürt hätte. Ihre whiskeybraunen Augen richteten sich rätselhaft auf ihn. Ihre Nippel waren unter dem weißen Stoff ihres Nachthemds mit einem Mal zu kleinen Pfeilspitzen geworden.
Einfach so. Ein Blick von ihm und ihr Körper reagierte. Ein Blick, eine Erinnerung. Er hätte sie sofort haben können. Oder jetzt, dachte er, und betrachtete sie sinnend.
War sie schwanger?
Noch konnte man keinerlei Anzeichen erkennen; doch verspürte er den heftigen Wunsch, sie jetzt, im hellen Schein der Sonne, nackt auszuziehen, sie mit seinen großen Händen minutiös zu untersuchen, sich jeden Zentimeter ihrer Haut, ihres Körpers einzuprägen, damit ihm später aber auch jegliche Veränderung auffallen würde.
Allmählich wurde er verrückt.
Roanna zügelte ihr Pferd. Sie war erfrischt von dem Ritt, aber ihre Muskeln verrieten ihr, daß sie sie allzu lange vernachlässigt hatte. »Ich muß mir ein wenig die Beine vertreten«, sagte sie und stieg ab. »Mir fehlt tatsächlich die Übung. Du kannst weiterreiten, wenn du willst.«
Beinahe hoffte sie, daß er das tat; es kostete Mühe, mit ihm allein zu sein, in so perfektem Einklang mit ihm zu reiten wie früher. Allerdings war sie jetzt lockerer und daher nicht mehr so auf der Hut wie sonst. Bereits mehrmals hatte sie sich gerade noch bremsen können, eine neckische Bemerkung zu machen. Aber es war nicht leicht gewesen, und das strengte sie an. Ohne ihn würde sie sich noch besser erholen.
Doch er stieg ebenfalls ab und ging neben ihr her. Roanna warf ihm einen Seitenblick zu und sah dann rasch wieder weg. Er hatte die Kiefer zusammenpreßt und schaute starr geradeaus, als ob er es nicht ertragen könnte, sie anzusehen.
Ängstlich fragte sie sich, was sie wohl falsch gemacht hatte. Schweigend schritten sie dahin und führten die Pferde hinter sich her. Sie konnte überhaupt nichts falsch gemacht haben, beschwichtigte sie sich, wo sie doch kaum miteinander gesprochen hatten. Seine Verstimmung begriff sie nicht; aber sie war nicht mehr bereit, automatisch die Schuld auf sich zu nehmen, so wie früher immer.
Unvermutet legte er die Hand auf ihren Arm und brachte sie zum Halten.
Die Pferde blieben stehen und tänzelten unruhig hin und her. Sie sah ihn fragend an und erstarrte. Seine tiefgrünen Augen glühten, doch das hatte nichts mit Zorn zu tun. Er stand sehr dicht vor ihr, so dicht, daß sie seinen Schweiß roch und sah, wie sich seine breite Brust unter den heftigen Atemzügen hob und senkte.
Die männliche Begierde, die er wellenförmig aussandte, traf sie wie ein Hammerschlag und brachte sie ins Wanken. Benommen fahndete sie nach ihrem Verstand, wich zurück, aber etwas in ihrem Innern reagierte wie von selbst. Er wollte sie! Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte sie mit flüssiger Wärme, das all die traurigen Jahre mit einem Schlag fortwischte. Die Zügel entglitten ihren tauben Fingern und sie flog vorwärts, wie von einer unsichtbaren Kette gezogen, stellte sich auf die Zehenspitzen, schlang die Arme um seinen Hals und reckte ihm ihren weichen Mund entgegen.
Er zögerte, doch nur für eine Sekunde, dann ließ auch er die Zügel fallen, umfing sie und riß sie verzweifelt an sich. Mit verzehrender Leidenschaft bohrte sich seine Zunge tief in ihre warme Höhle. Er war wild, außer sich vor Lust, sein Kuß so besitzergreifend, daß er ihr wehtat, und mit den Armen drückte er ihr beinahe die Rippen ein. Sie fühlte die harte Wölbung in seinem Schoß, die sich an die weiche Falte
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