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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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zurück.
    Sobald sie sich auf ihrem bequemen Lager ausgestreckt hatte, fühlte sie, wie die eigenartige Schwere der Schläfrigkeit sie überkam. Ob es nun an dem Ausritt lag, an dem Schlafmangel der letzten Tage, am Streß oder an einer Mischung aus allem, jedenfalls fiel sie sofort in einen tiefen Schlaf.
    Sie merkte nicht, als Webb leise durch die Balkontür in ihr Zimmer trat, um nach ihr zu sehen, ihrem regelmäßigen Atem zu lauschen und um sie ein wenig zu betrachten, bevor er sich ebenso behutsam wieder zurückzog. In dieser Nacht lag sie eindeutig nicht wach, um dem langsamen Weg des Uhrzeigers zuzusehen.
    Sie merkte nicht, wie sie anfing zu träumen; nie erinnerte sie sich an ihre Träume.
    In den dunkelsten Stunden der Nacht richtete sie sich auf und verließ das Bett. Ihre Augen waren offen, aber eigenartig blicklos, ihre Schritte ruhig. Ganz ohne Hast ging sie zur Tür und öffnete sie. Ihre nackten Füße glitten sicher und geräuschlos über den dicken Teppich. In ihrem dünnen weißen Nachthemd sah sie aus wie ein Geist.
    Sie merkte nichts, bis auf einmal ein scharfer Schmerz in ihrem Kopf explodierte und wie aus weiter Ferne ein Schrei ertönte; dann umfing sie schwarze Nacht.

17
    Webb erwachte schlagartig und schoß wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett; die entsetzliche Gewißheit, Roannas Stimme gehört zu haben, durchzuckte ihn, doch der Schrei war nicht aus ihrem Zimmer gekommen. Er langte nach seinen Jeans, stieg hastig hinein und zog den Reißverschluß hoch, während er auch schon zur Tür rannte. Von der Treppe her mußte der Hilferuf gekommen sein. Hatte sie sich womöglich verletzt ...?
    Die anderen waren ebenfalls aufgewacht. Er hörte ein Gewirr von Stimmen, sah, wie die Lichter in den Zimmern angingen, wie sich Türen öffneten. Gloria streckte ihren Kopf heraus, als er gerade an ihr vorbeirannte. »Was ist los?« fragte sie ängstlich.
    Webb nahm sich nicht lange die Zeit zu antworten, sondern wollte sich nur so schnell wie möglich einen Überblick verschaffen. Dann sah er sie leblos wie eine Puppe daliegen, nicht weit von ihm entfernt in dem Flur, der im rechten Winkel abzweigte. Er schaltete das Deckenlicht ein, und der Kristallüster strahlte so hell, daß er einen Moment völlig geblendet war. Dann blieb ihm fast das Herz stehen. Blut, dunkles dickes Blut rann aus ihrem Haar in den Teppich.
    Vom Fuße der Treppe drang Geschepper zu ihm herauf, als ob jemand über etwas gestolpert wäre.
    Da sah er Brock schläfrig blinzelnd in seiner offenen Tür stehen; er schien noch nicht ganz aufgewacht zu sein. »Brock«, zischte er. »Schau mal nach!«
    Sein Cousin blinzelte nochmal, dann glitt ein Ausdruck des Verstehens über sein Gesicht. Ohne ein weiteres Wort rannte er die Treppe hinunter. Greg, der ebenfalls aufgetaucht war, folgte seinem Sohn.
    Webb kniete bei Roanna nieder und preßte sanft zwei Finger an ihre Halsschlagader. Er wagte kaum zu atmen. Panik schwoll in ihm an wie ein Ballon und drohte ihn zu ersticken. Dann fühlte er ihren Puls unter seinen Fingern. Er war überraschend kräftig, und ihm wurde ganz schwach vor Erleichterung. Das lauter werdende Stimmengewirr ignorierte er, und drehte Roanna vorsichtig auf den Rücken. Harlan riß wie immer lautstark seine Klappe auf, Gloria und Lanette klammerten sich hysterisch aneinander und Corliss glotzte mit weitaufgerissenen Augen Roannas leblose Gestalt an.
    Lucinda kämpfte sich durch den Ring, der sich gebildet hatte, und sank schwer neben Webb nieder. Ihr Gesicht war ganz grau; wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an seinen Arm. »Roanna!« flüsterte sie erstickt. »Sag mir, ist sie ...?«
    »Nein, sie lebt.« Er wollte sagen, daß sie bloß eins über den Schädel bekommen hatte, doch ihr konnte mehr fehlen als das. Sie hatte das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt, und erneut wallte die Angst in ihm auf. Ungeduldig ließ er den Blick über Gloria und Lanette schweifen, die sich gegenseitig in immer größere Hysterie trieben. Die waren absolut unbrauchbar. Sein Blick blieb auf Corliss haften.
    »Corliss! Ruf den Notarzt und auch den Sheriff.« Sie starrte ihn nur an und rührte sich nicht. »Beweg' dich!« bellte er. Krampfhaft schluckend huschte sie zurück in ihr Zimmer. Webb hörte, wie sie mit hoher Stimme in den Hörer j aulte.
    »Was ist passiert?« ächzte Lucinda und strich Roanna mit zitternden Fingern übers Gesicht. »Ist sie gestürzt?«
    »Ich glaube, sie hat einen Einbrecher überrascht«, sagte

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