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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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aber das war ohnehin völlig absurd. In einem Wutanfall hatte Webb sie angebrüllt, sich doch scheiden zu lassen, und war dann aus dem Haus gestürmt. Jessie lebte zu diesem Zeitpunkt noch, ein Faktum, das sowohl durch Roannas Aussage als auch durch die vom Leichenbeschauer geschätzte Todeszeit untermauert wurde. Keiner hatte etwas gesehen oder gehört. Webb hielt sich zur ungefähren Tatzeit im Waffle Hut auf. Nun, es handelte sich hier um keine großen Entfernungen, nichts, das sich nicht in fünfzehn bis zwanzig Minuten hätte zurücklegen lassen; also konnte es durchaus möglich sein, daß er zurückgekehrt war, ihr eins über den Schädel gegeben hatte und dann wieder seelenruhig ins Waffle Hut zurückgefahren war, um sich ein Alibi zu verschaffen. Aber die Chancen, eine Jury von dieser Version zu überzeugen, waren ziemlich gering. Und verdammt, noch weniger Aussichten bestanden, den Bezirksstaatsanwalt dazu zu bewegen, auf dieser Basis Anklage zu erheben.
    Jemand hatte Jessie Davenport-Tallant ermordet. Nicht Roanna. Das Mädchen war so verdammt ehrlich und offen, daß sie vermutlich gar nicht lügen konnte. Außerdem hätte er gewettet, daß sie viel zu schwach war, den Feuerhaken, einen der schwersten, die er je gesehen hatte, hochzuheben; er war speziell für die großen Kamine hier auf Davenport angefertigt worden. Jemand mit viel Kraft mußte Jessie getötet haben, was auf einen Mann hinwies. Die zwei anderen vorhandenen Männer, Harlan Ames und der Pferdetrainer, Loyal Wise, hatten kein Motiv.
    Also war der Killer entweder Webb – und wenn Webb nicht gestand, ließ sich das nicht beweisen, das wußte Booley – oder ein Fremder. Es gab keine Spuren eines gewaltsamen Einbruchs; zu seinem Erstaunen hatte er festgestellt, daß hier keiner der Bewohner die Balkontüren abschloß, also wäre ein gewaltsames Eindringen gar nicht nötig gewesen. Und es fehlten auch keine Gegenstände, was ihnen Raub als mögliches Motiv geboten hätte. Schrecklicherweise sah es so aus, als wäre Jessie scheinbar grundlos ermordet worden – und es war verdammt hart, mit einer Mordanklage durchzukommen, wenn die Jury kein Motiv hatte, an das sie sich halten konnte.
    Dieses Verbrechen würde wahrscheinlich nicht aufgeklärt werden, das spürte er in den Knochen, und es machte ihn ganz krank. Er haßte es, wenn kriminelles Ungeziefer ungestraft davonkam, selbst wenn es nur um ein Päckchen Kaugummi ging, ganz zu schweigen von einem Mord. Es spielte keine Rolle, daß Jessie offenbar ein Biest schlimmster Sorte gewesen war; auch einem Biest schlug man nicht einfach den Schädel ein.
    Nun, er würde sich den Fall von allen Seiten ansehen, würde Webbs Alibi gründlich untersuchen und seine Ergebnisse Simmons vorlegen; aber er wußte jetzt schon, daß sie dem Staatsanwalt für eine Anklage wohl nicht ausreichten.
    Seufzend erhob er sich und blickte auf die jämmerliche Gestalt hinunter, die zusammengesunken auf dem Sofa hockte. Es drängte ihn, ihr irgendwie Trost zu spenden. »Ich glaube, du machst dich viel zu schlecht, Kleines. Du bist nicht dumm und feige erst recht nicht. Du bist ein liebes, kluges Mädchen, und ich mag dich sehr.«
    Darauf sagte sie nichts, und er fragte sich, ob sie ihn überhaupt gehört hatte. Sie hatte in den letzten zwölf Stunden so viel durchgemacht, es war ein Wunder, daß sie nicht durchgedreht war. Er tätschelte sanft ihre Schulter und ging leise aus dem Zimmer, wo er sie mit ihren Schuldgefühlen und den Horrorbildern im Kopf allein zurückließ.

7
    Die nächsten Tage waren das reinste Inferno.
    In der ganzen Gegend, also hauptsächlich den vier Städten Tuscumbia, Muscle Shoals, Sheffield und Florence, die sich, dort wo die beiden Landkreise Colbert und Lauderdale County aneinandergrenzten, am Tennessee River gruppierten, rumorte es. Die Nachricht vom blutigen Mord an einem Mitglied einer der prominentesten Familien von Colbert County war wie eine Bombe geplatzt, und daß man den Ehemann dieses Mordes verdächtigte, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Webb war wohlbekannt, wenn auch noch nicht so geachtet wie früher Marshall Davenport, und natürlich hatte jeder Jessie gekannt, den Star der örtlichen High Society. Die Gerüchteküche brodelte. Webb war nicht verhaftet worden, und Sheriff Watts verriet nicht mehr, als daß man ihn verhört und wieder freigelassen hatte; aber nach der öffentlichen Meinung war das bereits ein Schuldspruch.
    Nun, man brauchte sich doch nur anzuschauen, wie seine

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