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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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seine Sonnenbrille aufgesetzt, so daß sie den Ausdruck in seinen Augen nicht sehen konnte. »Lucinda hat ein Loblied auf dich gesungen. Du weißt bereits über alles Bescheid – ich wäre ein Dummkopf, wenn ich das nicht ausnützen würde.«
    In Geschäftsangelegenheiten war Webb alles andere als ein Dummkopf. Roanna wurde ganz schwindlig bei dem Gedanken, tatsächlich mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Sie hatte sich auf alles vorbereitet, vom Ignoriertwerden bis zum Rausschmiß, aber daß er ihre Hilfe in Anspruch nehmen würde, das gewiß nicht.
    Sie kamen bei ihrem Wagen an, und Webb nahm ihr die Schlüssel aus der Hand. Er schloß die Tür auf und öffnete sie für sie, dann gab er ihr die Schlüssel wieder. Einen Moment lang wartete sie, damit die im Innern aufgestaute Hitze etwas entweichen konnte, dann schlüpfte sie hinters Lenkrad. »Sei vorsichtig«, bat er sie und schloß die Wagentür.
    Roanna sah in den Rückspiegel, während sie aus der Parklücke steuerte. Er ging zurück zum Rathaus; vielleicht hatte er weiter oben geparkt oder wollte nochmals in das Gebäude. Sie ließ ihren Blick hungrig über ihn gleiten, über den muskelbepackten Rücken und die langen Beine, einen herrlichen Augenblick lang – dann zwang sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße und fädelte sich in den Verkehr ein.
    Webb schloß sein eigenes Auto auf und klemmte sich hinters Steuer. Der Grund, der ihn in die Stadt getrieben hatte, war einfach, aber zwingend. Er hatte Roanna sehen wollen. Sie bloß sehen, nicht mehr. Nach all den entsetzlichen Dingen, die ihm Lucinda erzählt hatte, war sein alter Beschützerinstinkt wiedererwacht, und er hatte sich mit eigenen Augen davon überzeugen müssen, daß mit ihr alles in Ordnung war.
    Selbstverständlich kam sie bestens zurecht. Er hatte gesehen, wie geschickt sie mit Chet Forrister fertiggeworden war. Keine Sekunde lang hatte sie sich von dem Protest des Landratsvorsitzenden aus der Ruhe bringen lassen – und zwar um seinetwillen. Jetzt verstand er genau, was Lucinda damit meinte, wenn sie sagte, Roanna wäre stärker geworden, hätte sich in dieser Hinsicht verändert. Sie brauchte ihn nicht mehr!
    Diese Erkenntnis traf ihn überraschend schmerzlich.
    Eigentlich sollte er froh sein, um ihretwillen. Die junge Roanna war schrecklich verletzbar gewesen, ein leichtes Ziel für jeden, der einen Schuß auf ihre zarte Gefühlswelt abgab. Andauernd hatte er sich für sie in die Bresche werfen, sie beschützen müssen, und als Belohnung bekam er ihre uneingeschränkte Bewunderung und Liebe.
    Jetzt hatte sie sich einen inneren Schutzpanzer zugelegt. Sie war kühl und beherrscht, fast emotionslos, und hielt die Leute auf Distanz, so daß ihre Pfeile und Sticheleien sie nicht treffen konnten. Roanna hatte wahrhaft für diesen Panzer bezahlt, beinahe mit ihrem Leben, aber er war zuverlässig. Allerdings peinigte sie immer noch Schlaflosigkeit, und wenn sie es schaffte einzuschlafen, quälten sie Alpträume – aber sie wurde allein damit ferig.
    Als er heute morgen durch die Tür gekommen war und sie dort auf der Treppe hatte stehen sehen, in ihrem eleganten, enganliegenden Seidenkleid und den Perlohrringen, das kastanienbraune Haar zu einer glatten Frisur gekämmt, hatte es ihm beinahe die Sprache verschlagen: angesichts des Gegensatzes zwischen dem einstigen unordentlichen, zerzausten Mädchen und der beeindruckenden, klassisch-eleganten Frau, die sie nun war.
    Wenn er sie jetzt anblickte, sah er nicht den kleinen Fratz mit dem ungezähmten Mundwerk oder den linkischen Teenager. Er mußte an den schlanken Leib unter dem Seidenkleid denken, an ihre Haut, die ebenso samtig und zart war wie ihr Gewand, mußte daran denken, wie sich ihre Brustwarzen bei der kleinsten Berührung verhärtet hatten, in jener langen Nacht in Nogales.
    Er hatte seinen nackten Körper über den ihren geschoben, hatte ihr Beine weit auseinandergedrückt und sie entjungfert. Selbst jetzt, in der erstickenden Hitze unter dem Blech, lief ihm bei dieser Erinnerung ein Schauder über den Rücken. Herrje, jede kleine Einzelheit hielt er sich vor Augen – wie es war, sich in sie hineinzuwinden, ihr weicher, heißer, enger Schaft, der ihn umschloß wie eine zweite Haut. Er erinnerte sich, wie zart sie war, als sie unter ihm lag, ihr schmaler Körper war von seiner Größe und seinem Gewicht fast erdrückt worden. Er hatte sie in seinen Armen wiegen, sie beschützen, beruhigen wollen, sie glücklich machen – alles,

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