DAEMON
Kopf zum Büro hin, ohne den Blick vom Computerbildschirm zu wenden. «Junge, ich mache gar nichts. Das ist der Daemon, der mit Gewalt hier eindringt. Er wird versuchen, an die Internet-Verbindungslogs zu kommen, um meine Verbindung mit seiner Website zu finden. Dann wird er versuchen, von dieser I P-Adresse zu meiner Abrechnung zu kommen. Ich flehe Sie an: Machen Sie die Tür auf.»
Ross minimierte das Abrechnungsprogramm und befragte den DN S-Server über ein Konsolenfenster. Zum Glück war der Server nicht richtig konfiguriert und erlaubte den Zonentransfer. So konnte er von seinem Rechner aus die Netzwerk-Map sehen – samt Rechnernamen und Betriebssystemen.
Der Empfangsportier sah die LEDs flackern wie eine Las-Vegas-Leuchtschrift. Plötzlich erwachte der Server-Monitor zum Leben. Das Anmeldefenster verschwand, und der Desktop erschien. Der Junge sagte zu der Notrufzentrale: «Er macht irgendwas mit unseren Computern.»
Draußen am Empfangstresen tippte Ross wie ein Irrer. Jetzt kannte er das Betriebssystem des Webservers. Er schätzte die Chance ab, sich rechtzeitig in den Server einzuhacken, um die Logdatei zu löschen. Unwahrscheinlich, und die Logs waren das Erste, was der Daemon versuchen würde.
«Hören Sie, machen Sie auf!»
«Keine Chance!»
Ross ging wieder auf die Webanwendung des Hotels. Er musste schleunigst in die Gästedatenbank kommen. Die Dateiendung der URL sagte ihm, dass es eine gescriptete Seite war. Er ging direkt in die UR L-Zeile des Browsers und löschte sie bis zum Domainnamen des Hotels – an den er dann anfügte:
/global.asa+.htr
Dann drückte er die Eingabetaste.
Zu Ross’ Erleichterung hatte das Hotel seinen Webserver auch nicht gepatcht, und der Browser spuckte bereitwillig den Quellcode der Anwendung aus. Die Entwickler waren faul gewesen. Ziemlich weit oben im Code waren eine Datenbank-Verbindungskette und zwei Variablen für «dbowner»: eine für Login und eine für Passwort. Er war drin.
Im Büroraum verfolgte der Junge genau, was sich auf dem Server-Monitor tat. Auf dem Bildschirm erschienen und verschwanden Befehlskonsolenfenster – und Befehle wurden mit atemberaubender Geschwindigkeit eingegeben. Die Rechner-Ventilatoren waren angesprungen. Dialogboxen zeigten Dateientransfers an. Kein Mensch konnte so schnell arbeiten. Er testete die Gehäusetür des Servers. Abgeschlossen. Selbst wenn er es gewollt hätte, er konnte den Server nicht abschalten.
Mittels des Sysadmin-Logins, das er in der Quelldatei gefunden hatte, ging Ross wieder in das Abrechnungsprogramm. Er navigierte zu seinem Gastkonto. Diesmal waren sämtlicheFelder zur Bearbeitung freigegeben. Einen Lösch-Button gab es nicht, also füllte er schnell seine Abrechnung mit falschen Daten. Statt seines Namens gab er «Matthew Sobol» ein, dazu eine Phantomadresse, eine erfundene Telefonnummer und als Kreditkartennummer lauter Neunen. Als er gerade auf den Absende-Button klicken wollte, hörte er hinter sich eilige Schritte auf dem Fliesenboden.
«Hände hoch!», hallte es durch die Lobby.
Ross drehte sich um und sah jenseits des Empfangstresens zwei Beamte der Polizei von Woodland Hills Berettas auf ihn richten. Die Waffe beidhändig umfasst, visierten sie ihn mit zusammengekniffenen Augen.
Ross klickte auf «Absenden» und hob dann die Hände. «Alles in Ordnung. Ich arbeite mit Officer Pete Sebeck aus Thousand Oaks am Daemon-Fall.»
«Mund halten!» Einer der beiden Polizisten zeigte auf den Empfangstresen. «Beide Hände dadrauf, Handflächen nach unten!»
Im Büroraum starrte der Junge auf den Bildschirm. Da war jetzt ein DO S-Fenster mit den Daten eines Gastes:
Zimmer 1318 – Matthew Sobol (999) 999 - 9999
Kreditkarten-Nr. 9999 - 9999 - 9999 - 9999
Dann stürzte der Server ab.
23 Verwandlung
Sebeck geleitete Ross aus dem Polizeirevier von Woodland Hills. Ross rieb sich das Handgelenk. «Werden einem die Handschellen immer so eng angelegt?»
«Nur bei widerspenstigen Subjekten.» Sebeck deutete auf sein neues Dienstfahrzeug, das am Bordstein stand.
«Die Farbe gefällt mir schon besser.»
«Steigen Sie ein.»
Ross schnupperte in die Morgenluft. «Tut gut, wieder frei atmen zu können. Ich hatte schon Zweifel, ob Sie überhaupt noch kommen.»
«Ich musste zuerst beim Staatsanwalt gut Wetter machen. Der Daemon hat das Reservierungssystem des Hotels verwüstet.»
«Nicht meine Schuld. Die hätten eben Sicherheitspatches installieren
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