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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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nichts als ein Messer und richtete mehr Schaden an als eine halbe Privatarmee. Gragg konnte eine gewisse Bewunderung nicht untderdrücken. Merritt hatte Graggs Sicherheitsvorkehrungen getestet, eine Lücke gefunden – die in Zukunft gestopft werden würde – und einen Exploit improvisiert. Welcher Hacker würde den Mumm dieses Mannes nicht bewundern? Seinen Instinkt?
    Mit einer Handbewegung veranlasste Gragg den BMW und seine gesamte Eskorte zu einer Vollbremsung. Merritt wurde gegen die Heckscheibe katapultiert. Aber irgendwie gelang es ihm, nicht vom Kofferraum zu fliegen.
    Gragg legte seine Stimme auf die Lautsprecheranlage des Wagens und klopfte mit dem Finger an das geschwärzte Glas vor Merritts Gesicht. «Du bist ein verrückter Hund, Roy! Glaubst du, ich kann dich nicht töten, sobald ich aus diesem Wagen steige?»
    Merritt schüttelte den Kopf. «Sie sind festgenommen!»
    Gragg schlug lachend auf die Sitzlehne. «Du bist gut! Shit, Mann, ich biete dir einen Deal an: Du gibst mir ein Autogramm, und ich töte dich nicht.»
    Plötzlich explodierte Merritts Magen und bespritzte die ganze Heckscheibe mit Blut. Seine Gesichtszüge erschlafften, die Augen verdrehten sich, während sich sein Griff um die Kante der Kofferraumhaube löste.
    Entgeistert verfolgte Gragg, wie Merritt vom Kofferraum auf den Asphalt rutschte. Mit einem Wink ließ er den BMW ein Stück vorwärtsfahren, damit er Merritt dort mitten auf der Straße liegen sehen konnte. Eine weitere Bewegung seiner behandschuhten Hände, und die AutoM8 formierten sich so, dass um Merritt ein gewisser Raum frei blieb.
    Gragg sah auf.
    Ein blauer Hubschrauber mit einem gelben Logo schwebte ein Stück entfernt auf der Stelle, nur etwa dreißig Meter über dem Boden. Gragg blickte auf Merritt, der sich jetzt, eine Blutspur hinterlassend, die Mittellinie der Straße entlangschleppte. Ihn packte die Wut. Ein mörderisches Funkeln im Blick, sah er wieder zu dem Hubschrauber hinauf. Ein Mann mit einer schwarzen Kapuze und einem Scharfschützengewehr kniete in der offenen Tür und blickte Gragg direkt an. Über ihm schwebte kein Daemon-Callout.
     
    Der Major murmelte tonlos: «Worauf wartest du denn, Arschloch?»
    Er feuerte auf Lokis Heckscheibe und produzierte eine Einschlagkerbe genau vor dem Kopf des Burschen. Aber Loki reagierte kaum. Er starrte unverwandt auf Merritt, der über den Asphalt kroch. Da war jetzt schon eine Blutspur von fünf Metern Länge. Merritt fummelte, sichtlich zitternd, in seinen Jackentaschen herum. Suchte etwas.
    Der Major seufzte. «Verflucht   …»
    Er sah zwei mexikanische Arbeiter das Tor eines Schrottplatzes öffnen, um zu schauen, was dort auf der Straße los war. Der Major knirschte mit den Zähnen, schwenkte das Gewehr auf sie und schoss mehrmals.
    Blut spritzte aus der Brust des vorderen Arbeiters. Der Mann wurde zurückgeschleudert, genau in die Hände seines geschockten Kollegen – dem der Major eine Kugel zwischen die Augen jagte. Beide fielen rückwärts um.
    Der Major richtete das Fadenkreuz wieder auf Merritt. Der lag jetzt auf dem Rücken, hechelnd, mit blutglänzendem Bauch, und hielt sich zwei kleine Papierrechtecke dicht vors Gesicht. Die Papierrechtecke flatterten im Wind.
    Warum gab ihm Gragg nicht den Rest? Warum war das noch nicht vorbei?
    Die Stimme des Piloten kam über das Headset. «Wir müssen weg, Major.»
    Der Major fällte eine Entscheidung.
     
    Vor Graggs Augen explodierte plötzlich Merritts Schädel. Der Körper zuckte auf dem Asphalt.
    «Scheißkerl!» Gragg hämmerte mit den Fäusten gegen die Heckscheibe und starrte zu dem Scharfschützen hinauf. «Du Scheißkerl!»
    Zwei weitere Einschlagkerben von Scharfschützenkugeln erschienen in der Scheibe. Dann schwenkte der Hubschrauber ab und flog tief und schnell über die Fabrikgebäude davon – in Richtung Bay. Er war rasch außer Sicht.
    Gragg blickte noch einmal auf den Leichnam dort auf der Straße. Zwei kleine Fotos wurden Merritt aus den Fingern geweht.
     
    Ross zog Philips auf die Uferbefestigung jenseits des Schiffskanals. Sie krochen auf ebenes Terrain hinauf, und nachdem Ross ein Weilchen keuchend dort gekauert hatte, blickte er auf.
    Sie waren am Rand eines Lagerplatzes für Röhren. Er richtete Philips auf und lehnte sie mit dem Rücken gegen einen glatten Betonpoller. Sie wirkte benommen.
    Er drehte sich um und blickte zu den Ruinen von Gebäude 29 hinüber, die jenseits des Wassers unter einer Gewitterwolke aus schwarzem Rauch loderten.

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