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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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vergleichsweise züchtigen Bikini. Es gab hier kaum andere Frauen, aber niemand machte sich an sie heran – weil sie nicht wussten, zu welchem Unterweltkönig sie gehörte. Sie lächelte wieder vor sich hin.
Unterweltkönig
– eine überaus treffende Umschreibung für ihren Herrn und Meister   …
    Das Menon sah aus wie ein gehobenes Motel irgendwo in den Staaten. Beach-Resort-Charme in Pseudostuck und Faserplatten. Die meisten Leute, die hier Geschäfte abwickelten, brauchten die Insel nie zu betreten, deshalb waren Äußerlichkeiten nicht so wichtig. Diejenigen, die hierherkamen, machte die Reise ans Ende der Welt gewöhnlich nur, um Köfferchen auszutauschen.
Formal
waren diese Transaktionen zwar zum größten Teil legal, aber sie waren nicht das, was die Beteiligten zu Hause in den Abendnachrichten verbreitet haben wollten.
    Blassgesichtige, dickliche Russen in makellosen Armani-Anzügen saßen mit Arabern in blendend weißen Gewändern zusammen. Japaner in Seidenanzügen und rotwangige Australier inspizierten über ihre Sonnenbrillen hinweg die fleckigen Gläser, ehe sie aufs Wohl ihrer Geschäftspartner tranken.An den meisten Tischen hielten sich zwei, drei Terminator-Typen auf, die mit ausdrucksloser Miene die Poolterrasse nach Anzeichen von Ärger absuchten und dabei mit den Griffen von Metallaktenköfferchen spielten. Wenn das hier nicht ernsthafter Journalismus war, was dann? Wenn ihre Freunde es doch nur wüssten.
    Wobei sie natürlich nicht als Journalistin hier war. Sie war undercover auf Nauru, als Finanzvorstand eines Hongkonger Faseroptikkonzerns. Sie lächelte. Ihre Geschäftskarte war eine Pracht, mit dem glitzernden Hologramm-Querschnitt eines Faserbündels.
    Ihr neues Satellitenhandy gab einen melodischen Klingelton von sich. Sie hob ihre Sonnenbrille an, zog einen unsichtbar festgeklipsten Verschlüsselungschip aus ihrem Haar, ergriff das auf dem Tischchen liegende Handy und steckte den Chip in einen Schlitz. Dann nahm sie ab. Zu sagen brauchte sie nichts. Sie wusste, wer dran war.
    Die Stimme mit ihrer abgehackten britischen Sprechweise sagte: «Haben Sie die Möglichkeit, Satellitennachrichten zu sehen? ‹Ja› oder ‹nein›.»
    Anderson schaute sich um. Hinter getöntem Glas sah sie über der Hotelbar einen Fernseher. Er war immer auf Business-News eingestellt. «Ja.»
    «Dann sehen Sie sich die Nachrichten an. CyberStorm Entertainment.» Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Synthetische Zicke. Sobols Stimme mochte sie lieber. Anderson zog den Chip heraus und klemmte ihn sich wieder ins Haar, wobei sie so tat, als richte sie ihre Frisur. Sie sah, wie ein ukrainischer Gorilla sie lüstern anstarrte. Sie ignorierte ihn demonstrativ und fragte sich, welche Art Zahnhygiene in den ehemaligen Ostblockstaaten üblich war. Und sie fragte sich auch, was der Daemon für ihre physische Sicherheit tun konnte.
    Sie sammelte ihre Sachen ein und stöckelte über die geflieste Poolterrasse in die Kühlschrankluft der Bar. Im Fernseher liefen bereits australische Satelliten-Börsennachrichten, aber ohne Ton. Anderson schenkte Oto, dem tahitianischen Barkeeper mit dem gestärkten Kragen und der schwarzen Weste, ein strahlendes Lächeln. Sie fragte sich, was er wohl Schreckliches verbrochen hatte, um nach Nauru verbannt worden zu sein. Wahrscheinlich hatte er jemanden mit einer Machete zerhackt. «Oto, könnten Sie bitte den Ton lauter stellen?»
    «Gern, Ms.   Vindmar.»
    Ihr Deckname – ein bewusst dilettantischer Tarnungsversuch, da sie auf ihren richtigen Pass reiste.
    Die Laufschrift am unteren Rand des Bildschirms lautete jetzt «CyberStorm Entertainment». Die Sprecherstimme mit Aussie-Akzent wurde hörbar. «…   auf den amerikanischen NASDAQ. Der Preis der CyberStorm-Entertainment-Aktie ist binnen vier Stunden um 97   Prozent abgestürzt, nachdem eine Presseerklärung des
verstorbenen
CTO, Matthew Sobol, die Existenz einer als ‹Backdoor› bezeichneten Sicherheitslücke in der Ego-K I-Engine der CyberStorm-Computerspiele behauptet hatte. Aktien anderer Spielehersteller, die CyberStorm-Software verwenden, wurden nach Publikwerden der Erklärung ebenfalls kräftig bestraft – und Schadensersatzklagen sind bereits in Vorbereitung, da betroffene Produkte weltweit aus den Regalen genommen werden. Analysten gehen davon aus, dass eine dunkle Wolke über dem gesamten Spielesektor hängen wird, solange das genaue Ausmaß des Problems nicht bekannt ist.»
    Oto lächelte auf jene heiter-freundliche

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