Dämon aus dem All
lassen wird.«
Wieder wartete er ab, bis sich die Aufregung gelegt hatte.
»Die Wahl liegt bei euch. Wenn ihr euch gegen mich entscheidet, gehe ich zu den anderen und rede mit ihnen. Und jetzt bin ich am Ende.« Er wandte sich höflich an Ildann. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Kehrt in eure Zimmer zurück und wartet. Wir müssen uns miteinander besprechen.«
Als sie im Gästehaus waren, redeten sie kaum etwas. Das Vorgehen war von ihnen schon besprochen worden. Als Flüchtlinge brauchten sie einen Rückhalt. Yurunna war der Köder. Stark hatte ihn ausgelegt. Jetzt konnten sie nur warten.
»Es wird so laufen, wie du es dir gedacht hast«, sagte Gerrith. »Mach dir keine Sorgen.«
Die ganze Nacht über hörte Stark, wie unruhig das Dorf war. Als die alte Sonne mit Liedern und Weinopfern begrüßt worden war, wurden sie vor Ildann gerufen. Der Häuptling hatte sich die ganze Nacht mit den Dorfältesten beraten, mit Frauen und Männern. Er hatte rotgeränderte Augen, doch Stark erkannte in ihnen ein aufgeregtes, ehrgeiziges Leuchten. Und dahinter Furcht.
»Was weißt du über die Fallarin?«
»Nichts«, sagte Stark, »außer, daß ihr Name ›die Gefesselten‹ bedeutet.«
»Sie sind die wahren Herren dieser Wüste. Selbst die Ochar müssen ihre starren Nacken vor ihnen beugen und ihnen Tribut zahlen, so wie wir.« Er schwieg nachdenklich. Stark wartete.
»Ein verfluchtes Volk, die Fallarin. Vor langer Zeit konnten die Weisen Menschen auf eine bestimmte Art verändern. Sie wurden anders. Die Fallarin wollten die Kinder des Himmels sein. Aber die Verwandlung … war nicht, wie sie es sich gewünscht hatten. Seit Jahrhunderten sitzen sie in ihren dunklen Höhlen im Gebirge und sprechen mit dem Wind. Sie sind große Magier, haben Macht über die Luftströmungen. Wir leisten Abgaben, wenn wir säen, wenn wir ernten, wenn wir in den Krieg ziehen. Wir alle. Wenn wir es nicht tun, schicken sie Sandstürme.«
Er blickte plötzlich auf. »Stimmt das mit der Prophezeiung? Daß dich ein geflügelter Mann mit dem Messer ritzen wird?«
»Es stimmt«, sagte Gerrith.
»Nun«, sagte Ildann, »wenn dich die Fallarin zum Häuptling weihen werden und dir Windgunst geben, werden dir die Kleineren Feuerstellen folgen, wohin du sie auch führen magst.«
»Dann«, sagte Stark, »muß ich die Fallarin aufsuchen.«
Ildann nickte. »Morgen breche ich zur Frühlingspilgerschaft zum Ort des Windes auf. Die Wächter der Feuer versammeln sich dort, halten für die Zeit Waffenruhe. Keiner, der nicht unseres Blutes ist, darf dorthin, aber ich verstoße gegen den Brauch, wenn du mitkommen möchtest. Ich muß dir aber sagen, daß die Fallarin Kräfte haben, mit denen sie sogar deine Hunde überwinden können, und wenn sie sich gegen dich entscheiden, wirst du im Frühlingsfeuer enden, das dort für die alte Sonne entzündet wird.«
»Das mag sein«, sagte Stark. »Ich komme auf jeden Fall mit.«
»Und zwar allein«, sagte Ildann.
Stark war gegen die Trennung, aber anscheinend war sie unvermeidlich. Gerrith sagte: »Alles wird gut gehen.«
Stark wünschte sich, er könne es glauben, als er mit Ildann, Jofr und sechzig Kriegern aus dem Dorf ritt, mit den Nordhunden, ein paar Tragtieren und verurteilten Männern in Käfigen.
11.
Die Pilger zogen nach Osten. Sie kamen gut voran. Sanfte Winde berührten sie. So war es immer, sagte Ildann, wenn sie zu der Feier ritten.
Jofr war still und blickte manchmal mit einer gewissen Hoffnung in den Augen zu Stark hinüber.
Stark ließ die Nordhunde ziemlich frei laufen, behielt nur Gerd oder Gerith bei sich. Nach einiger Zeit zeigte sich ein Haufen Läufer. Die Gruppe war zu groß, als daß sie einen Angriff gewagt hätten. Sie warteten in sicherer Entfernung. Stark ließ die Hunde auf sie los, und die Hann waren beeindruckt.
Am dritten Tag stieg eine düstere Gebirgswand aus der Ebene, wild zerklüftet und einsam. Sie sah nach Gewitter aus, obwohl der Himmel klar war, und in ihrer Mitte befand sich eine Kluft, die wie ein enges Tor wirkte.
Das Gelände am Fuß dieser Kluft war von einer dicken Steinmauer umschlossen.
Der Reiterzug hielt an, richtete sich aus, schüttelte den Staub von den Umhängen, und im Wind entfalteten sich dunkelrote Banner. Stark rief die Hunde zu sich. Die Gruppe bewegte sich auf die Mauer zu.
Auf dem weiten Gelände hinter ihr waren fünf Lager aufgeschlagen worden, jedes mit seinem Banner. Rot, braun, grün, weiß und orangerot für die Ochar. Jofr stieß
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