Daemon von Karanda
angarakanische Weise, Garion. Der Herrscher – der Kaiser in diesem Fall – hat immer alle Entscheidungen selbst getroffen. So war es schon vor der Spaltung der Welt. Torak traf in alter Zeit alle Entscheidungen, und die Kaiser von Mallorea folgten seinem Beispiel – egal, was sie von ihm persönlich hielten.«
»Denselben Fehler beging Urgit«, erklärte ihm Garion. »Ihr habt beide offenbar vergessen, daß Torak ein Gott war, und sowohl seine Kräfte wie sein Wille unbeschränkt waren. Sterbliche brauchen sich gar nicht einzu-bilden, daß sie es ihm gleichtun könnten.«
»Keinem meiner Minister oder Generalen könnte ich mit derartigen Befugnissen trauen.« Zakath schüttelte den Kopf. »Sie sind ohnehin schon fast außer Kontrolle.«
»Sie werden lernen, wie weit sie gehen können«, versicherte ihm Garion.
»Nachdem einige entlassen oder degradiert sind, begreifen die anderen das schnell.«
Zakath lächelte düster. »Auch das ist nicht die angarakanische Weise, Garion. Wenn ich an einem ein Beispiel statuiere, dann gewöhnlich am Richtblock.«
»Das ist natürlich eine interne Angelegenheit«, meinte Garion. »Du kennst deine Leute besser als ich, aber wenn einer wirklich fähig ist, kannst du kaum noch Nutzen aus seinen Fähigkeiten schlagen, wenn du ihn hast köpfen lassen, oder? Vergeude kein Talent, Zakath. So viele gibt es nicht.«
»Weißt du was?« sagte Zakath leicht amüsiert. »Mich nennt man den Mann aus Eis, aber trotz deines scheinbar milden Benehmens bist du kaltblütiger als ich. Ich habe noch nie zuvor einen so praktisch veranlagten Mann wie dich kennengelernt.«
»Ich bin in Sendarien aufgewachsen, Zakath«, erinnerte ihn Garion.
»Zweckmäßigkeit ist dort so gut wie eine Religion. Ich habe von einem Mann namens Faldor gelernt, ein Königreich zu führen. Weißt du, ein Königreich ist nicht viel anders als ein Bauernhof. Doch ernsthaft, das Hauptziel eines jeden Herrschers ist, dafür zu sorgen, daß die Regie-rungsmaschinerie wie am Schnürchen läuft, und begabte Untergebene sind ein zu wertvoller Hilfsquell, als daß man sie vergeuden dürfte. Ich mußte einige rügen, aber weiter bin ich nicht gegangen. Dadurch waren sie noch da, wenn ich sie brauchte. Darüber solltest du vielleicht ein biß-
chen nachdenken.«
»Das werde ich.« Zakath richtete sich auf. »Übrigens, weil wir schon von Korruption in der Regierung sprachen…«
»Oh? Taten wir das?«
»Wir werden es gleich. Meine Minister sind mehr oder weniger unred-lich, aber deine drei Freunde fügen noch ein neues, subtiles Element zu den Intrigen hier im Schloß hinzu. Wir sind aber noch nicht darauf vorbereitet, Schritte zu unternehmen.«
»Oh?«
»Der liebreizenden Markgräfin Liselle ist es doch wahrhaftig gelungen, den König von Pallia und den Prinzregenten von Delchin zu überzeugen, daß sie bei dir Fürsprache für sie einlegen würde. Jeder der beiden ist völlig sicher, daß ihre jahrelangen Streitigkeiten in Kürze eine Entscheidung finden werden. Ich möchte auf keinen Fall, daß sie einander den Krieg erklären. Ich habe bereits in Karanda Schwierigkeiten.«
»Ich werde mit ihr reden«, versprach Garion.
»Und Fürst Kheldar gehören bereits ganze Abteilungen des Handelsministeriums. Er erfährt mehr darüber als ich. Die Kaufherren von Melcene treffen sich jährlich, um die Preise festzusetzen für so gut wie alles, was in Mallorea verkauft wird. Die Preisliste ist das bestgehütete Geheimnis des Reiches, und Kheldar hat es gerade gekauft. Er unterbietet die Preise mit voller Absicht und ruiniert so unsere ganze Wirtschaft!«
Garion runzelte die Stirn. »Davon hat er mir nichts gesagt.«
»Ich habe nichts dagegen, daß er einen guten Profit macht – solange er seine Steuern bezahlt – , aber ich kann keinesfalls zulassen, daß er das absolute Monopol über den Handel in Mallorea an sich reißt. Immerhin ist er ein Alorner, und seine politischen Neigungen sind etwas undurchsichtig.«
»Ich werde ihn bitten, daß er sich in seinen Praktiken ein wenig mäßigt.
Du mußt Silk jedoch verstehen. Ich glaube nicht, daß es ihm um das Geld geht. Er ist lediglich an dem Spiel interessiert.«
»Es ist ohnehin Sadi, der mir am meisten zu schaffen macht.«
»Oh?«
»In den Sümpfen von Camat wächst eine bestimmte Pflanze wild. Sadi bezahlt eine Menge dafür, und einer unserer berüchtigsten Räuberhäupt-linge hat seine sämtlichen Leute eingesetzt, diese Pflanze zu ernten – und natürlich zu
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