Dämon
auf den Schalter und reichte Jefferson einen Stift. »Wenn Sie sich bitte eintragen würden. Ich nehme Ihre Pässe an mich, bis Sie auschecken.«
Jefferson trug seinen Namen ein, und der Portier beugte sich nach hinten, um einen Schlüssel mit einem großen schwarzen Anhänger von einem Schlüsselbrett an der Wand zu nehmen. Er reichte Jefferson den Schlüssel und nickte in Richtung der breiten Treppe am Ende des Foyers. »Dritter Stock, Zimmer dreihundertzwo.«
»Die Treppe hinauf?«, fragte Jefferson mit einem Blick auf ihr Gepäck.
»Ja«, erwiderte der Portier und fügte hinzu: »Der Aufzug ist leider defekt …« Er zuckte die Schultern.
Das Treppenhaus war sauber. Ein schmiedeeisernes Geländer säumte die Treppe. Es zeigte Pferdegespanne. Die Pferde bäumten sich mit zurückgeworfenen Köpfen auf, und ihre Mähnen flatterten im Wind.
Als sie endlich im dritten Stock waren, brannten Jeffersons Finger und Arme vom Tragen der Koffer.
Sie traten in den Korridor und gingen an geschlossenen Türen vorbei, bis sie vor Nummer 302 standen.
McKenna öffnete die Tür, und sie betraten ein ziemlich geräumiges Zimmer mit großem Erkerfenster, das zur Straße lag. Glatte, cremefarbene Tapeten bedeckten die Wände vom Boden bis zur Decke. Jefferson ging ins Bad und schaltete das Licht ein.
»Ich bin froh, dass du mich gefragt hast, ob ich mitkomme«, sagte McKenna.
»Was?«, fragte Jefferson und kam mit der Zahnbürste im Mund aus dem Badezimmer.
»Ich sagte, ich bin froh, dass du mich gefragt hast, ob ich mitkomme«, wiederholte McKenna.
Jefferson nickte, kehrte ins Badezimmer zurück und spülte sich den Mund aus. »Und ich bin froh, dass du mitgekommen bist .« Er griff nach einem weißen Handtuch an einem der vergoldeten Haken und trocknete sich Gesicht und Hände ab, bevor er es zusammenfaltete und auf den Waschbeckenrand legte.
»Will«, sagte McKenna. »Komm, das musst du dir ansehen.«
Er wandte sich vom Waschbecken ab und kehrte ins Schlafzimmer zurück. McKenna hatte die beiden großen Fensterflügel geöffnet und lehnte auf dem Sims. Sie sah nach draußen.
Jefferson trat neben sie und blickte hinaus auf St. Petersburg.
»Die Aussicht ist wundervoll«, flüsterte McKenna mit verträumter Stimme.
Das blasse Licht war der kurzen Nacht gewichen, und die Stadt lag unter einem dunklen Mantel. Die Fenster in den Gebäuden ringsumher leuchteten hell und warm. In der Ferne wand sich ein Pfad an der Newa entlang, und im schwarzen Wasser des Flusses spiegelte sich das sanfte Licht der Gaslaternen. Eine Brücke auf gemauerten Pfeilern überspannte den Fluss. Der Mond stand am schwarzen, sternenübersäten Nachthimmel.
McKenna lehnte sich gegen Jefferson, legte den Kopf sanft an seine Schulter und streichelte ihm mit der Hand über den Rücken. Er schloss sekundenlang die Augen und spürte die Berührung ihrer Haare auf der empfindlichen Haut seines Halses. Für einen Augenblick vergaß er beinahe, warum sie hier waren. McKennas Präsenz hüllte ihn ein wie dichter Nebel.
»Was ist das?«, fragte sie, streichelte über Jeffersons Kehle und zog eine goldene Halskette unter seinem Hemd hervor, die in einem keltischen Radkreuz mit einer Inschrift endete.
»Es stammt von meiner Familie«, sagte Jefferson zögernd mit einem Blick auf das Kreuz. »Mein Vater hat es mir gegeben.«
»Wo lebt er jetzt?«
Jefferson schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Er ist fortgegangen, als ich acht Jahre alt war, und ich habe ihn nie wiedergesehen. Er ist einfach aus meinem Leben verschwunden.«
»Oh«, sagte McKenna leise. »Das tut mir Leid. Ich hätte nicht danach fragen sollen.«
»Schon gut«, erwiderte Jefferson. »Das ist alles ziemlich lange her.«
»Vermisst du ihn?«
»Nein«, sagte Jefferson. »Ich vermisse ihn nicht.«
Er spürte, wie McKenna sich gegen ihn drückte, hob den Arm, legte ihn um sie und zog sie noch fester an sich.
Auf der anderen Seite des breiten Flusses flammten Straßenlaternen auf. Jefferson wandte sich vom Fenster ab, hob die Hand und streichelte ihr durch das Haar. Sie senkte den Kopf, bis ihre Wange in seiner Hand ruhte, schloss die Augen und seufzte. Dann schlug sie die Augen langsam wieder auf und biss sich ganz leicht auf die Unterlippe. Sie nickte beinahe unmerklich, und Jefferson beugte sich vor. Er küsste sie, zuerst ganz sanft, dann leidenschaftlicher. Er spürte ihren Leib an seinem, ihre Hände, die ihn umschlangen, ihre Brüste und die Hitze, die von ihrem Körper
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