Dämon
ziemlich anschauliche Vorstellung vom Aussehen der primitiven Frühmenschenformen. Dieses Skelett jedoch unterschied sich dramatisch von allem, was in der Vergangenheit gefunden worden war – und bis in die heutige Zeit gefunden wurde. Dieses Skelett gehört allem Anschein nach einem ultra-angepassten Raubtier, das offensichtlich aus dem Nichts aufgetreten ist.«
»Also wurde der Fund beiseite gelegt und nicht länger berücksichtigt?«, mutmaßte Jefferson.
»Nein. Mit dem Fortschreiten der Technologie wurden neue Untersuchungen an dem Skelett vorgenommen, um die Echtheit zu überprüfen. Zunächst fand man heraus, dass es bereits sehr, sehr lange Zeit in der Höhle gelegen hatte. Doch das Bemerkenswerteste war, was man in den Fragmenten der DNS entdeckte.
Die DNS war praktisch nicht existent. Ein unbeschriebenes Blatt, gewissermaßen. Als wäre diese Kreatur niemals geboren worden. Damit begannen erneut Spekulationen, dass der Fund unecht sei. Dass es sich um einen Scherz handelte. Dass das Skelett in Wirklichkeit von Menschen gefälscht worden sei, wie es in der Forschung bereits geschehen ist.«
»Und war es auch hier so?«
»Ich weiß es nicht. Das Eigenartige ist, dass man bis heute nicht weiß, welche Materialien benutzt wurden, falls das Skelett tatsächlich künstlichen Ursprungs ist. Es war mit nichts zu vergleichen, das uns bekannt ist. Und die Knochen waren von einer unglaublichen Festigkeit.
Als schließlich offensichtlich wurde, dass dieses Skelett … nun ja, wissenschaftlich eigentlich unmöglich war, suchte man nach jemandem, dem man die Schuld geben konnte. Eine Menge Finger zeigten auf alles und jeden, der ein Interesse haben könnte, die akademische Welt zu blamieren. Niemand hat je gestanden, dahinter zu stecken.
Viele Wissenschaftler hatten die Meinung vertreten, dass es ein echtes Skelett sei. Die Reputation hoch angesehener Wissenschaftler stand auf dem Spiel. Also ließ die akademische Gemeinschaft die Geschichte still und leise im Sand versickern.«
»Was geschah mit dem Skelett?«
Wu zuckte die Schultern. »Es endete in einem Museum in St. Petersburg. Eher als Kuriosität denn als Gegenstand von wissenschaftlichem Interesse.«
»Und wie soll uns das weiterhelfen?«
»Das war alles«, sagte Wu. »Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sie mir diese Bruchstücke gebracht haben. Sie besitzen das gleiche Muster von VNTR s wie der Skelettfund von damals. Das gleiche Material. Also ist entweder der Fälscher wieder zurück, was ich für unwahrscheinlich halte, weil der ursprüngliche Fund bereits mehr als siebzig Jahre zurückliegt, oder …«
»Oder was?«
Wu seufzte und blickte Jefferson an. »Oder es handelt sich um eine bisher unbekannte Spezies, die bereits seit Jahrtausenden unbemerkt neben der Menschheit existiert und über die niemand etwas weiß.«
Die Akkus in Jeffersons Handy waren inzwischen leer, daher benutzte er das Telefon in Wus Küche, um Brogan im Massachusetts General anzurufen.
Diesmal wurde er durchgestellt. »Rate mal, wo ich bin.«
»Wo?«
»Im Haus von Dr. Wu. Unser Mann hat ihm einen Besuch abgestattet.«
»Verdammt!«, entfuhr es Brogan. »Bist du verletzt?«
»Nein, alles ist in Ordnung. Es ist keinem was passiert.«
Jefferson hörte im Hintergrund einen Fernseher laufen. Er blickte aus dem großen Fenster und bemerkte zwei Officer in Uniform, die hinter dem gelben Pumpenhaus des Pools mit einer langen Kescherstange in den Sträuchern stocherten.
»Ich schätze, ich werde einen Ausflug unternehmen«, sagte Jefferson und wandte sich vom Fenster ab.
»Und wohin?«
»St. Petersburg.«
»St. Petersburg in Florida?«
»Nein«, erwiderte Jefferson. »St. Petersburg in Russland.«
»Russland?«, fragte Brogan überrascht. »Was gibt’s denn da?«
»Wu meint, in einem Museum dort gäbe es noch eins von diesen Dingern. Ein Skelett, dessen DNS zu den Proben passt, die wir vom Lyerman Building haben.«
»Hm. Fliegst du allein?«
»Wieso, kommst du nicht mit?«
»Ich kann nicht«, sagte Brogan. »Ich muss bei dem Baby bleiben, ganz zu schweigen davon, dass ich Richard Lees Mörder finden und in Sachen Gefängnisdirektor etwas unternehmen muss. Warum fragst du nicht McKenna?«
Jefferson lachte. »Ja, sicher.«
»Ich meine es ernst. Sie ist die beste Technikerin, die wir haben. Eine sehr kluge Frau, die weiß, was gespielt wird. Außerdem würdet ihr beide euch drüben in Russland gut machen. Ihr könntet euch im russischen Winter aneinander
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