Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
Ersten Kreuzzug zurückreicht, sondern viel weiter. Zum ersten Mal taucht er während der großen islamischen Spaltung im Jahre 632 auf, fast fünfhundert Jahre vor dem Ersten Kreuzzug. Die Spaltung erfolgte auf den unerwarteten Tod des Propheten Mohammed, der einen heftigen Streit um die Führerschaft zur Folge hatte. Zwei gegnerische Gruppen, die Schiiten und die Sunniten, beanspruchten für sich, die Zukunft des Islam zu bestimmen.
    Zu jener Zeit war Sidina General in der Armee des Kalifen. Im Verlauf der folgenden Jahre und der Kämpfe wechselte Sidina unzählige Male die Seiten zwischen Schiiten und Sunniten und nutzte offensichtlich die Tatsache aus, dass er in den Wirren des Krieges straflos nach Lust und Laune töten konnte. Sidina war so gewalttätig, dass er bald als der ›Vollkommene Krieger‹ bekannt wurde, der sich nicht selten gegen seine eigenen Armeen wandte und seine eigenen Männer abschlachtete, bevor seine Raserei endete.«
    »Bis er viele Jahre später von Sir Gerard besiegt wurde?«, fragte Brogan.
    »Ja. Nachdem Sidina und seine Gefährten erschlagen worden waren, erwiesen ihre Leichen sich nicht als die gewöhnlicher Männer, sondern als ›vom Bösen entstellt‹, schreibt Sir Gerard. Die Haut löste sich auf und gab den Blick auf ein Inneres frei, das so deformiert war, als stamme es nicht von Menschen. Überdies waren die Kreaturen viel größer als der größte Krieger der Templer, mit Klauen an den Füßen und Zähnen wie ein Löwe. Es waren diese verunstalteten Wesen, die Sir Gerard und seine Männer in alle vier Winkel der Erde trugen.«
    »Warum waren die Leichen deformiert?«, fragte Jefferson und rief sich das Aussehen des Skeletts im Museum von St. Petersburg ins Gedächtnis.
    »Sir Gerard glaubte, dass sich die wahre Gestalt der Dschinns zeigte, von denen Sidina und seine Gefährten so lange Zeit besessen waren. Unter ihrer menschlichen Hülle verbargen sich diese grauenhaften Kreaturen der Hölle, die den Menschen unendliches Leid und Schmerz bereitet hatten. Die Dämonen konnten auf drei verschiedene Weisen menschliche Gestalt annehmen. Einmal durch permanente Inbesitznahme, wie bei Sidina und seinen drei Gefährten. Sie konnten jedoch auch Besitz ergreifen von jemandem, dessen Geist schwach oder unbeständig war, allerdings nur vorübergehend.«
    »Was bedeutet ›dessen Geist schwach oder unbeständig war‹?«
    »Nun, jemand, der mental nicht im Gleichgewicht war, der die Realität nicht bewältigen konnte.«
    »Und die dritte Methode?«
    »Sir Gerard glaubt, dass jeder Dschinn durch bloßen körperlichen Kontakt mit einem Menschen für kurze Zeit dessen Aussehen annehmen kann.«
    Jefferson dachte darüber nach. Plötzlich schnippte er mit den Fingern. »Verdammt!«
    »Was ist?«, fragte Brogan.
    »Der Obdachlose! Die Leiche, die wir in der Nähe des Friedhofs fanden, wo Reggie Tate ermordet wurde! Brogan, erinnerst du dich, was du mir über den Toten erzählt hast? Dass er ständig in Anstalten gewesen ist?«
    »Ja. Er war irre.«
    »Das ist genau die Person, die ein Dschinn vorübergehend in Besitz nehmen kann! Jemanden mit schwachem Geist. Der Bursche war verrückt und deshalb eine leichte Beute.«
    »Du glaubst, der Dschinn hat ihn vorübergehend in Besitz genommen und Reggie gejagt?«
    »Ergibt doch Sinn, nicht wahr? Ich glaube nicht an Zufälle. Was macht der Tote gerade mal einen Block von dem Mausoleum entfernt, in dem Reggie Tate sich selbst getötet hat, um irgendetwas zu entkommen?«
    »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was noch irgendeinen Sinn ergibt! Hättest du mich vor einem Monat gefragt, ob eine vorübergehende Inbesitznahme durch einen Dämon möglich sei, hätte ich gesagt, du bist reif für die Klapsmühle.«
    »Und Dr. Wu … als er diesen Burschen untersucht hat, von dem er meinte, er wäre tot, packt der ihn am Handgelenk.«
    »Ja«, sagte McKenna. »Das habe ich auch gesehen.«
    »Das würde erklären, wie es dem Dschinn gelungen ist, die Gestalt von Dr. Wu anzunehmen. Wus Haushälterin schwört, dass sie jemanden im Haus gesehen hat, der genauso aussah wie Dr. Wu, und als ich anrief, antwortete Wus Stimme, der gleiche Tonfall. Der physische Kontakt ist die Ursache. Wenn der Dschinn diesen obdachlosen Toten besessen hat, dann hatte er physischen Kontakt mit Dr. Wu, als er ihn am Handgelenk packte. Genau, wie Wu es damals vom toten Kenneth Lyerman sagte – er hat die genetischen Informationen in dem Fragment gefunden, das wir aus Lyermans Brustbein

Weitere Kostenlose Bücher