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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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gewesen, da war Jefferson absolut sicher. Irgendetwas, das nun frei war. Wenn Lyerman vor vierundsechzig Jahren zur Besatzung gehört hatte, musste er gewusst haben, was damals an Bord gewesen war.
    Lyerman hatte die Expedition finanziert, in deren Verlauf das Wrack der Galla vom Meeresboden gehoben worden war – weil er gewusst hatte, was in einer der Kabinen lauerte …
    Er wusste es, weil er es selbst gesehen hatte.
    »Warte mal einen Augenblick, Manuel«, sagte Brogan.
    »Klar.«
    Brogan drückte die Stummtaste des Telefons und wandte sich Jefferson zu. »Hast du das mit der Galla gehört?«
    »Sicher. Ich kann es kaum glauben. Lyerman hat auf diesem Schiff gedient. Er muss gewusst haben, was an Bord war!«
    Brogan nickte. Sein Blick wirkte abwesend, und er schien hinter den Horizont zu starren. »Ich bringe diesen Drecksack um, ich schwöre es bei Gott!«
    Er sah Jefferson erneut an. Seine Augen waren glasig wie die eines Betrunkenen. Selbst Jefferson, der Brogan besser kannte als jeder andere, spürte jedes Mal nervöse Furcht in der Magengrube, wenn er Brogan in diesem Zustand sah. Der unberechenbare Zorn dieses Mannes konnte sich gegen alles und jeden richten.
    Brogan drückte erneut die Stummtaste.
    »Manuel?«
    »Ja.«
    »Was hast du sonst noch?«
    »Nun, Lyermans Dienstzeit bei der Navy endete, als die Galla bei einem japanischen Luftangriff versenkt wurde. Lyerman gehörte zu einer Hand voll Überlebender, war fortan aber gelähmt. Er kehrte in die Vereinigten Staaten zurück und wurde Geschäftsmann – ein skrupelloser Bursche. Er begann im Erdölgeschäft. Heute hat er die Finger überall drin. In Panama, meinem Heimatland, besitzt er riesigen Grundbesitz und baut Tabak an. Obwohl es in Panama viele Arbeitslose gibt, weigern sich die meisten meiner Landsleute, für ihn zu arbeiten. Sie nennen ihn Tiburón, den Hai.«
    »Warum?«
    »Weil er Menschen bei lebendigem Leib frisst, sozusagen. Wie ein Hai. Ohne jedes Gefühl. Einer meiner Landsleute hat einmal versucht, die Arbeiter auf zwei von Lyermans Tabakplantagen zu einem Streik zu bewegen. Der Mann hatte Familie, drei kleine Mädchen und eine Frau. Er kam von der Arbeit auf den Feldern nach Hause, und seine Familie war verschwunden.
    Der Mann und die Dorfbewohner suchten die gesamte Gegend ab, bis in die Berge hinein. Drei Tage vergingen. Am Abend des vierten Tages entdeckte der Mann eine Notiz an seiner Haustür, in der eine Adresse in der Nachbarschaft genannt wurde. Außerdem war ein Polaroidfoto dabei, das die Frau und die drei kleinen Mädchen zeigte. Sie saßen um einen Tisch herum, vor sich Teller mit Essen.
    Der Mann und acht seiner Freunde gingen zu der genannten Adresse. Es war eine kleine Hütte am Rand der Tabakfelder, errichtet aus Sandelholz und Bananenblättern. Die Tür war baufällig und nicht versperrt. Der Mann geriet in Panik, weil es in der Hütte so still war, und trat die Tür ein. Im Innern fand er seine Familie, die Frau und die Kinder, unter einer nackten Glühbirne an einem Tisch. Vor ihnen standen Teller mit Essen, genau wie es auf dem Foto zu sehen war.«
    »Waren sie tot?«
    »Nein, sie lebten, und sie schienen unverletzt zu sein. Sie folgten dem Mann mit Blicken, ohne die Köpfe zu bewegen. Sie waren nicht gefesselt; deshalb konnte der Mann nicht begreifen, warum sie nicht geflüchtet waren und um Hilfe gerufen hatten. ›Maria, was ist?‹, fragte er seine Frau. ›Ich habe euch gesucht! Warum sagt ihr nichts?‹
    Seine Frau starrte ihn nur schweigend aus großen braunen Augen an, und der Mann sah, dass eine Träne über ihre Wange lief. Er war völlig verwirrt.
    ›Was ist los?‹, fragte er. ›Warum weinst du? Du bist in Sicherheit!‹
    Dann bemerkte er eine kleine Fruchtfliege, die um den Mund und die Nase seiner jüngsten Tochter schwirrte, doch das Mädchen machte nicht die geringste Bewegung, das lästige Insekt zu verscheuchen.« Manuel stockte kurz; dann fuhr er fort: »Die Frau und die Kinder waren unter Drogen gesetzt worden. Dann hatte jemand, vielleicht ein Chirurg, bei jedem winzige Einschnitte in die Wirbelsäule vorgenommen und die Nerven durchtrennt, die für die Bewegungsabläufe verantwortlich sind. Die Frau und die kleinen Mädchen waren paralysiert und dann wie Puppen rings um den Tisch gesetzt worden.«
    »Mein Gott …«, flüsterte Brogan, und seine Knöchel am Lenkrad wurden weiß.
    »Es gab keine Notiz, doch in ihren Schößen lagen Bündel von Tabakblättern. Tabakblätter! Wer anders konnte

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