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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Tische.
    »Du hast ausgesehen, als würdest du jeden Augenblick ohnmächtig werden. Alles wieder in Ordnung mit dir?«
    »Ja … ja. Ich fühle mich, als hätte ich einen riesigen Kater, aber sonst ist … alles in Ordnung …«
    »Ich hole dir etwas zu trinken.«
    McKenna ging zur Bar und kam mit einem Glas Eiswasser zurück. Jefferson nahm das Glas und trank es in großen Zügen leer. Die kühle Flüssigkeit rann ihm wohltuend die Kehle hinunter. Er spürte sie bis in den Magen.
    Allmählich fühlte er sich besser.
    Ein paar Stockwerke höher kauerte Brogan in der Dunkelheit und wartete. Am Ende des Gangs hörte er das Summen eines elektrischen Motors. Der batteriebetriebene Rollstuhl Lyermans war leise wie ferngesteuertes Kinderspielzeug. Brogan machte einen Schritt nach vorn; die dicken Teppiche verschluckten das Geräusch. Das elektrische Summen wurde lauter. Es kam aus einem Raum am Ende des Gangs. Ein Licht brannte in dem Raum, erhellte ein kleines Stück des dunklen Flurs vor dem Eingang und warf einen rechteckigen hellen Fleck auf die Tür an der gegenüberliegenden Wand.
    Brogan wusste noch nicht, was er tun würde, wenn er Lyerman erst gefunden hatte. Der Krüppel war hilflos, gefangen in seinem elektrischen Rollstuhl und nicht fähig, sich zu bewegen. Wenn Brogan die Batterie abklemmte, war Lyerman vollkommen bewegungslos und konnte nur den Kopf drehen, während er Brogan im Zimmer beobachtete. Dieser Gedanke spornte Brogan an, und die alten Gefühle kehrten zurück: Hass und unkontrollierte Wut, die ihn dazu brachten, wieder und wieder zuzuschlagen, bis die Fingerknochen schmerzten und die Haut an den Händen nass war von Blut und Schnodder.
    Seine Frau hatte ihm geholfen, diese Gefühle zu unterdrücken. Ein erwachsener Mann sollte sich nicht so verhalten. Ein erwachsener, gebildeter Mann sollte sich nicht benehmen wie ein wildes, ungezähmtes Tier. Doch Brogan hatte insgeheim immer gewusst, dass er genau das war – ein Tier. Und nun, da seine Frau tot war, kehrten die alten Gefühle zurück. Dumpfe Emotionen drängten an die Oberfläche. Tiere kannten weder Schuld noch Mitleid. Tiere wurden nicht schwach, wenn der Zeitpunkt zum Angriff kam – und genauso wenig würde Brogan schwach werden.
    Er befingerte seinen dicken Ledergürtel und überlegte, ob er ihn um die Faust wickeln sollte, damit er sich nicht die Knochen brach. Dann entschied er sich dagegen.
    Der Kerl ist ein Krüppel und kann sich nicht wehren. Ich breche mir nichts, egal, wie fest ich zuschlage.
    Das elektrische Summen hatte aufgehört. Vielleicht war der alte Kerl eingeschlafen. Besser konnte es gar nicht laufen. Brogan würde sich anschleichen, während Lyerman schlief, und die Gelegenheit nutzen, ihn aus dem Schlaf zu reißen. Der Kerl würde glauben, noch zu träumen – bis der erste Schlag kam, ihm die Nase brach und ihm das Wasser in die Augen trieb. Brogan grinste in sich hinein, als er über den dicken Teppich schlich, auf das erhellte Rechteck zu.
    Er gelangte zur offenen Tür und spähte vorsichtig ins dahinter liegende Zimmer. Es war ein Schlafzimmer. Brogan sah Kommoden, Stehlampen und einen offenen Schrank mit Regalen voller Kleidung. In der Mitte des Zimmers befand sich ein Bett.
    Gegenüber der Tür, vor den deckenhohen Fenstern, stand Lyermans Rollstuhl neben einem kleinen Tisch, den Fenstern zugewandt. Brogan sah den Kopf Lyermans über der Rückenlehne. Lyerman schien irgendetwas zu beobachten.
    Brogan schob sich ins Zimmer. Er fühlte sich sicher, weil Lyerman ihm den Rücken zugewandt hatte. Er starrte auf irgendetwas auf dem Tisch. Brogan erhaschte einen kurzen Blick auf etwas Rotes, als er sich Lyerman weiter näherte. Auf dem Tisch lag eine kurze rote Baumwollhose, eine Schuluniform für einen Knaben von vielleicht acht Jahren. Die Hose lag mit der Vorderseite nach unten, die Beine gespreizt. Der Stoff war sauber bis auf ein paar Grasflecken im Bereich des Gesäßes.
    Lyerman war offenbar erregt. Brogan hörte ihn schwer atmen. Sein Kopf begann rhythmisch zu schaukeln, vor und zurück, vor und zurück. Was macht er da? Was der Kerl auch tat – es stachelte Brogans Wut und seinen Hass noch weiter an, bis zur Raserei. Was immer Lyerman dort tat, es war pervers, widerlich, abscheulich.
    Er würde diesem Dreckskerl einen Denkzettel verpassen!
    Hinter sich hörte Brogan unvermittelt Schritte im Gang, die schnell näher kamen. Er wollte sich umdrehen, als er plötzlich einen Stich im Nacken verspürte. Eine

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