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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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sich wieder hinter den Schreibtisch in der Hoffnung, dass er unbemerkt geblieben war, und behielt die beiden Männer im Auge.
    Vincent trug einen dunklen Anzug, während Brogan lediglich eine helle Khakihose, ein weißes Hemd und eine Krawatte anhatte. Vincent schwitzte und wischte sich wiederholt mit der Hand übers Gesicht, als wolle er ein lästiges Insekt vertreiben. Brogan hatte die Hände in den Hosentaschen, und die Krawatte war lässig gelockert.
    Die beiden Männer sprachen miteinander und sahen gelegentlich hinunter auf die Lichter der Stadt. Jefferson lauschte angestrengt, doch er verstand kein Wort. Die Unterhaltung war zu leise, als dass er ihr hätte folgen können. Vincent sagte etwas, und Brogan schüttelte den Kopf, zog eine Hand aus der Tasche und stieß Vincent den Zeigefinger gegen die Brust. Die beiden schienen wegen irgendetwas zu streiten. Ging es um die Vergangenheit? Um die Insel im Pazifik?
    Brogan und Vincent waren beide auf dieser Insel gewesen. Was war dort draußen im Südpazifik geschehen? McKenna hatte ihn, Jefferson, aus der Trance gerissen, bevor er sich hatte erinnern können. Das Geheimnis lag immer noch irgendwo dort draußen, vergessen auf jener Insel seit vierundsechzig Jahren.
    Jefferson musste dorthin zurück, um herauszufinden, was es war.
    Er schob die Hand in die Tasche, tastete nach dem kühlen Metall der Hundemarke. Sie war seine Verbindung in die Vergangenheit. Die Erkennungsmarke, die Eric Davis getragen hatte, in einem früheren Leben. Jefferson musste auf die Insel zurück, um das Ende der Geschichte zu erfahren. Das Geheimnis, der Schlüssel zu den Antworten auf alle Fragen, war mit den Männern auf der Insel gestorben. Wenn er die Wahrheit erfahren wollte, musste er ein letztes Mal dorthin.
    Jefferson hielt die Hundemarke einen Moment in der Hand, dann zog er die Kette über den Kopf.
    In der gleichen Sekunde begann sich der Raum um ihn zu drehen. Es wurde dunkler und dunkler, dann gab es einen Lichtblitz. Er hörte Stimmen, weit entfernte Stimmen von Menschen, die er früher einmal gekannt hatte, ohne sich an ihre Namen zu erinnern. Er vernahm ein Geräusch wie von Wasser, das durch einen Ausguss fließt; dann sah er einen Steinboden vor sich, der näher und näher kam. Er hörte Gewehrfeuer. Jemand schrie auf. Heißer Schmerz durchzuckte Jeffersons Unterleib … und dann war er am Ziel. Er war ins Jahr 1943 und auf die Insel im Pazifik zurückgekehrt. Er war Eric Davis. Brogan war Keaveney, und Vincent war Alabama.
    Ich gehe durch einen Korridor. Was für einen Korridor? Einen Gang? Nein, er ist aus Stein gemauert. Ich muss mich noch im Tempel befinden, unter der Erde. Aber wo? Brogan ist neben mir, hat das Gewehr über die Schulter geschlungen. Vincent geht neben ihm. Ich weiß, dass einer von uns auf die Seite des Bösen gewechselt ist. Aber wer?
    Die Wände ringsum sind mit Bildern bemalt. Bildern von längst vergangenen Kriegen. Männer auf Streitwagen reiten unter Wolken herabregnender Pfeile über Schlachtfelder. Kämpfe mit Schwert, Lanze und Speeren. Blut und Tränen und Schmerz. Die Bilder zeigen jedes grausame Detail. Und über dem Schlachtfeld schwebt ein gigantisches Auge und beobachtet das Sterben.
    Wir waren in einer Art Gruft gelandet, unter der Halle mit den Steinsäulen. Es war wie in einer ägyptischen Pyramide. Ringsum massive Wände aus Stein, kilometerlang. Der Boden war staubig, und wir wirbelten beim Gehen kleine Wolken auf, die uns bis zu den Knien reichten.
    An den Wänden hingen in regelmäßigen Abständen Fackeln und warfen ihr flackerndes Licht auf die sandsteinfarbenen Mauern. Jeder von uns nahm eine Fackel aus ihrer Halterung.
    Brogan hinterließ eine Blutspur beim Gehen. Sein Bein glänzte nass und rot im Licht der Fackeln. Seine Augen quollen aus den Höhlen, und er sah fiebrig aus. Ich schnappte einen Blick von Vincent auf. Er schüttelte unmerklich den Kopf. Brogan würde verbluten. Er war tödlich getroffen.
    Wir gingen weiter. Keiner von uns warf einen Blick zurück, als hinter uns ein weiterer Schrei ertönte. Irgendetwas war dort hinten, irgendetwas lebte in diesen unterirdischen Gängen und Hallen. Und bald würde es auch zu uns kommen. Die Fackel in Vincents Hand begann heftig zu flackern. Erneut wehte uns der kalte Wind ins Gesicht. Die Luft ringsum wurde eisig, und der Schweiß auf meiner Haut fühlte sich kalt und klebrig an.
    »Der Kuro«, sagte ich. »So hat der japanische Soldat ihn genannt.«
    Vincent stockte. »Wir

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