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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Boden, mit dem Rücken am glatten Stein, und versuchte, zu Atem zu kommen.
    Mein Arm war unterhalb des Ellbogens zerfetzt. Der Bereich um die Wunde herum war vom Stoff verdeckt, doch ich sah, dass ein großes Stück Fleisch herausgerissen war. Ich benutzte die Zähne, um einen Stoffstreifen aus dem Unterhemd zu reißen; dann wickelte ich den Streifen fest um die Wunde. Ich hatte noch immer meine Armeepistole im Halfter am Gürtel. Nun zog ich die Waffe mit der gesunden Hand und wartete, während ich tief durchatmete und meinen Puls zu beruhigen versuchte.
    Irgendetwas war mit Brogan geschehen, war mit uns allen geschehen, und nun war ich allein.
    Ich hörte das Scharren eines Stiefels auf dem Steinboden und erstarrte.
    »Komm raus. Komm raus, kleines Schweinchen«, vernahm ich Brogans leise Stimme ein Stück entfernt.
    Ich überprüfte meine Waffe und legte den Sicherungshebel um.
    »Ich will dir nicht wehtun«, sagte Brogan. »Komm und schließ dich mir an. Wir können gemeinsam den Dritten suchen. Dann bleiben uns zwei Menschenalter, um die nächste Reinkarnation von Vincent zu finden.« Die scharrenden Stiefelschritte bewegten sich nach rechts. Falls Brogan den Raum vollständig umrundete, musste er zwangsläufig an der Stelle vorbei, an der ich mich versteckt hatte.
    Ich musste ihn ausschalten.
    Ich drückte mich mit dem Rücken fest gegen die Säule, hielt den Atem an und lauschte, konnte aber nichts mehr hören. Ich wusste nicht, wo Brogan sich im Augenblick befand. Langsam schob ich mich mit dem Rücken an der Säule hinauf, bis ich stand. Dann blickte ich um die Ecke, um mir einen Überblick zu verschaffen. Ich sah die Säulenreihe der gegenüberliegenden Mauer, die sich bis zum Ende des Raums erstreckte. Brogan konnte hinter jeder dieser Säulen stecken. Ich würde ihn erst sehen, wenn er sich bewegte.
    Ich trat einen Schritt vor.
    »Ich kann dich hören«, kam Brogans Stimme von irgendwo her. Ich war mir nicht sicher, aus welcher Richtung, doch die Stimme schien von rechts zu kommen – und seltsamerweise von der Decke. Ich ließ den Blick darüber schweifen und entdeckte einen merkwürdigen Umriss hoch oben zwischen zwei Säulen. Er schien an der Decke zu kleben. Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass es Brogan war.
    Er hing dort oben wie ein Gecko und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. Mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination beobachtete ich ihn, während ich zu begreifen versuchte, was er dort tat. Dann dämmerte es mir: Er lauschte.
    Lauschte auf ein Geräusch von mir.
    Ich trat einen Schritt vor, dann einen zweiten, einen dritten. Meine Stiefelsohlen knirschten auf kleinen Steinchen, die am Boden verstreut lagen. Brogan drehte den Kopf einmal ganz herum, bis er mich ansah. Er lächelte diabolisch – und eine Sekunde später klettert er mit verblüffender Geschwindigkeit auf Händen und Füßen an der Wand entlang hinter mir her …
    Ich hob die Pistole und drückte zweimal ab. Beide Kugeln trafen ihn im Rücken, doch es schien ihm nicht das Geringste auszumachen. Er ließ sich fallen, landete geschmeidig auf dem Boden.
    Ich wandte mich ab und floh. Hinter mir ertönte ein Knall, und einen Augenblick später wurde mir bewusst, dass ich erneut von einer Kugel getroffen worden war.
    Ich erreichte den Fuß der Treppe und zwang mich, nach oben zu steigen. Über mir sah ich ein helles Rechteck, der Weg nach draußen, doch es wurde kleiner und kleiner. Der riesige Altar schob sich wieder vor die Öffnung und drohte mich in dem unterirdischen Tempel einzuschließen. Ich beeilte mich, so sehr ich konnte, doch der Schmerz in meinem Unterleib wurde beinahe unerträglich. Fast hätte ich das Bewusstsein verloren. Ich schaffte es gerade noch, mich durch den Spalt zu zwängen, bevor der Altar den Durchgang gänzlich versperrte.
    Dann ließ ich mich zu Boden fallen. Erst jetzt spürte ich den Druck am Bein – die Holzschachtel mit den Pfeilspitzen in meiner Hosentasche. Ich lag einen Augenblick still, dann zog ich sie hervor. Sie war unbeschädigt. Ich schob sie in die Tasche zurück und stemmte mich vom Boden hoch. Unsicher ging ich zum Ausgang und wollte die breite Treppe hinunter in den verwilderten Garten steigen, doch als ich den Durchgang erreichte, blieb ich staunend stehen.
    Der eben noch verwilderte Garten stand in voller Blüte.
    Riesige Blüten von der Größe einer Männerfaust prangten an Ranken, die sich über die Säulen wanden. Aus den Statuen plätscherte Wasser in steinerne

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