Dämon
Schalen, in denen Goldfische schwammen. Drei Frauen schlenderten über einen Pfad. Als sie mich erblickten, kicherten sie ausgelassen, obwohl sie mir doch ansehen mussten, dass ich verwundet war. Mein Hemd war blutdurchtränkt. Eine der Frauen winkte mir lockend zu und lächelte.
Ich fühlte mich so schwach, dass ich mich am liebsten hingelegt und aufgegeben hätte. Stattdessen ging ich schwankend voran, durch das Tor in der Mauer und hinein in den schwülheißen Dschungel, und ließ Brogan und den Garten zurück. Ich machte ein paar weitere Schritte, bevor ich stürzte und der Länge nach im Dreck landete. Einige Sekunden schwebte ich am Rande der Bewusstlosigkeit, bevor eine Woge der Übelkeit mich erfasste. Ich erbrach mich heftig, bevor mich eine gnädige Ohnmacht umfing.
Jefferson riss die Augen auf, schnappte nach Luft und hielt sich den Hals. Seine Brust brannte wie Feuer. Er lag auf dem Boden, die Schachtel mit den Pfeilspitzen offen neben sich. Blut sickerte durch den Stoff seines Hemdes. Die alten Wunden hatten sich geöffnet. Er fühlte sich schwindlig und benommen vom Ansturm der Erinnerungen. Noch immer roch er den fauligen Gestank des Dschungels, hörte das Knallen der Schüsse, spürte den Regen auf der Haut.
Brogan …
Brogan also war derjenige auf der Insel gewesen, der von dem Dämon besessen war. Brogan war die Reinkarnation Sidinas. Brogan war – als Keaveney – auf die Insel gekommen, wo der Dschinn gefangen gewesen war, der nach Sidina gesucht hatte. Davis hatte es schließlich geschafft, von der Insel zu entkommen, doch er war an Bord der Galla gestorben. Genau wie Brogan. Und der Dämon, der in ihm gewesen war, hatte auf dem Grund des Ozeans in der Falle gesessen.
Irgendwie hatte Lyerman von der Geschichte erfahren, und irgendjemand hatte ihn auf dem Laufenden gehalten, was das Wrack anging. Lyerman hatte Brogan angefordert, um den Mord an seinem Sohn aufzuklären.
Vielleicht, weil er gewusst hat, wer Brogan ist? Hat er gewusst, dass Brogan Sidina ist? Oder dass Brogan die Reinkarnation des Marines ist, in dessen Körper der Dschinn von der Insel zu fliehen versucht hat?
Jefferson war übel, und er fühlte sich schwach. Er rollte sich auf die Seite und zog sich langsam hoch. Er war nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war, doch nach einem Blick auf die Uhr schätzte er, dass es nicht mehr als zehn Minuten gewesen sein konnten. Die Wunden in der Brust hatten zu bluten aufgehört, doch sein Hemd war nass und klebte an seiner Haut.
Nach und nach fand er genug Kraft, sich zum Fenster zu schleppen. Er stützte sich auf das Sims und blickte hinaus aufs Dach in der Erwartung, Brogan und Vincent noch immer streiten zu sehen. Doch er sah nur Vincent.
Vincent lag mit durchschnittener Kehle im Gras.
Und Brogan war verschwunden.
Jefferson zuckte zusammen, als er draußen auf dem Pfad das Knirschen von Schritten vernahm. Jemand kam zum Wintergarten! Jefferson geriet in Panik und versuchte, sich hochzustemmen, stürzte jedoch zu Boden und stöhnte vom Schmerz des Aufpralls. Er lag neben dem Fenster, das nach draußen auf den Whirlpool zeigte. Hinter ihm stand der große Schreibtisch. Er schleppte sich über den Boden und erreichte den Fuß des schweren Möbels. Als er nach oben blickte, sah er, dass die Tür zum Wintergarten noch offen stand.
Die Schritte waren unterdessen auf dem Marmor des Patios zu hören. Stöhnend vor Schmerz, schleppte Jefferson sich über den roten Orientteppich zur offenen Tür. Er hörte, wie die Schritte draußen vor dem Whirlpool verharrten. Brogan schien dort stehen geblieben zu sein und sich umzusehen. Wenn er zum Wintergarten blickte, würde er die offene Tür bemerken.
Jefferson hatte das Zimmer zur Hälfte durchquert, als die Schritte wieder erklangen. Er verdoppelte seine Anstrengungen und erreichte schließlich die Tür.
Das Geräusch von Brogans Schritten veränderte sich erneut; diesmal hörte es sich an, als würde er über den Rasen gehen. Jefferson fühlte sich unendlich schwach. Wenn Brogan ihn jetzt fand, in diesem Zustand, hatte er keine Chance.
Jefferson verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich auf seine Bewegungen. Endlich konnte er die Tür mit den Fingerspitzen berühren und schob sie langsam zu. Als sie nur noch einen Spalt offen stand, hielt er inne – das klickende Geräusch des Schlosses wäre zu laut gewesen. Jefferson beließ es bei dem schmalen Spalt und hoffte, Brogan würde vorbeigehen, ohne etwas zu bemerken.
Er schleppte
Weitere Kostenlose Bücher