Dämon
inzwischen besitzt.«
Jefferson ging durch den langen Korridor und stieß die Tür zum Sicherheitsraum auf. Er war leer. Die Wachleute schienen irgendwo im Gebäude zu sein. Die einzige Beleuchtung kam von den Schwarzweißmonitoren an der Wand. Sie übertrugen Bilder von den Überwachungskameras, die überall im Gebäude installiert waren. Eine der Kameras befand sich in Lyermans Schlafzimmer. Jefferson hatte richtig vermutet: Brogan hielt sich in dem Zimmer auf. Er hatte das Handy am Ohr, stand am Fenster und blickte hinaus.
»Tut mir Leid«, sagte Jefferson. »Du bekommst die Schachtel nicht.«
Brogan setzte zu einer Antwort an, doch Jefferson klappte sein Handy zu.
Er schloss die Tür des Sicherheitsraumes und wandte sich der Wand aus Monitoren zu. In der oberen linken Ecke sah er Brogan im Schlafzimmer Lyermans stehen und auf sein Handy starren. Jefferson spürte, wie etwas in ihm zerbrach, als er die vertraute Gestalt seines einstigen Partners betrachtete, seines Freundes, der nun zu einer Grauen erregenden Kreatur geworden war. Jefferson wandte sich den anderen Schirmen zu.
Sie zeigten Szenen aus dem gesamten Gebäude. Lyerman hatte sehr viele Kameras installieren lassen. Jefferson blickte von Schirm zu Schirm, sah Rasenanlagen vor dem Gebäude, lange Gänge und Flure mit Gemälden an den Wänden, Zimmer, Büros …
Plötzlich erweckte etwas seine Aufmerksamkeit. Auf dem Schirm oben rechts waren vier Männer zu sehen. Sie standen in einem Schlafzimmer, wahrscheinlich in Kenneth Lyermans Schlafraum. Zwei von ihnen zogen Schubladen auf und leerten deren Inhalt aufs Bett, während die beiden anderen sich mit Messern über das Mobiliar hermachten, indem sie alles aufschlitzten und durchsuchten. Jefferson erkannte in einem von ihnen den großen Samoaner. Er beobachtete, wie einer der Männer Schuhe aus einem Schuhschrank in einen großen Seesack packte, den er sich anschließend über die Schulter warf.
Die Mistkerle plündern das Gebäude. Sie wissen offensichtlich, dass Lyerman tot ist. Sie haben seine Leiche gefunden.
Wenn diese Kerle sich die Zeit nahmen, im Gebäude herumzuschnüffeln, zu stehlen und zu plündern, mussten sie sich in Sicherheit wägen – und das bedeutete, dass niemand die Polizei angerufen hatte, dass kein Alarm ausgelöst worden waren und dass die Kavallerie in Blau nicht auftauchen würde. Jefferson war es nur recht. Er brauchte keine dreißig oder vierzig Polizisten im Gebäude, die ihn daran gehindert hätten, diese Sache zu beenden.
Jefferson wandte seine Aufmerksamkeit von den vier plündernden Wachleuten ab und konzentrierte sich auf den nächsten Monitor. Er zeigte ein Badezimmer. Es war mit den massiven Einbauten ausgestattet, die Reiche zu lieben schienen. Eine Toilette, die aussah, als wöge sie drei Tonnen, eine Badewanne von der Größe eines Volkswagens, eine Reihe Waschbecken, die an Viehtränken erinnerten. Jeffersons Blick verharrte auf der Wanne, die mitten im Zimmer stand, eine altmodische Wanne mit vergoldeten Klauenfüßen.
In der Wanne bewegte sich etwas. Es war dunkel und körnig und kaum zu erkennen. Es schien sich hin und her zu bewegen – und plötzlich sah es in seine Richtung. Ein weißes Gesicht. Jefferson sog scharf die Luft ein.
Es war McKenna.
Sie war an Händen und Füßen gefesselt, und auf ihrem Mund klebte ein silberner Streifen Gewebeband. Der Dämon hatte McKenna in seiner Gewalt.
In Jefferson loderte heißer Zorn auf. Er richtete seinen Blick wieder auf den Schirm, der das Schlafzimmer zeigte, in dem Brogan sich vorhin noch aufgehalten hatte.
Das Schlafzimmer war leer. Brogan war verschwunden.
Jefferson sah wieder zu McKenna, die sich in der Badewanne wand und gegen ihre Fesseln kämpfte. Er suchte das Zimmer nach einem Hinweis ab, auf welcher Etage das Bad sein könnte, doch er fand nichts. Das Lyerman Building besaß siebzig Stockwerke und tausend Zimmer. Das Bad konnte überall sein. Es konnte Tage dauern, bis er McKenna gefunden hatte.
Jefferson wandte den Blick von den Bildschirmen ab und konzentrierte sich auf den Computer, der die Kameras steuerte. Der Monitor zeigte eine Reihe unterschiedlich beschrifteter Icons. Jefferson klickte auf das Symbol ÜBERWACHUNGSKAMERAS . Ein Fenster öffnete sich und zeigte eine sinnbildliche Darstellung der Wand mit Überwachungsbildschirmen. Unter jedem Schirm war der Standort verzeichnet, wo sich die jeweilige Kamera befand: GÄSTESCHLAFZIMMER OSTFLÜGEL, FOYER, WINTERGARTEN, ARBEITSZIMMER,
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