Dämon
deutete auf die Bruchstelle in der Simulation. »Genau an dieser Stelle ist der Rumpf zerborsten, richtig? Also besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass noch weitere Teile verstreut auf dem Meeresgrund liegen.«
»Haben Sie bisher weitere Teile finden können?«, fragte der Captain mit einem Blick zu Yi.
Yi schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Sie könnten meilenweit entfernt von dieser Stelle liegen. Wenn wir das MR -1 weiter hinter uns herschleppen, sollten wir in wenigen Tagen das gesamte Gebiet kartografiert haben.«
Der Captain nickte, richtete sich auf und wandte sich zu Nat und Randy um. »Was würden Sie dazu sagen, einen genaueren Blick auf dieses Ding zu werfen, wenn wir morgen die Sea Horse hochfahren?«
»Das wäre fantastisch«, sagte Randy grinsend und rieb sich die Hände.
»Und Sie?«
»Einverstanden«, stimmte Nat ebenfalls zu. »Ich bin dabei.«
»Gut.« Der Captain lächelte schwach, und seine Lippen waren unter dem dichten Bart kaum zu sehen. Er legte Yi die Hand auf die Schulter. »Wie weit unten liegt dieses Ding?«, fragte er.
»Zehntausendzweihundertachtzig Fuß, Sir«, antwortete Yi zögernd. »Es ist verdammt tief. Wirklich verdammt tief.«
Am nächsten Morgen erwachte Nat mit dem vertrauten Gefühl nervöser Erwartung, das er jedes Mal vor einem Tieftauchgang verspürte. In der Koje neben ihm schnarchte Randy noch immer leise, das Gesicht tief in die Kissen gepresst. Nat blickte durch das Bullauge über seinem Bett hinaus auf den sanft wogenden Pazifik. Sonnenlicht fiel blau schimmernd durch das Glas in die Kabine.
»He …« Er schüttelte Randy an der Schulter. »Aufwachen!«
Aus dem Lautsprecher über dem Bett drang knackend die Stimme des Kommandanten. »Aus den Federn, ihr Faulpelze! Der Tauchgang ist für zwölf Uhr heute Mittag angesetzt!«
Randy drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und streckte Nat und der Bordsprechanlage den Hintern entgegen.
Nat ignorierte die Bewegung. Er setzte sich in seinen Boxershorts auf, noch immer nicht ganz wach, die Haare zerzaust. Dann gähnte er herzhaft und streckte sich, während er gegen die Versuchung ankämpfte, sich noch einmal in die warme Koje zu legen und sich unter der Bettdecke zu verstecken.
An der Tür klopfte es.
»Ja?«, rief Nat und blickte durch schmale Augenlider erwartungsvoll zur Tür.
Die Tür öffnete sich langsam. Einer der französischen Kameraassistenten kam herein, eine Zigarette im Mundwinkel, die Kamera auf der Schulter.
»O nein!« Nat schüttelte den Kopf und winkte mit der Hand. »Jetzt ist kein guter Zeitpunkt dafür!«
Der Kameraassistent lächelte und filmte weiter.
»Ich bin müde, und ich sehe beschissen aus. Kommen Sie in zehn Minuten wieder!«
Nat schüttelte den Kopf, während er Blickkontakt herzustellen versuchte. »Verstehen Sie Englisch?« Er hielt zehn Finger hoch und redete mit lauter, eindringlicher Stimme, als hätte er es mit einem Schwerhörigen zu tun. »Zehn Minuten, verstanden?«
Der Kameraassistent filmte unverdrossen weiter. Er schwenkte die Kamera über den schlafenden Randy zu dem auf seiner Koje sitzenden Nat.
»Du bist einer von diesen Hundesöhnen, die kein einziges Wort Englisch verstehen, wie? Schaff deinen Boss her. Devereaux versteht, was ich ihm sagen will. Los, hol Devereaux.«
Beim Klang des Namens horchte der Kameramann auf und blickte Nat fragend an.
»Ja, Devereaux. Geh und hol Devereaux! Findez-vous Pierre.« Nat winkte mit der Hand in Richtung Tür.
Der Kameraassistent nickte, drehte sich für einen Augenblick zur Tür und sah dann erneut Nat an.
»Devereaux«, wiederholte Nat.
Der Kameraassistent lächelte unsicher; dann ging er nach draußen und schloss die Tür hinter sich.
»Mann Gottes!« Nat stöhnte und ließ die Beine von der Koje baumeln. »Das ist hier ja wie bei der Versteckten Kamera .«
»Wer war das?«, erklang Randys Stimme dumpf aus dem Kopfkissen.
»Einer von diesen französischen Kameratypen.«
Randy schwieg.
»Ziemlich früh, meinst du nicht?«
»Ja, verdammt früh.«
Nat starrte einmal mehr durch das Bullauge hinaus auf den Ozean.
Er schüttelte Randy erneut. »Los, raus aus den Federn. Wir gehen Tauchen!«
Nach einem eiligen Frühstück standen die beiden U-Boot-Fahrer an Deck der Sea Lion und blinzelten im grellen Licht der pazifischen Sonne. Rings um sie herrschte die übliche nervöse Geschäftigkeit der Vorbereitungen für einen Tauchgang. Die Besatzungsmitglieder riefen und redeten durcheinander, während die
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