Daemonen kuesst man nicht
genauer an. Sein Nasenrücken war leicht gebogen, sein Kinn markant, und sein Haar wellte sich leicht in der feuchtheißen Luft in dem Club. Ich dachte an die alte Weisheit der Dämonenkiller: Akzeptiere das Universum. Im Augenblick schien mich das Universum mit diesem rätselhaften Jäger nach draußen zu schicken.
Ich streckte ihm meine Hand entgegen und ignorierte, dass er seine Brust an meinen Rücken drückte. Meinetwegen konnte er sich ruhig über mich lustig machen.
Der Jäger ergriff meine Hand mit unerwarteter, aber sanfter Kraft. »Lizzie Brown«, stellte ich mich vor.
»Max Devereux.« Er gab sich weder Mühe, seine Befriedigung noch sein Interesse zu verbergen.
»Du willst mich?«, fragte ich ihn. Jetzt war Schluss mit den Spielchen.
Sein Druck auf meine Schultern verstärkte sich leicht. »Ja.« Seine bernsteinfarbenen Augen wirkten wie die eines Raubtiers.
»Du wirst mich nicht bekommen, wenn du nicht ab sofort ein hundertprozentig ehrliches Spiel mit mir spielst. Und selbst dann ist es noch nicht sicher, ob du mich haben kannst.«
Er lachte überrascht und erfreut auf. »Wir werden sehen.«
Auf dem Weg zu seinem Wagen schickte ich Großmutter rasch eine SMS. Habe den Jäger getroffen. Name ist Max. Bin bald zurück. Sie würde stinksauer auf mich sein, weil ich mit ihm gegangen war, aber ich musste jetzt meinem Bauchgefühl vertrauen. Außerdem hatte ich mich schon an schlimmeren Orten befunden als auf dem Vordersitz von Max’ schwarzem Mercedes.
Ich hoffte nur, dass Dimitri es verstehen würde. Ich hatte nicht sehr viel Erfahrung mit Männern, aber diejenigen, mit denen ich mich verabredet hatte, waren nicht annährend so cool und leidenschaftslos gewesen, wie sie vorgegeben hatten. Dimitri musste wissen, dass ich das für ihn tat, für uns. Sobald er nicht mehr vor Wut kochte, würde er es begreifen.
Max ließ sich auf den Vordersitz gleiten und zog die Tür mit einem gedämpften Klicken ins Schloss. Ich atmete den würzigen Geruch nach Leder ein, und mit einem Mal schien Max viel größer zu sein als zuvor. Er drehte den Zündschlüssel um und ließ den teuren, sanft schnurrenden Motor an – Lichtjahre entfernt von den dröhnenden Motorrädern, die mir in der Zwischenzeit ans Herz gewachsen waren. Gegen meinen Willen sehnte ich mich nach meinem leidenschaftlichen, tollen Freund.
»Warum hast du Dimitri angegriffen?«, fragte ich Max, während er den Arm über die Lehne des Beifahrersitzes legte und rückwärts ausparkte.
Das Leder knirschte, als er seinen Griff verstärkte. »Ist er dein Liebhaber?«
»Das geht dich nichts an«, blaffte ich ihn an.
»Wenn er es ist, dann hast du ein Problem«, erklärte er mit kühler Stimme.
Max’ Warnung hing in der Luft, als er aus der Garage fuhr und sich in den dichten Verkehr auf dem Strip einfädelte. Ich hatte nicht vor, dem Jäger Fragen über meinen Freund zu stellen. Er konnte mir von sich aus etwas erzählen oder es bleiben lassen. Darum bitten würde ich ihn auf keinen Fall.
Er hielt den Blick auf die Straße gerichtet, die Lichter des Strips tanzten über sein Gesicht. »Dimitri Kallinikos behauptet, ein Greif von edlem Geblüt zu sein, aber das ist er nicht.«
»Was?«, fragte ich verblüfft. Das verstand ich nicht.
Max warf mir aus dem Augenwinkel einen Blick zu. »Dimitri ist kein reinblütiger Greif. Er hat etwas von einem Dämonenkiller in sich. Natürlich streitet er das ab.«
Ich erstarrte auf dem Beifahrersitz, und mein Körper fühlte sich an wie ein großer, schwerer Klumpen aus Furcht.
Hatte ich nicht gewusst, dass das Konsequenzen haben würde? Seit es geschehen war, hatte ich versucht, nicht daran zu denken. Verflixt, es war erst eine Woche her, und ich konnte den Anblick von Dimitris Blut auf meinen Händen und das klaffende Loch in seiner Brust nicht vergessen. Er hatte so hart für mich gekämpft. Ich hatte ihn nicht sterben lassen können. Also hatte ich getan, was ich tun musste.
»Woher weißt du, dass er Dämonenkiller-Blut in sich trägt?«, fragte ich.
Mein einziger Zeuge war Großmutter gewesen. Sie hatte neben mir gekniet, als ich einen Teil meiner Essenz verwendet hatte, um Dimitris Leben zu retten. Bevor ich es tat, hatte sie mich gewarnt, dass man nichts umsonst bekäme. In diesem Augenblick war mir das egal gewesen.
»Ich kann es spüren«, erklärte Max und neigte den Kopf, als ob er mir mein Geheimnis vom Gesicht ablesen könnte. »Ich bin ganz sicher, dass es da ist. Ebenso sicher bin ich,
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