Daemonen kuesst man nicht
noch ein lebendes, atmendes Gerippe eines Dings , das ihm alles gab, was sie hatte. Und er nahm alles, bis fast nichts mehr übrig war.
Die Dämonin war nur noch ein Schatten der Kreatur, die sie einmal gewesen war, und klammerte sich wie eine lebende Hülle an ihren Henker. Immer noch voller Begehren, presste sie sich fest an ihn. Und dann brach sie in sich zusammen, und ihr Körper zerfiel zu feinem Staub.
Erst jetzt ließ er sie los. Ihre Asche wurde von einer unsichtbaren Brise davongetragen, und ihr papierähnliches schwarzes Kleid landete zerknüllt auf dem Boden. Sie war tot. Und er war … ein Monster.
Als ich schockiert den Blick hob, sah ich, dass der Jäger mich beobachtete.
Seine feuchte Unterlippe verlieh seinen harten Gesichtszügen etwas umwerfend Sinnliches. Seine bernsteinfarbenen Augen wirkten leicht abwesend und spiegelten einen Ausdruck der Nachsicht und – wenn ich das richtig deutete – Befriedigung wider.
Und die Dämonen draußen rührten sich nicht. Sie wussten es nicht.
Er neigte leicht den Kopf zu einer höflichen Begrüßung und beugte sich dann unangenehm nahe zu mir vor. Meine Finger an den Schleudersternen zitterten, während der Rhythmus der Musik mich im Diesseits festnagelte. Sein leichter, würziger Duft, gemischt mit dem Schwefelgeruch des Dämons, stieg mir in die Nase.
»So früh habe ich noch niemanden erwartet«, sagte er. Seine Stimme war heiser von dem Kuss. »Danke, dass du sie abgelenkt hast.«
Früh? Ich wich zurück. Es war bereits fast Mitternacht. Und was das anbetraf, was er gerade getan hatte … »Wer bist du?«
Sein strahlendes Lächeln, das seine Zähne aufblitzen ließ, erinnerte mich an Matt Damon und hätte mich vollkommen
entwaffnet, hätte ich nicht genau gewusst, wozu er fähig war. Er streckte mir eine Hand, die Handfläche nach oben gedreht, entgegen. »Du musst Lizzie sein.«
»Und wer bist du?«
»Nenn mich Max«, erwiderte er und legte seine warme Hand auf meinen Arm. »Komm mit mir, dann werde ich dir alles erklären.«
Ein verlockendes Angebot, wenn ich irgendeinen Grund gehabt hätte, ihm zu trauen. Meine Dämonenkillerin-Essenz schien ihn auf einer gewissen unangenehmen Ebene zu erkennen. Der Teil von mir, der nach einem Kampf gelechzt hatte, begriff, dass er auf meiner Seite stand. Trotzdem stimmte irgendetwas an ihm nicht. Und trotz dieser Vorstellung wusste ich immer noch nicht genau, wozu ein Jäger fähig war. Mit Dimitri war er gestern Nacht nicht gerade freundlich umgegangen.
»Tatsächlich habe ich zuerst einige Fragen«, erklärte ich und achtete darauf, den Augenkontakt zu halten.
Der Mann musste mir einiges erklären. Immerhin hatte er soeben einen Sukkubus wie einen Milchshake geschlürft.
Er neigte den Kopf zur Seite und musterte mich. »Wie auch immer. Ich schlage trotzdem vor, sofort zu gehen.«
»Weitere Sukkuben?«, fragte ich.
»Zum einen das. Und außerdem scheinst du Ärger mitgebracht zu haben.« Er deutete über meine linke Schulter.
Als ich mich umdrehte, sah ich Großmutter mit Ant Eater in der Nähe der Eingangstür diskutieren.
Gott schütze Amerika.
Das Letzte, was uns noch fehlte, war, dass Großmutter oder die Red Skulls verletzt wurden.
»Komm mit mir«, befahl er. Er legte seinen Arm um meine Schultern und schob mich durch die Menge in den hinteren Teil des Clubs. Unter seinem maßgeschneiderten blauen Hemd spannten sich seine Muskeln an – ganz der Soldat.
»Na klar.« Ich ging selten in Bars, und noch seltener verließ ich eine Bar in Begleitung eines fremden Mannes.
»Wir sind Seelenverwandte, Lizzie. Mach dir nicht die Mühe, das zu leugnen.«
Das konnte ich sehr wohl, und ich tat es auch. Wir mochten beide Dämonen töten, aber das war unsere einzige Gemeinsamkeit. Ich erhaschte einen Blick durch einen der Risse in seinem Hemd, die ihm der Sukkubus zugefügt hatte. Unheimliche weiße Kratzwunden, die in dem dämmrigen Club schwach leuchteten, zogen sich über seinen Körper.
Das war unmöglich. Mich hätte diese Kreatur zerfetzt.
Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen, viel zu intimen Lächeln. »Du kannst mich einer Leibesvisitation unterziehen, wenn du dich dann wohler fühlst.«
Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass das ebenso vernichtend sein konnte wie sein Todeskuss.
Der Mann konnte im wahrsten Sinne des Wortes Lakaien des Teufels verzehren. Das bedeutete nicht, dass er zu meinem Team gehörte, es gab ihm aber auch keinen Grund, mich zu töten.
Ich sah ihn mir
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