Daemonen kuesst man nicht
schnurrte er. »Glaub mir, wir lassen uns Zeit damit. Je länger dieser Laden geschlossen ist, umso besser. Kannst du dir vorstellen, wie schwer es ist, in einer Westernstadt voller Touristen einen Dämon ausfindig zu machen?«
Ich schauderte bei dem Gedanken daran.
Dimitri warf einen prüfenden Blick in die Badewanne. »Würdest du mir verraten, was du da zusammenbraust, Gertie?« Die Wanne war ein Drittel voll mit einer blassroten Flüssigkeit. Darin schwammen Baumrinde, einige Blumen und, wie ich annahm, Fuchskrallen. Er tauchte einen Finger in die Schmiere und hielt ihn dann ans Licht. Seine Miene verfinsterte sich, als er Großmutters grimmigen Blick sah.
»Keine Zeit, Sherlock. Wir müssen euch beschützen.« Sie
klemmte sich den Fuchs unter den Arm und zog einen alten Abfalleimer, in dem Streifen von der Bettdecke steckten, unter dem Waschbecken hervor.
Dimitri verzog hinter ihrem Rücken das Gesicht. Zumindest stritten sie sich nicht.
»Hm.« Parate stellte sich auf die Hinterbeine und linste in die Badewanne. »Riecht nach Erdbeeren und Laub.«
Dimitri zog Parate sanft zur Seite und warf Großmutter einen strengen Blick zu. »Ich hoffe, du braust hier keine Gedankenbeeinflusser. Selbst wenn du genügend Feuerkraft erzeugen könntest, um einen Dämon zu beeinflussen, hast du nicht die richtige Ausrüstung und die nötige Entlüftung.«
»Das weiß ich«, entgegnete Großmutter barsch. »Wir hätten beinahe Scarlets Hütte in die Luft gejagt, als wir es ausprobierten. Das da ist ein unsichtbarer Zauber, der die Dämonen davon abhält, die Aura des Hexenzirkels einzuschließen.«
Sie warf einen Blick in das Medizinschränkchen an der Wand. »Tja, ich finde keine getrockneten Schutzstoffe. Wahrscheinlich hat Bob sie aufgebraucht. Er wollte für jede Speiche an seinem Rollstuhl einen Schutz haben.« Großmutter setzte den Fuchs auf einen Handtuchhaufen und bedeutete uns mit einer Handbewegung, das Badezimmer zu verlassen. »Jetzt beeilt euch, sonst kann ich euch ebenso gut eine Zielscheibe auf die Stirn malen.«
Ich berührte ihren Arm. Der Stress der Reise war nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten, und sie wirkte so abgespannt wie nie zuvor. »Was im Hotel passiert ist, tut mir leid.«
Sie zuckte die Schultern. »Was vorbei ist, ist vorbei«, meinte sie und schob mich zur Tür hinaus. »Ehrlich gesagt, fand ich es gar nicht so übel, dass du ein wenig Rückgrat gezeigt hast.«
Sie führte uns in das tropfende Zimmer. »Schnappt euch ein paar Schutzmittel.« Großmutter pflückte eine Handvoll
durchtränkter Streifen der Bettdecke von der Leine über ihrem Kopf und reichte sie Dimitri. »Die Dämonen werden euch erst entdecken, wenn sie euch tatsächlich sehen können. Bindet euch die Streifen um die Armgelenke, wo der Puls am stärksten und das Blut am wärmsten ist. Nehmt euch Ersatz mit, so viel ihr tragen könnt.«
Ich hoffte, diese Dinger waren mittlerweile ein wenig abgekühlt. Als ich einen der Streifen in die Hand nahm, hatte ich das Gefühl, meine Finger in einen Topf mit flüssigem Nitrogen gesteckt zu haben. »Heiliger Bimbam!« Ich zog rasch meine Hand zurück. Mein Wicked-in-Winchester-Nagellack löste sich auf – ebenso wie die oberste Schicht meiner Haut. Gütiger Himmel. »Worin hast du Dinger eingeweicht?«
Großmutter reagierte kaum, und das verriet sie ebenso wie die Röte, die sich auf ihrem Hals ausbreitete. »Ich habe einen antidämonischen Zauber verwendet.«
»Verflixt.« Ich kämpfte dagegen an, mich zusammenzukrümmen, und hob meine Handflächen in die Höhe.
Großmutter ignorierte die flammend roten Brandwunden an meinen Fingerkuppen, als sie mein Handgelenk packte und meine gezeichnete Handfläche betrachtete. Die wirbelnde 666 hatte sich wie eine Narbe tief in meine Haut eingegraben; die Ränder waren immer noch ausgefranst und rosa.
»Hast du das gewusst?«, blaffte sie Dimitri an.
Er spannte seine Kiefermuskulatur an. »Natürlich habe ich das gewusst«, erwiderte er knapp. »Ich bin bei Lizzie geblieben.«
»Sag mir alles über das Zeichen«, forderte ich, bevor die beiden mit den Fäusten aufeinander losgehen konnten. »Ich verlasse mich auf deine Aufrichtigkeit.«
Sie umklammerte meine Finger mit den ihren. »Du willst die Wahrheit hören?« Ihre blauen Augen funkelten wütend. »Kannst du haben. Was, zum Teufel, glaubst du denn?«
Ich entriss ihr meine Hand. »Ich habe nichts getan.«
Großmutter sah mir prüfend
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