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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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feststellte.
    Kimi hob die Hände vor das Gesicht und ließ sie langsam herunterfallen, um eventuelle Schäden an seinem Aussehen nur schubweise zu sehen zu bekommen. Zu seiner
    Erleichterung lag das Haar glatt am Kopf, anstatt in lächerlichen Zipfeln emporzuragen.
    Andererseits war nicht die geringste Spur von Glitzergel zu entdecken, was ein wenig schade war, denn so ohne alles verlieh ihm das schwarze feine Haar etwas Kindliches. Umständlich strich er die Ponyfransen zur Seite, doch das machte es nur noch schlimmer. Jetzt sah er aus wie ein Unschuldslamm. Allerdings brauchte er sich gar nicht groß nach Abhilfe
    umzuschauen, denn weder Ella noch Gabriel besaßen Stylingprodukte, und sein eigenes
    Zeug lagerte in einer Schatzkiste in seinem Zimmer. Hier gab es nur nach Orangen duftende Seife und Zahnpasta. Auch in dieser Hinsicht hielt sich der Traum strikt an die Wirklichkeit –
    was für ein Elend!
    Mit einem Seufzen blickte er in sein ungeschminktes Gesicht und zuckte unwillkürlich zusammen. Normalerweise war da zumindest immer ein schwarzer Kranz um die Augen.
    Selbst verschmiert war ihm das lieber als diese schockierende Nacktheit. Er konnte gar nicht sagen, wann er sich das letzte Mal ohne Make-up betrachtet hatte. Doch … konnte er. Das war in einem Leben gewesen, in dem er noch Konstantin hieß. Mist, blöder Gedanke. Am liebsten hätte er die Hände wieder vors Gesicht geschlagen, aber so weit wollte er sich dann doch nicht gehen lassen. Schließlich hatte er seinen Stolz.
    Als würde er einen Stachel im eigenen Fleisch herumdrehen, musterte er sich. Dabei
    ratterte er eine endlose Liste der Dinge ab, die er an sich nicht ausstehen konnte. Irgendwie beschlich ihn dabei der Verdacht, diese Unart von Liv übernommen zu haben, mit dem
    Unterschied, dass seine Mutter die Fehler der anderen auflistete, während er seine eigenen Makel registrierte. Er sah seine Mitmenschen zwar nicht durch eine rosarote Brille und konnte ungefähr 99 Prozent von ihnen nicht ausstehen, aber wenigstens glaubte er sich nicht außerhalb der Gruppe der Verwerflichen. Er war ein Nichts, und weder Make-up noch der irrste Haarschnitt würden daran etwas ändern.
    Voller Abscheu stierte Kimi sein Spiegelbild an.
    Zumindest rechnete er damit, dass sein Blick voller Abscheu sein würde.
    Nur war er das nicht.
    Da war Neugierde, von der Art, wie ein Kleinkind einen Käfer beobachtet.
    Verwirrt blinzelte Kimi. Dann noch einmal, denn wenn er sich nicht sehr getäuscht hatte, dann beobachtete ihn sein Spiegelbild weiterhin, ohne mit der Wimper zu zucken. Bewusst langsam drehte er den Kopf, und auch das Spiegelbild drehte den Kopf, bis sein Gesicht im Profil zu betrachten war. Sie ließen einander nicht aus den Augen.
    »Alles bestens, das habe ich mir wohl nur eingebildet«, murmelte Kimi.
    Aber das stimmte nicht. Denn anstatt die Lippen synchron
    zu bewegen, zog sein
    Spiegelbild eine Braue hoch.
    Mit einem leisen Schrei schreckte Kimi zurück.
    Sein Spiegelbild blieb an Ort und Stelle. Dann hob es die Hand und berührte von seiner Seite aus die Spiegeloberfläche.
    Irrer Traum, dachte Kimi, traute sich jedoch nicht, diese Feststellung laut auszusprechen.
    Das Spiegelbild rührte sich nicht, sondern hielt an seiner Position fest. Das sah schwer nach einer Aufforderung aus … Ohne sich dessen bewusst zu sein, begann Kimi an seinem Daumennagel zu knabbern. Schließlich legte er seine Hand auf die des Spiegelbildes. Nichts geschah – außer dass der andere zu lächeln anfing.
    Irgendwoher kenne ich dieses Lächeln, schoss es Kimi noch durch den Kopf, dann war er anderweitig beschäftigt, denn das Spiegelbild führte seine freie Hand an seinen Hals und streichelte die Kehle entlang. Augenblicklich wurden Kimis Knie weich, als er eine zärtliche Berührung an seinem Hals wahrnahm, obwohl da nichts war.
    Ungläubig starrte er den Jungen an, der sein Gesicht trug und doch so ganz anders aussah mit seinem reinen Antlitz, den weich am Kopf liegenden Haaren und dem kalten Lächeln auf den Lippen.
    Unterdessen wanderten die Geisterfinger weiter über Kimis Haut, folgten der Spur, die sein Spiegelbild vorgab. Während Kimis Atem immer schneller ging, beobachtete er, wie das Spiegelbild spielerisch sein Piercing umkreiste. Seine eigene Haut zog sich an genau dieser Stelle erwartungsvoll zusammen. Dann berührte das Spiegelbild den Silberring, und Kimi konnte nicht anders, als sich auf das marmorne Podest vor dem Spiegel zu stützen,
    peinlichst

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