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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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darauf bedacht, den Kontakt zu der anderen Seite des Spiegels nicht zu
    unterbrechen. So verrückt die Wendung in diesem Traum auch sein mochte, er wollte auf keinen Fall, dass die erregendenBerührungen aufhörten. Er wollte, dass die unsichtbaren Finger weiter über seinen Körper wanderten, ihn liebkosten, ihn spüren ließen, wie grandios es war, verführt zu werden.
    Als könnte es seine Gedanken lesen, gab sein Spiegelbild den Silberring frei, kaum dass die Wirkung nachzulassen drohte. Für einen schrecklichen Moment war Kimi wieder allein in seiner Haut. Das Spiegelbild kletterte auf das Podest, sodass nun dessen gesamter Körper zu sehen war und nicht nur der Torso. Verwirrt und fasziniert zugleich entdeckte Kimi, dass ihr Treiben auch an seinem Abbild nicht spurlos vorbeiging. Quälerisch langsam glitt die Hand des Spiegelbilds hinab zwischen seine Schenkel. Ehe Kimi die Nerven verlor und bei sich selbst zugriff, umfasste sie endlich die Erektion. Augenblicklich legte sich auch ein fester Griff um Kimi, und sogleich stand fest, dass die Geisterhand den Job eindeutig besser machte.
    Für einige Herzschläge rührte sich keiner von beiden, sie waren vollkommen erstarrt. Dann begann die Hand des Spiegelbilds sich zu bewegen, allerdings auf eine Weise und in einem Tempo, die Kimi fremd waren. Trotzdem passten sie perfekt zu seinen Bedürfnissen, und sein Körper wiegte sich von ganz allein zu dem Rhythmus der Spiegelhand. Ein leises
    Stöhnen kam über seine Lippen, das Spiegelbild dagegen lächelte unbeeindruckt weiter, und seine Wangen verfärbten sich auch nicht rot, obwohl Kimis mittlerweile glühten.
    Es war diese distanzierte Neugierde seines Gegenübers, die Kimi schließlich stutzig
    machte, obwohl alles in ihm nach Befriedigung strebte. Er kannte diesen Ausdruck, er hatte ihn an einem anderen gesehen … Dann fiel es ihm plötzlich ein – und der fordernde Griff um sein Geschlecht war vergessen.
    Der Gabriel in seinem Traum, der ihn auf diese verwirrende Weise geküsst hatte, hatte dasselbe Lächeln getragen.
    Erschrocken von dieser Parallele, riss Kimi seine Hand von der Spiegeloberfläche und sah, wie das Lächeln seines Gegenübers sich in einen stummen Schrei verwandelte. Auch wenn Kimi keinen Laut hörte, so war er sich sicher, dass es ein Wutschrei war. Er wollte
    zurückweichen, doch es ging nicht. Eine Ranke hatte sich aus dem Bodenmosaik gelöst und sich um seinen Fuß gewickelt. Sobald Kimi begriff, was ihn gefangen hielt, spürte er ein Brennen an der Stelle, wo die moosgrüne Ranke auflag. Als würde sie Wurzeln in seine Haut treiben.
    Plötzlich drang ein Luftzug durch das offene Fenster und trug vereinzelte Töne eines Musikstücks mit sich. Dann erklang eine blecherne Singstimme:
    I saw the mirror starin’ back at me.
    Diese Zeile wiederholte sich immerzu.
    Sie war aus seinem Lieblingssong, wie Kimi feststellte, jedoch entfremdet und irgendwie krank.
    Mit einem Rucken wollte er die Ranke abschütteln. Dabei tat er sich jedoch nur selbst weh, denn die Ranke gab nicht einen Millimeter nach. Stattdessen wanderte sie an seinem
    Schienenbein empor, trieb Verästelungen aus, die seine Haut mit einem grünen Muster
    überzogen. Vollkommen außer sich, versuchte Kimi die Ranke, die sich seinem Schenkel entgegenschlängelte, mit den Händen aufzuhalten, doch er konnte nicht einmal eine
    Erhebung mit den Fingernägeln ertasten, obwohl er den brennenden Druck spürte.
    It said I gave you these scars,
    And I gave you these wounds .
    In der Zwischenzeit war sein Spiegelbild von dem Podest gestiegen und betrachtete das Schauspiel mit verschränkten Armen.
    Als sich eine weitere Ranke aus dem Bodenmosaik löste und Kimis anderen Fuß
    umschlang, sodass er das Gleichgewicht verlor und sich gerade noch am Podest abfangen konnte, brüllte er sein Abbild an: »Hör auf damit! Ich will das nicht, lass mich aufwachen.«
    Das Spiegelbild hauchte gegen seine Seite der Scheibe, dann schrieb es mit dem
    Zeigefinger auf das beschlagene Glas:
    Du hast doch davon geträumt, verführt zu werden. Genieß es.
    »Ja, ich habe davon geträumt. Aber nicht so«, erwiderte Kimi, dem Tränen in die Augen stiegen. »Auf diese Art will ich das nicht.«
    Das Spiegelbild beugte sich vor, um das Wuchern der Ranken besser beobachten zu
    können. Als es wieder aufblickte, waren seine Augen nicht länger grün-braun gesprenkelt wie Kimis, sondern grau. Von diesem vertrauten und zugleich fremden Grau, von dem Gabriels Augen

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