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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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was ich kriegen kann.«
    »Dann lass mich erst einmal herausfinden, was ich dir geben kann, ohne dass du mir zu nahe kommst.«
    »Plötzlich so zurückhaltend? Dabei haben wir uns bei unserem letzten Treffen doch
    hervorragend verstanden.«
    Ella zog die Augenbrauen hoch. »Ja, das hat wirklich Spaß gemacht. Mir hat übrigens der Teil am besten gefallen, in dem du in Scherben zersprungen bist. Wenn du dieses Mal
    allerdings lieber darauf verzichten möchtest, würde ich vorschlagen, dich von mir
    fernzuhalten. Das hier ist immer noch mein Traum.«
    »Ja, noch ist er das«, fügte der Inkubus keineswegs beeindruckt hinzu. In seinen Augen funkelte es vielmehr belustigt.
    Einen Abstand zu dem Inkubus wahrend, trat Ella an die Wassernaht. Leider wurde sie
    enttäuscht: Der Weiher spiegelte nur den Nachthimmel mit seinem überreifen Mond wider.
    Trotzdem ließ sie sich nieder und durchbrach mit der Hand die glatte Oberfläche. Nichts geschah. Rein gar nichts. Warum? Sie hätte alles darauf gesetzt, dass der Spiegel des Weihers die Pforte in das Reich war, durch das Gabriel irrte. Gegen ihren Willen musste sie schluchzen.
    Die Nymphe, die hüfttief im Weiher stand, beugte sich Ella entgegen und berührte ihre nassen Fingerspitzen.
    Mit einem Schlag veränderte sich Ellas Wahrnehmung.
    Verwundert blickte sie sich um, als die Geräusche des Gartens sich plötzlich in Musik verwandelten, vielschichtig und betörend. Die Farben der im Dunkeln liegenden Blätter und Grashalme verwoben sich zu einem Gemälde, und die Gerüche von Erdreich, Flora und
    Fauna waren ein Universum für sich. Details, wie die unscheinbaren Blüten des
    Zyperngrases zwischen den Findlingen oder der Insektenflug über dem Weiher, wurden so komplex, dass es für ein ganzes Leben genug zu entdecken gab. Und trotzdem ertrank Ella nicht in diesem Überfluss der Eindrücke. Sie nahm alles wahr und war zugleich ein Teil davon.
    Erst als die Nymphe die Berührung löste, begriff Ella, dass es ein geliehener Blick gewesen war. Für einen wundervollen Moment hatte sie die Welt aus den Augen dieses Naturgeists gesehen.
    »Unwiderstehlich, nicht wahr?« Die Worte des Inkubus erklangen direkt neben ihrem Ohr.
    Ella verlor vor Schrecken fast das Gleichgewicht. Sie hatte nicht mitbekommen, dass er neben sie getreten war. Im Bann der Nymphe hatte sie nicht nur das Zeitgefühl verloren, sondern sogar vergessen, wer in ihrer Nähe lauerte. Im letzten Moment fing sie sich und richtete sich umständlich auf, um den Inkubus ja nicht versehentlich zu streifen. Wenn sie nur einmal wankte, würde sie ihn zwangsläufig berühren. Andererseits wollte sie aber auch nicht zu offensichtlich zurückweichen und damit ihre Furcht eingestehen.
    »Ja, das ist es. Jetzt verstehe ich noch besser, warum Gabriel so viel aufgegeben hat, um durch die Träume anderer Menschen zu wandeln. Wenn der eigene Traum schon so
    faszinierend ist, wie muss es dann erst sein, auch die der anderen kennenzulernen?«
    Der Inkubus musterte sie voller Interesse. Undeutbar, was ihn mehr begeisterte: ihr
    Geständnis, dass die Gabe, die er ihr verleihen konnte, einen Reiz auf sie ausübte, oder dass sie schon bald den gleichen Weg wie Gabriel beschreiten würde.
    Aus der Nähe fiel Ella auf, dass seine Augenpartie markant hervorstach. Es waren Gabriels Augen – aber mehr , als habe sie jemand nachgemalt. Und tatsächlich: Auf den Lidern lagen Bronze und Jade, die Wimpern waren elegant geschwungene Kohlestriche, das Weiß
    bestand aus schimmerndem Perlmutt. Diese Augen waren ein wahrhaft bestechender,
    kunstvoller Rahmen. Alles andere, selbst Gabriels vorwitzige Oberlippe, trat dagegen in den Hintergrund. Nur die graue Farbe der Iris war die gleiche wie immer, als könne der Inkubus ihr nichts zufügen. Aber etwas lag hinter diesem Grau, zog abwartend seine Runden, hungrig auf Beute hoffend. Diese Augen, begriff Ella, sind auch zwei Seen. Was hinter ihrer
    Oberfläche auf der Lauer lag, wollte sie lieber nicht herausfinden. Mit letzter Kraft wendete sie den Blick ab.
    »Du bist hartnäckig«, verkündete der Inkubus, weniger tadelnd als amüsiert. »Dabei hast du mich doch eingeladen, jetzt musst du dich mir nur noch hingeben. Es würde dir gefallen, ganz bestimmt.«
    Allein bei der Vorstellung durchlief Ella ein Schauder. Eiskalt und brennend heiß zugleich.
    »Ich will mich eben nicht zu schnell von dir einfangen lassen. Wenn du meinen Traum erst einmal an dich gerissen hast, dann ist es nicht mehr der

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