Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
wirklich war?
    »Es gibt eine Regel: Man kann nicht Traum sein und zugleich träumen«, erklärte der
    Inkubus. »Gabriel hat sich dazu entschieden, mir meinen Lohn vorzuenthalten. Stattdessen hat er sich in einem Traum versteckt, und dort hätte er eigentlich bleiben müssen. Denn er ist kein Mensch mehr, aber er ist auch nicht wie ich. Bei dem Versuch, den Traum zu verlassen, ist er zwangsläufig in der Grenze stecken geblieben. Nun kann er weder vor noch zurück.«
    Ja, das hatte Ella gesehen. »Ich muss ihn also finden und ihm den Weg in meinen Traum zeigen.«
    Der Blick des Inkubus war prüfend, und einen Moment lang glimmte eine Spur von Achtung auf. »Genau so ist es.«
    Plötzlich erstarb das Lied der Nymphe, und als Ella in ihre Richtung blickte, lag auf dem Findling nicht mehr als vertrocknetes Laub. Der Inkubus hielt seine Hand vor den Mund und blies, sodass es aufwirbelte. Einige der durchscheinenden Blätter verschwanden im
    Farndickicht, andere taumelten durch die Luft und landeten auf dem Weiher. Eine
    unsichtbare Hand griff nach ihnen und zog sie ins Dunkle.
    Die beiden Nymphen sind vergangen, nun bin nur noch ich da, schoss es Ella durch den Kopf. Aber auch ich muss gehen. »Es ist an der Zeit für mich«, sagte sie laut, um ihre Angst zu überspielen. »Du hast gesagt, du wärst zu einem Tauschhandel bereit. Was willst du dafür, dass du mir den Weg in das Grenzgebiet weist?«
    »Einen Traum natürlich.«
    »Du willst meinen Garten«, versuchte Ella, den Inkubus festzulegen. Sie war nicht ganz bei der Sache, denn eine Beobachtung lenkte sie ab: Die obersten Blätter der Bäume verfärbten sich rotgolden. Der Morgen kündigte sich an.
    »Ich bin mir nicht sicher, was ich wirklich will.« Als ahnte er nichts von ihrer Ungeduld, streichelte der Inkubus über Ellas Seitenlinie. Unter der Kälte seiner Berührung erstarrten die Blüten auf ihrem Gewand und verwandelten sich in Eisblumen. »Eigentlich gefällt mir dein Garten sehr gut, wie er ist. Wie wäre es, wenn wir uns in deinem nächsten Traum erneut treffen und weiterverhandeln? Das würde mir gefallen. Dieses Reich birgt noch so viele Plätze, die ich gern an deiner Seite betreten würde. Für Gabriel macht es in seinem Zustand keinen großen Unterschied, wenn er noch auf seine Rettung warten muss.«
    Mittlerweile hatte die aufgehende Sonne die Baumwipfel in Brand gesteckt. Zuerst dachte Ella, es wäre lediglich die intensive Farbe der Blätter, die unter den Strahlen erleuchteten.
    Doch es war ein echtes Feuer, das diesen Ort zu vernichten drohte.
    »Schon verrückt«, bestätigte der Inkubus, der nun auch auf die Zerstörung aufmerksam geworden war. »Das Erwachen von euch Menschen geht immer auf diese Weise vonstatten.
    Dabei wird es mitten in der Nacht sein, wenn du wieder zu dir kommst.«
    In ihrer Hilflosigkeit ballte Ella die Hände zu Fäusten. »Wir brauchen einen Handel, jetzt.«
    Der Inkubus strich langsam über ihre Schulter, als hätte er den brennenden Wald und ihren Handel ganz vergessen. Obwohl seine Berührung Ella einen Schauer aus Kälte und Glut
    über die Rücken jagte, langte sie nach seiner Hand und drückte sie weg. Widerwillig gestand sie sich ein, dass kein Mann je eine solche Reaktion in ihr hervorrufen würde, auch wenn sie noch so sehr in ihn verliebt war. Die Macht des Inkubus war nicht zu unterschätzen. »Bitte nicht«, brachte sie mühsam hervor, die Sehnsucht ignorierend, die seine Hände hervorriefen.
    »Gut«, lenkte der Dämon ein. Er senkte seine Hände, auf denen ein Hauch golden
    schimmernder Blütenstaub haftete. »Ich verschaffe dir den Eintritt in das Grenzgebiet, das den Traum vom Erwachen trennt. Außerdem werde ich dir ein Geschenk mit auf den Weg
    geben, das dir helfen wird, die Grenze nicht nur im wachen Zustand zu überschreiten, sondern auch wieder zurückzukehren: ein Stück meiner Dunkelheit, die mich vor dem
    Erwachen bewahrt. Deinen Gabriel zu finden und ihn dazu zu bringen, dass er auch mit dir gehen will, wird sowieso die größte Herausforderung darstellen. Der musst du jedoch allein entgegentreten. Erst wenn du wieder hier im Garten bist, werde ich dir den Preis für meine Hilfe benennen.«
    »Das ist nicht fair!«, schrie Ella.
    Das Sonnenfeuer hatte die Grenze des Waldes erreicht und versengte bereits die Farne.
    Rasch leckte es das Grün zwischen sich und dem Weiher auf, in dem die Lichtreflexe so aufgebracht tanzten, dass Ella schützend die Hand vor die geblendeten Augen legte. Gleich

Weitere Kostenlose Bücher