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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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würde es das Ufer erreicht haben. Mit ihm breitete sich der Geruch von verbrannter Myrte aus.
    Der Inkubus zuckte mit den Schultern. »Fair oder nicht, es ist ein Angebot. Es ist deine Entscheidung, ob du es annimmst.«
    Obwohl Ella innerlich fluchte, sagte sie: »Ich nehme es an.«
    Mit einem erschreckend unmenschlichen Lächeln auf dem Gesicht riss der Inkubus Ella an sich, presste seine eisigen Lippen auf ihre und drängte in ihren Mund. Sie spürte jedoch nicht seine Zunge, sondern einen Schwall Dunkelheit, der sich in sie ergoss. Die Welt um sie herum mochte brennen, aber sie war erfüllt von Schwärze. Als läge sie auf dem dunklen, kalten Grund des Weihers.
    -
    Ich bin ich.
    Ich bin jemand. Das steht fest.
    Ich bin jemand, der den Weg nicht findet. Auch das steht fest.
    Aber wo kein Weg ist, ist eben kein Weg.
    Und offenbar auch keine verrinnende Zeit. Ob ich nun gerade erst in diesem gleißenden Licht angekommen bin oder schon vor einer Ewigkeit – es spielt keine Rolle.
    Ich bin …
    Ich …
    Da ist ein Geräusch. Ein Knacksen. Ein Zerbersten. Ganz bestimmt.
    Und dann begreife ich es: Die unerträgliche Helligkeit, in der ich gefangen bin, beginnt zu zersplittern. Sie bricht auseinander wie eine Eierschale.
    Wie ein Neugeborenes werde ich brutal hinausgedrängt, in eine Welt aus sich scharf abzeichnenden Formen und geraden Linien.
    Meine Umgebung ist mir vollkommen unbekannt.
    Ist das der Weg, nach dem ich gesucht habe?
    In der festen Überzeugung, dass es so sein muss, sehe ich mich um. Grau in grau und dazu diese Linien. Dann bleibt mein Blick unvermittelt an einer Gestalt hängen. Ein Fremder mit grauen Augen. Die gleiche Farbe wie alles um mich herum. Er sieht mich verwirrt an.
    »Wo geht es lang?«, frage ich leise.
    Seine Lippen bewegen sich stumm. Ich kann ihn nicht verstehen. Also mache ich einen Schritt auf ihn zu und er auf mich. Wir strecken einander die Hände entgegen und berühren uns.
    Berühren uns nicht.
    Da ist etwas zwischen uns, das ich nicht mag und er noch weniger. Eine kalte Grenze.
    Wir können einander nicht helfen, wir sind beide gefangen.
    Ich schreie vor Verzweiflung, obwohl es mir nicht helfen wird.
    Meine Lage ist hoffnungslos.

Kapitel 37
    Tanz auf Glas
    Es sollte kalt sein.
    War es aber nicht.
    Die Dunkelheit in Ellas Innerem wurde zu ihrem Äußeren: undurchdringlich und leer
    zugleich. Ein Nichts, das kraft eines dämonischen Willens ins Weltall geschossen worden war. Dort trieb sie nun umher, schleichend oder vielleicht auch schnell wie das Licht. Sie wusste es nicht. Ihre Sinne waren taub, auch ihr Gleichgewichtssinn ließ sie kläglich im Stich.
    Sie wusste nur eins: Der Inkubus war fort, seine Umarmung lediglich eine Erinnerung. Dann löste sich der Kokon, in dem sie sich gefangen glaubte, allmählich auf. Das Licht kehrte zurück und gab der Welt Konturen. Ella fand sich in einem beengten Gang wieder, der sich in weiter Ferne verlor.
    »Willkommen im Labyrinth«, flüsterte Ella und hängte ein frustriertes »das sah schon von oben verwirrend und riesengroß aus« an. Ohne die Hoffnung auf einen Fingerzeig, der ihr den Weg wies, drehte sie sich um die eigene Achse. Wenigstens war das einzig
    Erschreckende, das der Gang zu bieten hatte, seine schiere Endlosigkeit. In Ermangelung einer besseren Idee, ging sie los.
    »Gabriel, kannst du mich hören?«
    Ihre Worte prallten an den ebenmäßig grauen Wänden ab,jagten davon. Doch ganz gleich, wie angestrengt sie lauschte, eskam keine Antwort. Das Labyrinth lag in Stille, nur Ellas Füße auf dem glatten Grund verursachten ein Geräusch, sodass sienicht völlig das Gefühl hatte, in einer unheimlichen Blase gefangen zu sein. Eine winzige Figur in einer Glaskugel, die der Inkubus mit seinem sardonischen Lächeln beobachtete.
    Irgendwann hörte Ella auf, über ihre Situation nachzusinnen, sondern lief einfach durch die sich gelegentlich verästelnden Gänge, die alle gleich aussahen und bei denen es sich vielleicht sogar stets um ein und denselben handelte. Immer wieder rief sie Gabriels Namen, bald jedoch mit zunehmend schwindender Hoffnung, denn sie fand nie einen Hinweis, dass ihre Rufe ihn erreichten.
    Wie hatte der Inkubus dieses Reich genannt? Eine Grenze, die zwischen Träumen und
    Erwachen lag, zwischen Dunkel und Hell. Ein verwirrendes Netz, das der menschliche Geist durchwandert, um wieder in die Realität zurückzukehren. Und sie war auf der Suche nach jemandem, der diese Grenze nicht länger passieren durfte. Der

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