Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
Gesellschaft sehnst, aberRatten? Du solltest dir lieber einen echten Untermietersuchen. Der zahlt dann sogar Miete und pinkelt dir nichtungeniert aufs Parkett. Jedenfalls nicht, wenn du dir denrichtigen aussuchst.«
Obwohl sie es nicht wollte, musste Ella lachen. So ein abgehacktes Lachen, das eher nach einem Schluckauf klang. Langsam wurde daraus ein perlendes, geradezu befreites Geräusch und wirkte wie ein Bann gegen das Ekelgefühl, das sie beim Anblick der flinken Rattenpfoten überkommen hatte. Außerdem war ihre Erleichterung allem Anschein nach ansteckend, denn Kimi – Überraschung! –grinste breit.
»Du solltest heute Nacht wirklich bei uns schlafen, sonst bauen die Viecher sich glatt ein Nest in deinen Haaren«, setzte er noch eins drauf.
Ella musste sich vor Lachen den Bauch halten, aber als ihr ein paar neugierige Knopfaugen aus dem Mauerspalt entgegenblickten, machte sie einen Satz zurück, und Kimi knallte die Schranktür zu.
»Bäh«, sagte er und rieb sich seine für einen Jungen viel zu schlanken Oberarme, auf denen sich eine Gänsehaut ausgebreitet hatte. »Das war eben ganz klar eine
Kriegserklärung. Wir brauchen den Kammerjäger, und zwar sofort.«
»Was wir brauchen, ist eine Lebendfalle. Oder besser gleich eine ganze Ladung davon.
Aber lass uns das bitte woanders besprechen.« Der Ekel war mit voller Wucht zurückgekehrt, und Ella wollte ins Freie flüchten und die nächsten Stunden nicht wiederkehren, als Sören im Türrahmen auftauchte.
»Ich habe jemanden laut und spitz schreien hören. Ist Konstantin ein Nagel eingerissen?«
Sören öffnete die Schranktür unter der Spüle. »Ach nein, er hat ein paar von seinen
Bekannten getroffen.«
Der Witz kam nicht sonderlich gut an, wie Kimis vereiste Gesichtszüge bewiesen. Ohne seinen Vater auch nur eines Blickes zu würdigen, verließ er die Küche.
»Sören, hör mal. Du solltest wirklich liebevoller mit Kimi umgehen. Der Kommentar eben hat ihn verletzt«, setzte Ella an.
Doch Sören winkte ab. »Gefühlsduselei geht diesem Punk vollkommen ab. Der provoziert ständig, aber wehe, man schlägt einmal zurück. Dann ist Schmollen angesagt. Und was
dieses Rattenproblem anbelangt, so wette ich darauf, dass es keins ist. Schließlich gibt es in dem Haus nichts Anständiges zu fressen. Und woanders haben wir kein Nest gefunden. Eine ordentliche Portion Gift, und die Sache hat sich erledigt.«
Ella schüttelte vehement den Kopf. »Nein, kein Gift. Ich sagte eben schon zu Kimi, dass wir ein paar Lebendfallen aufstellen …« Weiter kam sie nicht, weil Sören sehr überzeugend den Kopf schüttelte.
»Das ist doch Blödsinn. Ratten sind dreckige Biester. Ich werde nicht erlauben, dass du eine weitere Nacht zwischen diesen Müllfressern verbringst.«
»Das habe ich ja auch nicht vor, aber deshalb muss man sie doch nicht gleich umbringen.
Nur umsiedeln …« Ella sah ein, dass sie hier nicht weiterkam. »Okay, lass uns den
Kammerjäger anrufen, der soll sich der Sache annehmen. Aber möglichst gewaltfrei und auf jeden Fall ohne Gift. Die Villa hat ein gutes Karma, das wollen wir doch nicht mit
scheußlichen Rattenmorden aufs Spiel setzen.«
»Himmel, Ella. Sag bloß, du bist immer noch Vegetarierin. Eigentlich sollte man meinen, dass sich solche Spinnereien mit der Zeit verwachsen. Jedenfalls hatte ich das gehofft, da Kimi uns das Leben mit seinem albernen Veganertum schwer macht. Mist, jetzt fange ich auch schon an, diesen schwachsinnigen Spitznamen zu verwenden.«
Ella schnaufte aufgebracht. »Das ist wirklich ganz toll von dir, dass du dein Kind und seine Ansichten so ernst nimmst. Halt, Moment, dieses Mal hast du ja nicht bloß auf Kimi, sondern auch auf mir rumgehackt. Seit wann bist du denn so ein Charmebolzen?«
»Tut mir leid, irgendwie ist es eben mit mir durchgegangen.« Sören ließ die Schultern hängen und blickte so geknickt drein, dass er Ella sofort leidtat. »Es ist nur so, dass Konstantin uns mit seiner Art das Leben nicht unbedingt erleichtert. Es ist ausgesprochen schwierig, mit einem Jungen umzugehen, der sein Zimmer mit perversem S&M-Comic-Kram dekoriert und jedes Mal eine Rocky-Horror-Picture-Show abzieht, wenn Geschäftspartner zum Abendessen kommen. Wenn man, wie du, Anfang zwanzig ist, nimmt man so ein
Verhalten locker, aber als Vater muss man sich entscheiden: entweder man lässt die
Provokationen abprallen oder wird zum Gewalttäter.«
»Das ist bestimmt hart, aber schau mal, Kimi ist ein
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