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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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dem Blatt behaupten, bei dem ihr Vater als junger Journalist zu arbeiten begonnen hatte, bevor er sich als Sachbuchautor selbstständig machte. Der Kontakt zu Harold Boysen, dem Chefredakteur und Urgestein der Zeitung, war in all den Jahren jedoch nie abgerissen.
    Der alte Herr hatte die Johansens sogar in VinesGrey besucht, nur um sich über Gott und die Welt zu beschweren. Nichts konnte eben mit seinem verqualmten Redaktionsbüro mithalten.
    Ella sah dem guten Harold Boysen seine knurrige Art gern nach, wenn er ihr nur die Chance auf einen Auftrag in Aussicht stellte. Schließlich war er der einzige berufliche Kontakt in Sandfern, den sie im Augenblick vorweisen konnte.
    Mit dem Unterarm wischte Ella sich über ihr erhitztes Gesicht, dann zog sie das Band nach, mit dem sie ihr Haar hochgebunden hatte. Mehr gab es nicht an ihrem Auftritt zu verbessern, es sei denn, sie würde ihre Klamotten komplett austauschen. Es geht um einen Job als Fotografin, führte sie sich selbst vor Augen. Da wird es doch quasi erwartet, dass man eine Spur zu leger aussieht. Lässige Kleidung gehörte zum ungeschriebenen Ehrenkodex ihrer Zunft, schließlich konnte man nie wissen, welche Termine im Laufe des Tages
    hereinschneiten: eine ausgestorben geglaubte Meisenart im Dickicht ablichten oder die überflutete Kanalisation, um die Unfähigkeit der Stadt zu dokumentieren, oder
    Shopeinweihung plus Häppchen.
    Mit entschlossener Miene schulterte Ella ihre Fototasche, die ihr jedoch sogleich von der Schulter rutschte, als sie ins Dunkel der kleinen Empfangshalle trat.
    »Kindchen, kann ich dir helfen?«, flötete eine hohe Frauenstimme.
    Ella blinzelte kurz, dann erkannte sie die Dame hinter dem Empfangstresen: Frau Senner, vor der sie das letzte Mal als Elfjährige gestanden hatte, als ihr Vater seinem Kumpel Boysen den Abschiedsbesuch abgestattet hatte. An Frau Senner hatten sich weder das
    Tweedkostüm noch die wackelige Turmfrisur geändert, wie Ella mit einem Schmunzeln
    registrierte. Ganz bestimmt duftete die gute Seele des Blattes nach Lavendel und hielt sich eine Katze namens Muschi-Mäuschen.
    »Ach, wenn das nicht die kleine Johansen ist.« Frau Senner klatschte begeistert in die Hände. »Hast dich aber kein Stück verändert, Mädchen. Sollten dir nicht langsam Brüste wachsen?«
    Nun, das war doch einmal eine Begrüßung. Ella musste schlucken, dann gestand sie sich ein, dass es ihr recht geschah. Frau Senner eine Katze namens Muschi-Mäuschen
    anzudichten, war nämlich auch nicht netter. »Ja, das bin ich, die kleine Johansen. Ich habe einen Termin bei Harold Boysen wegen eines Jobs als Fotografin.«
    Frau Senner machte eine abwehrende Handbewegung. »Bin doch vollkommen im Bilde,
    Schätzchen. Dein Papa hat gestern angerufen, und wir haben die Chance zu einer kleinen Plauderei genutzt. Machen wir ganz gerne mal, musst du wissen. Dein Herr Papa hat ja immer so spannende Geschichten über Australien zu erzählen. Mein Gott, ein Leben wie in einem Roman. Sehr aufregend. Na, jedenfalls weiß ich genau Bescheid über diese putzige Idee, die du dir in den Kopf gesetzt hast. Was soll ich sagen? Wenn man so jung ist, darf man ja noch Träume haben.«
    Obwohl es ihr auf der Zunge lag, traute Ella sich nicht nachzufragen, ob Frau Senner damit die altersschwache Villa oder ihr Vorhaben, als Freie zu arbeiten, meinte. Ohnehin war sie zu sehr damit beschäftigt, sich nicht zu Herzen zu nehmen, dass sie diese Chance den
    Kontakten ihres Vaters verdankte. In VinesGrey war das anders gewesen, da war jedes
    einzelne verkaufte Foto auf ihr eigenes Konto gegangen. Hier in Sandfern jedoch musste sie für einen Türöffner wie ihren Vater dankbar sein, auch wenn es ihrem Stolz arg zu schaffen machte.
    Als Ella Boysens verqualmtes Büro mit Aussicht auf die belebte Innenstadt betrat,
    erwartete sie eigentlich, sich die gleiche Begrüßung wie von Frau Senner anhören zu
    müssen. Doch für solche Nebensächlichkeiten hatte Boysen keine Zeit. Er telefonierte gerade, als sie eintrat. Das heißt, er schnauzte im Telegrammstil Anweisungen in den Hörer und aschte seine Zigarette über einer Kaffeetasse ab. Dann beendete er das Gespräch, ohne sich zu verabschieden, und nahm sie ins Visier.
    »Ah, Johansen. Schön. Gut angekommen? Freut mich. So, ich habe deinem Vater
    versprochen, dass ich mir mal ansehen werde, was sie dir bei diesem australischen
    Blättchen Ordentliches beigebracht haben.«
    Erneut musste Ella sich dazu zwingen, ihren Stolz

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